Freitag, 18. August 2017

tschechien - teil drei

 nun, da heute schon die erste schulwoche um ist(, ich hier eigentlich auch mein gemüse zeigen sollte) und die badenfahrt beginnt, wird es zeit, den urlaubsrückblick abzuschliessen.

am abreisetag der jungmannschaft waren wir ja ohnehin relativ früh auf den beinen, und bis ich vom bahnhof zurückgekehrt war, hatten kai und die tochter schon ein wenig im ferienhaus aufgeräumt und alles für eine weitere einkaufsrunde bereit gemacht.
aber das einkaufen war nur der letzte teil des tagesprogramms! zuerst fuhren wir nach sloup v čechách, zur felsenburg einsiedlerstein. wobei auch hier muss man konkretisieren, wir fuhren ein bisschen darüber hinaus und wanderten dann hin.


der einsiedlerstein in sloup ist im grunde nur wieder so ein grösserer steinblock, wie sie in nordböhmen öfter mal vorkommen. und er ist doch mehr. um sloup herum gibt es eine ganze anzahl von höhlenwohnungen, die in mehr oder weniger historischer zeit, in den fels geschlagen wurden. und der einsiedlerstein ist eine davon. im mittelalter wurde als eine art höhenburg genutzt, seine heutige gestalt erhielt er erst in der barockzeit, als es "schick" wurde, sich einen einsiedler zu "halten". oder zumindest so zu tun.


der stein ist komplett ausgehöhlt und so beherbergt er nicht nur die zellen der einsiedler, sondern auch eine kirche...


... und eine inszenierung von teilen des leidensweg christi. (hier die nachtwache am golgathaberg).


 wir waren nicht zum ersten mal dort, vor vielen jahren haben wir schon einmal den einsiedlerstein besucht. und zu den lebendigsten erinnerungen an diesen besuch gehört die an dieses glaskunstwerk. ich habe mich sehr gefreut, dass es immer noch dort steht! auch wenn zumindest die scheibe für den herbst ausgewechselt worden ist und hier die gravur "podzim" fehlt.
 

 nach dem besuch der felsenburg, auf der man interessanterweise weder essen noch trinken darf, machten wir zuerst einmal rast an einer bude. wozu diese tschechische fahne mal gedient haben mag? auf jeden fall wurde am nebentisch heftig politisiert, keine chance mitzubekommen, um was es genau ging...


anschliessend erholten wir uns von unserer "wanderung" am badesee. die tochter lud ihren vater zum rudern ein. also eigentlich zum ruderbootfahren, aber schlussendlich musste er doch recht viel selbst rudern. nach dem einkaufen kamen wir dann spät nach hause, ich erinnere mich nicht einmal mehr, ob wir noch zu abend gegessen haben, was allerdings nach dem genuss von drei langosch mit knoblauch, ketchup und käse am badesee auch nicht mehr notwendig war...

so allmählich wurde uns bewusst, dass wir noch ein paar ideen für ausflüge oder auch dringende wünsche, welche orte zu besuchen wären, hatten, aber nicht mehr viele urlaubstage übrig waren. der nächste tag versprach wieder ein richtig heisser sommertag zu werden, gerade richtig also für den besuch des jestěd, den wir im april des vergangenen jahres eher nebelverhangen kennengelernt hatten. über land fuhren wir auf den berg, der nicht nur der ganzen gegend "podjestědi" seinen namen gibt, sondern auch fast immer sichtbar ist, zu.


 besonders markant macht ihn natürlich auch der sendeturm, der im jahr 1973 gebaut wurde.


im abendsonnenschein.


hier oben wurde aber auch ein bisschen tschechische geschichte geschrieben, denn noch vor dem turm stand hier eine einfache baude, eine wanderhütte, und schon damals machte man sich die ausgezeichnete lage zu nutze, von hier aus sendeten vaclav havel und jan triska die letzte radiosendung vor dem einmarsch der russen 1968, die nicht von diesen kontrolliert wurde. kurz danach wurde mit dem abbruch der baude begonnen und der neue sendeturm mit hotel und restaurant errichtet.


vieles am turm, der auch eine zeitlang geschlossen war und erst vor wenigen jahren von ein paar architekturenthusiaten wieder der öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, stammt original aus den siebziger jahren. leider nagt an all dem auch der zahn der zeit.  


und trotzdem macht es spass, die aussergewöhnliche architektur zu bewundern, hoffentlich noch recht lange.


nach dem abendessen  blieben wir noch ein bisschen auf dem gipfel, aber die sonne versank in den wolken, die chance auf einen schönen sonnenuntergang wurde immer geringer.


dafür wirkt das "kind vom mars" von jaroslav rona in diesem abendlicht besonders melancholisch. die thematische nähe zu david černys figuren am fernsehturm in prag liess uns kurz die beiden künstler durcheinanderwerfen.


 wer der urheber dieser kleinen mosaikfiguren an einigen gebäuden in der gegend war, liess sich hingegen nicht herausfinden.


 eine radtour noch - dieser wunsch führte uns noch einmal ins lausitzer gebirge, diesmal mit dem rad. vor bad oybin kamen wir an diesen steinen vorbei.



und oybin selbst, vor dieser kulisse, ist ein kurörtchen. zum kuchenessen, wenn man grosse kuchenstücke mag. uns zog es wieder weiter, ein zweites mal über den hauptkamm und zurück nach tschechien. so mühsam es manchmal sein kann, sprachlich, strassen- und schlaglochmässig, und weil vieles immer noch den charme des sehr abgenutzten sozialismus atmet, so viel wohler fühlen wir uns dort als im zuckerbäckerambiente. müsste man mal darüber nachdenken, warum das eigentlich so ist.

am anderen tag strapazierten wir dann nochmal unsere sympathie für unser urlaubsland auf einer kleinen reise nach liberec, nochmal mit der eisenbahn, die für grosse strecken, wie zum beispiel nach prag, irgendwie ausgedient hat. ferienhalber reist es sich dann aber doch ganz gut mit den überwiegend schienenbusartigen regionalzügen. die bahnhöfe sind manchmal einer schöner als der andere, ernsthaft gibt es einen wettbewerb für den schönsten bahnhof, den übrigens irgendwann auch jablonne gewonnen hat. dann wieder gibt es verlassene aussteigestellen, die man nicht unbedingt benutzen will. in liberec ist der bahnhof ein bisschen ausserhalb, wir nutzten die tram, um in die stadt zu kommen, nur weiter kamen wir mit ihr nicht mehr. der tramchauffeur forderte uns zum verlassen des verkehrsmittels auf, dass wir auf einen ersatzbusverkehr umsteigen sollten, wollte er uns touristen nicht erklären. irgendwann fanden wir es selbst heraus und fuhren richtung zoo, zur regionalgalerie im ehemaligen franz-josephs-bad. 


 leider überzeugten uns die ausstellungen diesmal nicht so sehr, darum spazierten wir weiter in richtung stadt, liessen uns treiben, bewunderten die flure des rathauses und liessen uns wieder ein bisschen den wind der geschichte um die nasen wehen.


liberec war einmal ein wichtiges zentrum der textilindustrie, seine geschichte ist eng mit der industriellenfamilie liebieg verbunden, die übrigens auch den grundstock zur regionalgalerie gelegt hat. und liberec, damals reichenberg, war das zentrum der deutschsprachigen bevölkerung böhmens und der jungen tschechischen republik. so wurde es auch zur wichtigen zentrale im widerstand gegen die angestrebte tschechisierung der deutschen bevölkerung und 1938 nach dem münchner abkommen von den deutschen besetzt. nach 1945 wurden nahezu alle deutschen durch die benes-dekrete enteignet und aus liberec vertrieben. darum sind die historischen glasfenster im rathaus von reichenberg im 19. jahrhundert selbstverständlich deutsch beschriftet worden, die aktuelle beschilderung der räume ist ebenso selbstverständlich tschechisch. dieses nebeneinander der beiden sprachen begegnete uns auf schritt und tritt und mahnt doch immer wieder an dieses dunkle kapitel der geschichte. 


 in der innenstadt ist liberec aber vor allem eine moderne stadt, mit einer rushhour um vier am nachmittag, die wir schon von unserem aufenthalt in prag im vergangenen jahr kannten, die uns aber wieder kalt erwischte. um 17 uhr schliessen die meisten geschäfte in tschechien und auch das kommt immer wieder überraschend...


 vor der rückfahrt schafften wir es dann aber noch, einigermassen grossstadtlike in ein burger-restaurant und danach vor lauter fleischüberhang kaum mehr auf den bahnhof.


noch nicht der letzte tag, aber schon fast. den wirklich letzten tag verbrachten wir dann damit, unsere sachen zu sortieren, endlich doch noch einige schöne gläser aus novy bor zu kaufen und ganz allgemein abschied zu nehmen. wir hatten alle genug gulasch gegessen, und speisten eher mitteleuropäisch als basistschechisch, assen noch ein letztes zmrzlina und dann ging es auf die lange heimreise, die uns so lange dann auch nicht vorgekommen ist.


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