wie schon länger auch in dieser nacht wieder schlecht geschlafen - allmählich ist mir klar, dass mich manchmal bevorstehende kurse schlecht schlafen lassen. nicht wegen der inhalte, sondern vor allem dann, wenn ich eine neue kundin in der werkstatt begrüssen kann, deren haltung zur pandemie ich noch nicht kenne. denn bei einem gemeinsamen arbeiten über mehrere stunden ist es halt nicht nur unerlässlich, dass diszipliniert maske getragen wird, sondern auch, dass ich regelmässig, bei gutem wetter sogar dauerhaft, die fenster aufreissen kann, ohne ständiges wehklagen über die ach so unzumutbaren massnahmen.
nach einem holprigen start (eine dreiviertel stunde zu spät kommen, auch mit ansage, führt bei mir einfach dazu, dass ich nicht sooo entspannt in den kurstag starte) wurde es besser: da hat sich jemand auf etwas ganz neues eingelassen, ohne zu wissen, wie filz entsteht. also erklärte ich erst mal ganz von anfang an und räumte damit ein paar nicht ganz richtige annahmen aus. ich bewundere ja immer wieder menschen, die sich mir (und anderen kursleiterinnen) so bedenkenlos anvertrauen. vor allem weil ich komplett anders gestrickt bin und bevor ich mich zu einem kurs anmelde eher die halbe fachliteratur studiert habe, als nicht einmal im ansatz zu wissen, was mich da erwartet.
es entstand - mit einiger hilfe, die aber in der einzellektion durchaus möglich ist - eine schöne tasche zum über der schulter tragen. ganz ohne es zu überlegen, habe ich das schwergewicht auf die haptische erfahrung gelegt und wollte vor allem, dass die filznovizin einen eindruck bekommt, wie sich die ausgelegte lose wolle unter ihren händen allmählich zu einem stabilen filz verdichtet. das kam gut an - und zusammen mit der freude über eine gelungene erste filzarbeit trug es dazu bei, dass da jemand strahlend meine werkstatt am späten nachmittag verliess.
ich habe nebenbei immer wieder mal an meiner stickarbeit weitergemacht:
der korb ist ein komplettes kursbegleitprojekt: der henkel ein demonstrationsobjekt aus der offenen werkstatt, nach langem herumliegen in einen korb integriert, der wieder in der offenen werkstatt parallel zu einem anderen runden objekt entstanden ist.
und an den stickereien kann ich sogar während etwas anstrengerenden einzellektionen arbeiten - immer dann, wenn ich den filzenden zeit lassen will und nicht direkt daneben stehen, wenn sie selbst erfahrungen mit dem prozess machen.
sticktechnisch bin ich wieder ein bisschen zurückgefallen, ich arbeite im rückstich, aber alles andere fand ich zu wenig filigran. ausserdem muss ich dabei nun wirklich nichts denken.
am späten nachmittag war ich wieder zuhause, die tochter auch schon. und das neue fitnessbändele. bei einer tasse tee brachte ich es mit meinem telefon in kontakt (es wollte ein update der software) und informierte mich nebenbei über die bundesrätlichen massnahmen zur eindämmung der pandemie: sperrstunde ab 23 uhr, schliessung der clubs, veranstaltungen bis 50 personen, amateursport und freizeitaktivitäten bis 15 personen, private anlässe bis 10 personen, maskentragepflicht auch im freien, wo die abstände nicht eingehalten werden können.
joa, das wird unser leben nicht wirklich verändern. froh bin ich, dass ich den werkstattbetrieb mit kleinen gruppen nicht einstellen muss. auch wenn es absagen gibt, weil menschen ihre aktivitäten einschränken, was ich andererseits gut verstehen kann, die werkstatt bleibt geöffnet!
andererseits erhoffe ich mir von diesen wenig einschneidenden regelungen auch nicht all zu viel. die nachbarn in frankreich und deutschland machen es anders und treffen härtere massnahmen, wobei die ansteckungszahlen in proportion zur bevölkerung in deutschland längst nicht so hoch sind wie in der schweiz. sie sehen es, ich stecke mal wieder in einem dilemma. aber ich glaube, in dem stecken wir grade alle.
zum abendessen servierte die tochter nudelsalat mit radicchio, danach sofa und lesen und fernsehen.
gelesen: beth kempton - wabi sabi
gesehen: ausführlich nachrichten aus ch und d, gran hotel