Sonntag, 14. Februar 2016

romney und rosenfasern


der kammzug aus romney und rosenfasern ist auch noch im januar fertig geworden. er ist nicht wirklich dick, mit einer lauflänge von etwa 230 meter auf 100 gramm. und so richtig körnig auch nicht, obwohl ich das gefühl hatte, ihn mit sehr viel drall versponnen zu haben. aber die farbe finde ich jetzt so gemischt schön.

dann musste ich noch ein bisschen in sachen rosenfaser recherchieren. ich habe ja meinen kammzug aus der spinnwebstube mit dem dezemberabo bekommen, und da ist die faser als eiweissfaser, genauer als regenerierte proteinfaser angegeben, wie sojaseide oder milchseide. woher die proteine bei soja oder milch herkommen ist mir einigermassen klar, aber rosen? also habe ich nochmal nachgefragt und tatsächlich handelt es sich um eine verwechslung: die faser wird, genau so wie milchseide, die wirklich eine proteinfaser ist, hergestellt, ist aber selbst eine zellulosefaser.

das passt auch zu dem, was ich an anderer stelle gefunden haben, rosenfaser ist eine zellulosefaser - genauer gesagt viskose. im forum der firma junghans fand ich dann noch den hinweis, dass die rosenfaser nicht aus rosenholz, sondern aus einer brasilianischen palisanderart hergestellt wird. bei "meiner" rosenfaser handelt es sich aber nach den herstellerangaben um vorwiegend aus rosenbüschen hergestellte zellulose. das spinnt sich doch gleich schöner!
aber eigentlich ist doch viskose - egal aus welchem ausgangsmaterial - immer chemisch gesehen derselbe stoff? zumindest macht da die eu-verordnung zur bezeichnung von textilfasern keinen unterschied. und hier taucht wieder der begriff "regenerierte zellulosefaser" auf. dieser begriff lässt sich aber relativ rasch klären: regeneriert bezieht sich darauf, dass die ausgangsfaser (vorwiegend holz) im verlauf des herstellungsprozesses zunächst in ihre chemischen bestandteile zerlegt und anschliessend wieder in faserform gebracht wird, indem sie durch düsen gepresst und so zu einem filament versponnen wird. wen es interessiert, kann das hier genauer nachlesen. man spricht deshalb auch von chemiefasern, englisch "man made fibers". für die hobbychemiker hab ich dann auch noch diese seite gefunden.

womit das thema rosenfaser geklärt wäre. (und der lateiner denkt schmunzelnd selbstironisch:  mundus vult decipi, decipiatur.)

mich aber beschäftigt weiterhin das thema milchfasern, meist milchseide genannt. (wie auch übrigens die viskose zunächst kunstseide genannt wurde, bis man erkannte, dass sie ganz spezielle eigenschaften hat, die sich nicht vor den "natürlichen" fasern hinter einem euphemismus verstecken müssen.)

ein bisschen verwirrt bin ich schon was da über die verschiedenen fasern im netz verbreitet wird. einerseits wird nahezu alles, was aus nachwachsenden rohstoffen produziert wird, stets als nachhaltig gepriesen (naja, über den inflationären gebrauch dieser vokabel lässt sich ja schon fast nicht mehr diskutieren...). wo die rohstoffe herkommen ist dann zweitrangig - allerdings wird zumindest die zellulose häufig aus restholz hergestellt. kaum einmal aber werden die während des herstellungsprozesses eingesetzten oder die am ende dessen anfallenden chemikalien berücksichtigt.

aber milch?
ein lebensmittel für dessen herstellung grosse mengen an ressourcen gebraucht werden? sicher kann man beim gebrauch von milch zur faserherstellung anführen, dass die verwendete milch ohnehin nicht als lebensmittel taugen würde - trotzdem macht das die sache an sich nicht besser. explizit wird die kolostralmilch gerade kalbender mutterkühe erwähnt - die bei einer nicht hochindustriell geführten mutterkuhhaltung eigentlich den kälbern zugute kommen müsste.
ganz abgesehen davon, dass dem daraus hergestellten produkt eigenschaften zugewiesen werden, die höchstvermutlich kaum nachzuweisen sein werden ... "Milchproteinfasern enthalten bis zu 18 Aminosäuren, die das Zellwachstum unterstützen und der Alterung der Haut vorbeugen. Sie regen die Blutzirkulation an, wirken gegen den Juckreiz der Haut und glätten sie." und dass dabei keine chemie im einsatz sein soll, kann ich auch kaum glauben, zumal sich keine konkreten hinweise zur herstellung der fasern finden lassen.
einen hinweis darauf, warum überhaupt solche neuen fasern entwickelt werden, habe ich in einem artikel in der zeit  gefunden - es ist die baumwolle, die immer knapper wird, jedenfalls im verhältnis zur weltweiten nachfrage. und da hört sich dann die sache mit der milchfaser auch nicht mehr so uninteressant an.

fazit: es bleibt kompliziert.


2 Kommentare:

  1. fu demm hanni mal im radi gkhört.s hett mi chlä grused.liäbi grüäss.

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  2. Sehr spannende Recherchen! Bei den ganzen neuen (oder pseudo-neuen) Fasern ist es ziemlich schwierig, an valide Informationen zu kommen, scheint mir. Wenn ich die Aussagen der Quellen, die du gefunden hast, mal mit gesundem Menschenverstand bewerte, dann kann ich mir Viskose aus Palisander, also einem teuren Tropenholz, nicht so richtig vorstellen - im allgemeinen wird schnell wachsendes, billiges Weichholz (Fichten, Eukalyptus) oder Bambus dafür verwendet. Viskose aus Rosenbüschen hätte ich ähnlich abgetan, aber dann fielen mir die Schnittblumenplantagen ein, die es irgendwo geben muss, und bei denen die Büsche bestimmt nach ein paar Jahren ausgewechselt werden. Und dann zu Holzschnitzeln geschreddert und zu Viskose verarbeitet? Allerdings habe ich die Herstellung von Viskose auch so verstanden, dass es egal ist, aus welcher Quelle die Zellulose stammt. Aber Viskose aus Rosen macht sich natürlich gut.
    Ich lese im Moment einige Fachbücher zu Materialkunde für die Ausbildung im Schneiderhandwerk, "Fachwissen Bekleidung" im Verlag Europa-Lehrmittel, Adebahr/Döring "Von der Faser zum Stoff" und Kießling/Matthes "Fachwörterbuch Bekleidung". Gibt es alles in vielen Auflagen, weil das wohl Prüfungswissen ist. Bei den ganz neuen Fasern sind die Bücher aber nicht besonders up to date.

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