ob es hier irgendwie, irgendwann weitergeht. das frage ich mich schon ab und zu. im kopf formuliere ich teile von blogbeiträgen, ganze einträge. ich denke darüber nach warum ich hier schreibe oder, vielmehr, warum ich in den vergangenen zweieinhalb jahren fast täglich hier schrieb. begonnen habe ich mit dem tagebuchbloggen ja nicht während der pandemie (was für mich ja noch nachvollziehbar gewesen wäre), sondern schon im dezember 2019, kurz nach unserem umzug. den blog gab es da schon wirklich lange, seit 2007. mir fiel das themenweise schreiben immer schwerer, ich hatte (und habe) eine gewisse bewunderung und faszination für tagebuchblogs und machte für einige zeit meinen alltag zum thema (als ob das nicht vorher auch schon so gewesen wäre). festhalten was so lief über den tag, innehalten, selbstvergewisserung, dass der tag nicht einfach so vor sich hingeplätschert war.
so begleitete mich das blog durch die pandemie, es gab spannendere tage, weniger spannende auch, manchmal musste ich etwas loswerden, was mich umtrieb. über manches dachte ich später anders, es fiel mir auch immer schwerer gedanken zu formulieren, anstattdessen gab es streckenweise auflistungen von tätigkeiten. unterbrochen ab und zu von reisen, auf denen sie mich aufmerksam begleiteten. im alltag fehlten mir die bilder, ausser wenn es um den garten ging, manchmal aber auch da.
und es fehlt mir gerade die antwort auf die frage nach dem warum, oder wenn es die schon nicht gibt, wenigstens nach dem wohin? wobei sich die frage, warum denn gerade jetzt nicht? viel mehr aufdrängt.
vordergründig finden sich viele gründe - der garten, der garten, es gibt so viel zu tun und ab und zu auch einfach zu geniessen. die arbeit, die momentan vor allem arbeit ist, keine spannenden neuen techniken oder objekte, sondern handwerk, stück für stück, wobei ich schon stolz darauf bin, dass ich dank wissen und erfahrung gleichbleibende qualität liefern kann, die ohne dauernde akquise meine miete bezahlt. und für die gute laune gibt es die filzbaukastenkurse, für die gerade die eigenständigen arbeiten eintrudeln. zu garten, haus und arbeit ist seit februar noch etwas hinzugekommen, was dem täglichen bloggen den platz am morgen streitig macht - regelmässige gymnastikübungen, begonnen aus einer laune heraus, weitergeführt für beweglichkeit und allgemeines wohlbefinden.
ich möchte nicht wieder dahin zurück, wo ich jetzt zwei jahre lang schrieb, aber lassen will ich das bloggen auch nicht. gerne würde ich wieder mehr aufschreiben, was mich so umtreibt. was nicht so hilft: angesichts des weltgeschehens bin ich momentan weitgehend sprachlos. ich bin immer noch erstaunt, wie ein krieg, wie er von russland gegen die ukraine geführt wird, so viele gewissheiten vergangener jahre wegspülen kann. auch meine gewissheiten. und ich bin zugleich froh, dass ich umdenken kann. hilfreich dabei: anderen menschen zuhören, denen es ähnlich geht. zum beispiel in podcasts.
und wenn da nur der krieg wäre, wäre es ja schon genug.
herr buddenbohm beschrieb neulich einen moment, in dem er spüren konnte, dass die klimakatastrophe nicht erst noch bevorsteht, sondern wir gerade alle mittendrin sind. ich weiss nicht mehr, was es bei ihm war, wir hier schauen dem sterben der tannen auf dem nachbargrundstück zu. trockenstress lässt die imposanten bäume mehr nadeln verlieren als wir täglich wegwischen können, frische triebe sind nur noch an zwei von drei bäumen auszumachen. auf dem weg nach hause bläst mir ein heisser, trockener, staubiger wind entgegen, dabei ist noch nicht einmal ende mai. am himmel dräuen gewitterwolken, aber es regnet nicht. viel zu lange schon regnet es nicht. und wenn es regnet, gibt es gewitter, hier glücklicherweise bisher nur in der milden form, anderswo mit katastrophalen folgen.
die stimmungslage ein gemisch aus nicht ganz überstandener pandemie, krieg vor der haustüre und dem anschwellenden hintergrundrauschen der klimakatastrophe. ich höre, dass zeit online bei seinen lesern einen happiness-index erhebt, der gerade in tiefste tiefen abrutscht. von happiness keine spur mehr.
in deutschland versucht man mit neun-euro-monatstickets für den nahverkehr und staatlichen (auch stattlichen) abschlägen auf die benzinpreise jenseits der zwei-euro-marke die laune wenigstens für die kommenden sommermonate juni, juli und august zu retten. befürchtet werden nun nicht nur volle nahverkehrszüge zwischen berchtesgaden und sylt (schlaue menschen haben herausgefunden, wie man mit dem bummelzug die ganze strecke zurücklegen kann) sondern auch lange schlangen an den tankstellen. vermutlich werden da dann nicht nur die berufspendler stehen, die vom neun-euro-ticket wegen fehlender verbindungen nicht zur arbeit oder nach hause kommen, wenn sie das auto stehen lassen, sondern auch massenhaft ausflügler*innen, autoposer (ausdrücklich ohne *innen) und alle, die sich einen bus auch für neun euro im monat nicht von innen anschauen wollen.
und was sagt der schweizer finanzminister zum in der schweiz auch nicht viel niedrigeren spritpreis? den könne sich die reiche schweiz leisten. (ja, erst einmal tief durchatmen.) hätte er jetzt noch hinzugefügt, dass es sich die reiche schweiz auch leisten kann, diejenigen zu unterstützen, für die strom, heizenergie und sprit fürs auch hier manchmal unverzichtbare auto nahezu unbezahlbar werden, hätte ich das super gefunden. er hats aber nicht getan, und das muss man sich auch erst mal leisten können, als politiker einer partei, die sich sonst die volksnähe gleich nebens sünneli auf die fahnen geschrieben hat (für die menschen im grossen kanton im norden: svp, schweizer volkspartei, rechts- aussen).
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ein anfang ist gemacht. wenn sie mich weiterhin begleiten wollen, würde ich mich freuen. wie genau es jetzt weitergeht, weiss ich auch noch nicht. jedenfalls bin ich zurück im garten. in dem sinne, wie es oben unter dem header steht. und deshalb habe ich ihnen in diesen wüsten text auch ein paar gartenbilder eingestreut. denn der garten, die gegenwelt, ist immer noch der schönste ort der welt. jedenfalls solange ich nicht den kopf hebe und zu den tannen des nachbarn hinüberschaue.