Donnerstag, 1. Oktober 2020

26. bis 30.september 2020 - unterwegs und ferientage in oberschwaben

samstag, 26. september 2020

nach frühstück mit croissants und brezeln brachten wir die tochter zur tochter der freundin, die jetzt auch ihre freundin ist, trotz räumlicher distanz - viele besuche und die sozialen medien machen es möglich. die mädchen waren zum gemeinsamen shopping verabredet.

meine mutter und ich fuhren weiter in ein grosses möbelhaus, mit dem ziel einen neuen sessel auszusuchen. nun ist das gar nicht so einfach, wenn man sich erst durch etwa drei- bis fünfhundert sofas und sessel bewegen muss, die einem so gar nicht gefallen. bei den ersten fünf ist es noch ein bisschen witzig, dieses, boah, wie hässlich, bin ich froh, dass wir das nicht nehmen müssen, aber nach einer halben stunde möchte man einfach mal was sehen, was wenigstens im eigenen wohnzimmer denkbar wäre. ganz abgesehen davon, dass dann noch sitzlänge, polsterung, erhältliche bezugsstoffe und der fuss! stimmen sollten. deutlich vereinfacht sich die suche allerdings dadurch, dass meine mutter und ich einen weitgehend kompatiblen möbelgeschmack haben.

der besuch des ersten möbelhauses zog auf meinen vorschlag hin die verlagerung der suche in ein weiteres möbelhaus nach sich, und zwar in das, – um das nicht  unerwähnt zu lassen – in dem meine eltern bisher die meisten möbel gekauft haben. der nachteil dabei: das möbelhaus befindet sich momentan im umbau. durch den hintereingang gelangten wir via treppe in den ersten bis dritten stock, wo inmitten grosser rohbauflächen kleine inseln mit restmöbeln standen. die gefielen uns zwar teilweise ganz gut, allerdings war dann der richtige sessel doch nicht dabei. aber wir wissen jetzt, dass wir nach der neueröffnung dort weitersuchen werden.

immerhin schüttete es draussen während der möbelsuchaktion ohnehin wie aus kübeln, also verpassten wir auch sonst nichts. zuhause gab es kaffee und leckeren pfirsichkuchen mit streuseln.

später machten wir noch die einkaufsrunde, so mit sprudelkisten holen, alles andere besorgt meine mutter noch selbst, und ab und zu springt die nachbarin oder ihr bruder ein.

am frühen abend nahm ich mir die festplatte des väterlichen computers vor – den niemand mehr benutzt (die mutter hat ein laptop) und der abgebaut werden sollte. leider findet sich wohl niemand mehr für das mittlerweile um die zehn jahre alte gerät, der es gerne haben möchte. ich sicherte vor allem fotos und filmchen von den enkelkindern (aka: meine kinder) und einen bestand von eindigitalisierten dias. 

trouvaille aus dem archiv digitalisierter dias: ich (links) mit sehr ähnlicher brille wie derzeit, daneben meine mutter, die sicher weiss, auf welcher hütte wir da suppe oder kaffee schlürfen.

ich wurde dafür bekocht und bekam eine schöne tellersulz mit bratkartoffeln und salat. das speichern zog sich in die länge, konnte aber gut neben dem fernsehschauen (samstagabendquizshow) erledigt werden.

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sonntag 27. september 2020 

am sonntag frühstückten wir nur zu zweit – die tochter war am samstagnachmittag von kai abgeholt worden und verbrachte den abend mit ihm beim grossvater. anschliessend entkabelte ich den computer und stellte ihn, zusammen mit diversem aussortiertem büromaterial, zum wegwerfen bereit in den keller. um die mittagszeit kamen kai und tochter um mit uns kaffee zu trinken und mich abzuholen. gegen zwei brachen wir dann in richtung ferien in  oberschwaben auf.

wir wählten dazu die route direkt über die alb. unterwegs sahen wir vor wiesensteig die grossbaustelle der neuen eisenbahntrasse von stuttgart nach münchen, schon beeindruckend, was da entsteht. es sieht allerdings auch so aus, wie wenn es noch ein bisschen gehen könnte mit der fertigstellung. 


weiter ging es über westerheim und laichingen nach blaubeuren. und weil wir so früh dran waren, besichtigten wir den blautopf, wo ich zuletzt vor vermutlich gegen 20 jahren mit meinen eltern und den beiden söhnen gewesen war. der grosse sohn hatte damals das bilderbuch mit dem märchen von der schönen lau geschenkt bekommen, zusammen mit einer einladung zu einem ausflug. von daher hatte ich die ganze anlage wesentlich grösser in erinnerung, denn die beiden söhne waren damals gerade so dem kinderwagen entwachsen oder vielleicht auch noch nicht, und wir brauchten natürlich eine ewigkeit für die runde um den quelltopf. vermutlich waren wir auch unter der woche dort, denn ich kann mich nur an ganz wenige menschen erinnern, die mit uns dort unterwegs waren. 

blautopf
  

heute hingegen war der rundweg gut besucht, auch der biergarten, trotz der nicht mehr ganz so sommerlichen temperaturen. aber immerhin war es sonnig und trocken. auf dem rundweg sollte eigentlich maskenpflicht herrschen, aber nur ganz, ganz wenige menschen trugen auch wirklich eine. nun mag ich zu masken unter freiem himmel stehen wie ich will – aber dieses verhalten finde ich entsetzlich unsolidarisch: denn wenn sich eine person auf die maskenpflicht verlässt und sich nur mit maske den rundweg überhaupt zutraut, dann sollte sie auch sicher sein können, dass sich die anderen besucher dran halten. war aber nicht so. wäre vermutlich nur mit kontrolle gegangen. und ich frage mich, wo die im frühjahr so oft beschworene solidarität der gesellschaft eigentlich mittlerweile hin gekommen ist.

nach blaubeuren hatten wir noch etwa eine stunde fahrt bis an den federsee und darüber hinaus zu unserem kleinen urlaubshäuschen, das sich als sehr gemütliches tinyhouse herausstellte, in dem sogar schon der kaminofen brannte. wir liessen uns kurz in die gepflogenheiten vor ort einführen, machten einen frühstückstermin aus und räumten unsere sachen leidlich ein.  im letzten abendsonnenschein fuhren wir einen ort weiter zum «fritz», wo wir einen tisch zum burgeressen reserviert hatten. unser tisch war im nebenzimmer, wir bestellen drei verschiedene burger, dazu zwei portionen verschiedene pommes – alles super lecker, kein wunder dass an den anderen drei tischen lauter stammgäste sassen. zurück im häuschen redeten wir noch eine weile vor dem kaminofen, bis wir in die obere etage zum schlafen kletterten.

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am montagmorgen scheint die sonne. in der vorwiegend flachen landschaft ist der sonnenaufgang (wie schon gestern der sonnenuntergang) ganz anders als in den hügeln und bergen. die sonne streift zuerst die wiesen und felder, in einer kleinen senke liegt noch ein ganz kleines bisschen nebel. der tau glitzert auf den wiesen. 

  

um halb neun gibt es frühstück in der küche des nebenan gelegenen försterhauses. die gastgeberin macht den grossteil der lebensmittel selbst: joghurt, marmelade, brot, müesli stammen aus eigener produktion und teils aus dem wunderschön gepflegten garten, der das haus umgibt. wir sitzen lange, lassen uns von der umgebung erzählen, auch tipps zum abendessen geben. erst nach zehn machen wir uns langsam fertig für unsere wanderung zum federsee. mit offline-wanderkarte benutzen wir pfade, die teilweise einem maisfeld zum opfer gefallen sind, aber gelangen im wesentlichen auf schönen wegen nach bad buchau. einfallstrassen, eine verschlafene fussgängerzone mit eiscafés und pizzerien, am einzigen bäcker auf dem weg sind wir vorbeigelaufen, fest im glauben, da komme sicher noch mehr einzelhandel auf dem weg.

bis zum federseesteg ist aber nahezu alles geschlossen. auch das kartenhäuschen am anfang des stegs ist nicht besetzt, wir gehen die eineinhalb kilometer bis zur aussichtsplattform, es ist ein bisschen was los, der weg durchs ried und der see eher unspektakulär. ausser zwei rehen, einem schwan, einigen stockenten, herumflitzenden mauerseglern, kleinen fischen und ein bisschen geraschel im schilf sehen wir keine tiere. wir haben aber auch weder fernglas noch grosses teleobjektiv dabei. 

  

zurück im ort trinken in der sonne vor einem eiscafé kaffee und mangolassi, finden schliesslich doch noch einen metzger, der versteckt in einer seitenstrasse auch noch am nachmittag warmen leberkäse verkauft und trödeln ganz allmählich stadtauswärts. an der wuhrkapelle, die wir schon auf dem hinweg angeschaut haben, entscheiden wir uns für einen rückweg über die plankentalkapelle und den zugehörigen kreuzweg. kurz verwirrt uns eine lokale wandertafel, die nicht nur eine zweite kapelle verzeichnet (die es nicht gibt), sondern auch den aussichtsturm, den wir eigentlich aufsuchen wollten, an einen völlig anderen ort verlegt. im weiterlaufen können wir uns davon überzeugen, dass unsere offline-wanderkarte da richtiger ist als der lokale wegweiser. die plankentalkapelle erinnert an ein historisches ereignis aus dem frühen mittelalter, es ist alles ein bisschen gruslig, innen ist sie sehr farbenfroh mit stationen aus dem leben der heiligen adelindis ausgemalt. 


 

die letzten kilometer der wanderung legen wir im zickzack zwischen hoch stehenden maisfeldern zurück. ein riesiger bauernhof liegt noch am weg, mit einer fast unüberblickbar grossen halde an strohballen, und grossen erdsilos, in denen gerade der mais mit schaufelladern verdichtet wird. im offenstall stehen jungrinder und milchkühe dicht an dicht in zwei abteilungen. 


zurück im tinyhouse legen wir für eine weile die füsse hoch und fahren später nach bad schussenried, um zuerst ein bisschen proviant zu kaufen und dann zu abend zu essen. das angedachte restaurant erweist sich leider als wenig einladend, so zirkulieren wir zuerst durch den ort, in dem die gaststätten montags geschlossen haben, dann fahren wir in richtung bad saulgau, um dort unser glück zu versuchen. unterwegs fällt mir glücklicherweise ein, dass ich noch einen gasthof notiert hatte: den finden wir dann auch, es ist noch ein tisch frei und wir essen heute abend gehoben gut bürgerlich: schnitzel, ochsenbäckchen und zwiebelrostbraten.

heute sitzen wir nicht mehr so lange am feuer, die wanderung und die suche nach einem restaurant haben uns müde gemacht.

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dienstag, 29.september 2020 

am dienstagmorgen regnet es. kein sonnenaufgang, die wiese vor dem fenster liegt im nebeldunst. bevor die familie aufsteht, sitze ich – wie schon gestern – auf dem sofa und schreibe offline am blogtext.


wir frühstücken wieder im haupthaus, heute gibt es fruchtsalat und einen selbstgemachten frischkäse mit schabziger und borretschblüten.

pläne für den tag haben wir schon beim abendessen haben wir schon am vorabend geschmiedet, heute werden wir mit dem auto die gegend erkunden. der erste weg führt uns nach heiligkreuzthal, zu häusslers backdorf, einem spezialgeschäft fürs brotbacken. da wir weder eine teigmaschine für 100 kilogramm teig noch einen elektrosteinbackofen kaufen wollen, sind wir damit auch relativ schnell durch. wir kaufen kleinkram, einen messbecher, backfolie, ein mehlsieb und einen gerät, mit dem man brötchen und pizza und vermutlich auch kuchen vom blech heben kann. das brett zum einschiessen von brot oder pizza auf unseren geerbten ofenstein haben sie gerade nicht in der praktischen grösse da, die wir gerne gehabt hätten. aber die anschauung liefert uns eine idee, wie wir mit vorhandenem uns einen behelf basteln können.

das wetter ist mittlerweile besser geworden, es regnet nicht mehr und wir haben noch eineinhalb stunden zeit bis das zweite ziel des tages, schloss mochental, öffnet und nutzen sie zu einem spaziergang über die klosteranlage heiligkreuzthal. die ist gross, mit vielen wirtschaftsgebäuden, einem garten und dem eigentlichen klosterbereich. ausserhalb der klostermauer gibt es auch noch einen badeteich und ein labyrinth. die klosterkirche ist sehr zurückhaltend geschmückt, das zisterzienserkloster wurde zu beginn des 19. jahrhunderts säkularisiert und nachdem die letzten nonnen gestorben oder weggegangen waren, zu verschiedenen zwecken genutzt. im 20. jahrhundert verfiel es dann und wurde erst in den siebziger jahren durch die stefanus-gemeinschaft wieder renoviert und zu einer katholischen bildungsstätte ausgebaut. das münster ist hell, mit fresken an den wänden und nur mit barocken altarbildern ausgestattet. ein teil der kirche ist eine nonnenempore, die aber leider nicht besichtigt werden kann.


  

im klostercafé trinken wir kaffee und essen kuchen, beziehungsweise zwiebelkuchen mit federweissem.

über land gelangen wir zum schloss mochental, das etwas oberhalb des donautals liegt und seit den achtziger jahren von der galerie schrade als grosses ausstellungsgelände betrieben wird. uns waren im internet vor allem die kontraste zwischen moderner kunst und barocker architektur aufgefallen und das war auch live und in natura das beeindruckendste. wir sind während fast zwei stunden die einzigen besucher und wurden, weil wir vermutlich nicht aussahen, als würden wir kunst kaufen wollen, eher muffig begrüsst. das schloss ist, neben kunstgalerie, auch ein bisschen museum seiner selbst, mit plakaten und dokumenten vergangener – besserer? – zeiten, in denen guenther uecker und hap griesshaber hier grosse ausstellungen hatten. für uns atmete es ein wenig den hauch der verzweiflung – mit gestapeltem brennholz, sägespanbriketts und holzpelletsäcken in den fluren. es muss die hölle sein, dieses riesige gebäude mit den vorhandenen, teils historischen, teils modernen einzelnen holzöfen zu heizen. ganz oben gibt es auch noch ein besenmuseum, das allerdings ironischer daherkam, als wir das zunächst dachten.

arbeitsplatz einer stipediatin - der aufenthalt liegt wohl schon länger zurück

holzskulpturen von hans scheib im barocksaal


gut gefallen haben uns die papierarbeiten von marion eichmann, die unter anderem 2014 bei einem aufenthalt auf schloss mochental in der ihr eigenen mischung aus scherenschnitt und collage die atmosphäre des schlosses und der galerie festgehalten hat.


vom schloss fuhren wir zurück ins ferienhäuschen und machten ein bisschen pause, bevor wir zum abendessen in bad saulgau starteten. bad saulgau ist vielleicht das belebteste städtchen vom dreieck der badestädte, in dem wir urlaubten, mit geschäften und fussgängerzone. am marktplatz gelegen dann die empfehlung unserer vermieterin: das kuloer, mit einer mischung aus schwedischer und asiatischer küche nicht nur gaststätte sondern auch laden mit schwedischem design.

das abendessen war sehr gut, zur vorspeise teilten wir uns dreierlei smörrebröd mit geräucherter forelle, käse mit feigensenf und salami. zur hauptspeise ass ich gebrannten kohl, kai und die tochter saibling.

der tag klang wieder am kaminofen im häuschen aus.

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der mitwoch beginnt wieder mit sonnenschein, die wiesen sind aber noch nass und so liegt lange dunst auf den wiesen. 

zum letzten frühstück hat unsere gastgeberin frische seelen gebacken und serviert rührei mit tomaten. nach einer kleinen privatführung durch ihre skulpturen aus holz, stein und  papier packen wir unsere sachen und machen uns auf den heimweg. 

den schönen herbsttag nutzen wir noch zu einem besuch im freilichtmuseum neuhausen ob eck. um die mittagszeit kommen wir dort an und obwohl es nicht überwältigend viele häuser sind, die dort vor dem verschwinden bewahrt werden, sind wir doch den ganzen nachmittag damit beschäftigt, die wohn- und arbeitskultur der alb und des schwarzwalds zu erkunden. 

am meisten fesseln uns das kaufhaus - hier ist vor allem auch die geschichte des hauses und seine umsiedlung ins freilichtmuseum gut dokumentiert. vieles erinnert mich an die drogerie, die die mutter einer tante noch während meiner kindheit in einem kleinen ort in der nähe betrieben hat.  



in einem zweiten haus halten wir uns auch noch sehr lange auf - einem bauernhof mit mühle aus dem schwarzwald. hier ist es vor allem die multimedial gelungene darstellung des lebens der bewohner des hofs, die uns so begeistert, dass wir uns alle anhören müssen. zwischendurch erleben wir die sägemühle in aktion im rahmen einer gut gemachten führung. 


zum schluss sind wir dann aber doch ein bisschen museumsmüde und schauen uns nicht mehr alle gebäude auf dem rückweg zum gasthof ochsen an. 

der rückweg führt uns über tuttlingen zurück auf den uns bekannten heimweg. wir kaufen noch fürs abendessen ein und blumen für den herbstgarten. als wir zuhause ankommen, ist es schon am dämmern. uns wird bewusst, dass wir zum ersten mal von einer ferienreise in den tannenweg zurückkehren. bevor wir zu abend essen verräumen wir den grossteil der mitgebrachten dinge. die heizung haben wir schon von unterwegs eingeschaltet, den kamin feuern wir nicht mehr ein.

1 Kommentar:

  1. Im Schloss Mochental haben Martin und ich mit unseren Gästen am 29.9.1990 unseren Hochzeitskaffee getrunken. Hach...lange her.

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