Freitag, 20. September 2024

unterwegs im vogtland

schon seit ein paar tagen sind wir unterwegs, bisher habe ich noch nicht so richtig einen rhythmus gefunden, der auch die bloggerei beinhaltet. 

am montag sind wir von zuhause aufgebrochen und bis zu unserem ersten unterwegshalt bei meiner mutter gefahren. kai hat sich mit einem freund getroffen, ich ging mit meiner mutter die feier für ihren 80sten geburtstag planen. ein paar stunden nur, aber es war trotzdem nett, vorbeizuschauen. 

am dienstag ging es dann früh wieder weiter - der unterwegshalt erlaubte es uns, am frühen nachmittag schon im vogtland zu sein, gerade noch so das zimmer in der pension zu beziehen und dann ging es für kai auch schon mit dem mundharmonika-workshop los. ich räumte noch ein bisschen unsere sachen ein und setzte mich dann aufs fahrrad, um die gegend zu erkunden. 

viel wald und schöne wege - ganz ziellos war ich nicht, hatte aber auch genügend zeit, um ein paar sackgassen zu erkunden.

und man ist hier immer schon ganz nah an der tschechischen grenze. (joa, grenzkontrollen. am mittwochnachmittag sah ich sie dann am offiziellen grenzübergang im ort.)

ich kam bis klingenthal, startpunkt war mühlleithen. da liegen dann schon ein paar höhenmeter dazwischen. für den rückweg nutzte ich etwa die hälfte einen anderen weg, der bundesstrasse traue ich aber nicht so recht fürs fahrradfahren. 

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das wetter war auch am mittwoch wieder schön - gelegenheit für mich, das vogtländische freilichtmuseum zu besuchen. glücklicherweise hatte ich noch rechtzeitig herausgefunden, dass sich das auf zwei verschiedene standorte verteilt. der weg bis dorthin war unter den hiesigen bedingungen des steten auf und abs eh für mich nicht mit dem fahrrad zu machen, also entschied ich mich, das fahrrad aufs auto zu laden, zu dem einen standort mit dem grösseren parkplatz hinzufahren und dann für den weg zum anderen museumsteil das fahrrad zu benutzen. 

kurz nach zehn war ich schon in eubabrunn. ausser einer schulklasse war ich die einzige besucherin, später füllte es sich noch ein bisschen.

viel landwirtschaftliches gerät, ein paar tiere, verschiedene gebäude, die meisten sogenannte wohnstallhäuser - alles unter einem dach sozusagen. im erdgeschoss der stall, die küche und eine stube, oben auf dem dachboden die schlafräume, oft wenig isoliert und kaum voneinander abgetrennt. 


weiter oben auf dem gelände fand ich dann eine ausstellung zur schäferei - allerdings nur zu einem detail, dem ich bisher wenig beachtung geschenkt hatte, das sich aber hier im "musikwinkel" genannten teil des vogtlands aufdrängt. musikwinkel deshalb, weil hier traditionell musikinstrumente hergestellt wurden. unter anderm auch geigen und bögen, für die man saiten brauchte. und diese saiten wurden ausschliesslich aus schafsdärmen in einem aufwendigen verfahren hergestellt. im 19. jahrhundert blühte die musikindustrie hier, und die nachfrage nach schafsdärmen war so gross, dass sie bis aus taschkent importiert wurden. globalisierung vor der globalisierung sozusagen. sensationell auch die absatzzahlen der mundharmonikas in dieser zeit - sie gingen in die millionen.



das ganze gelände wirkt eher nicht so "gepützelt" und überall finden sich schöne fotomotive.

nach einem kaffee in der zum museum gehörenden gastwirtschaft machte ich mich dann auf den weg nach landwüst, dem anderen teil des museums. 

dank karte fand ich einen schönen weg durch den wald, vorschlag wäre über landstrassen gewesen, da wäre mir dann dieser lustige blick entgangen. 

ähnlich wie in eubabronn auch hier eine grosse sammlung - unterfüttert mit der geschichte, wie dieses museum überhaupt durch private initiative in den fünfziger und sechziger jahren entstanden ist, als die bäuerliche kultur durch das entstehen der grossen lpgs verdrängt wurde.



auch anders - hier spiegeln die verschiedenen gebäude jeweils eine andere zeit wieder. so kann man aus dem neunzehnten jahrhundert in die zwanziger jahre des 20sten und in die 40er jahre wandern.


und es gibt einen raum, in dem die geschichte der imkerei gezeigt wird. 

so viele verschiedene beuten! ganz am rechten bildrand auch noch hohle baumstämme - hier erfuhr ich dann auch noch, was ein zeidler ist, nämlich ein wildimker, der den honig der bienen im wald sammelt. 

auch diese beiden holzfiguren sind bienenstöcke, sogenannte figurenbeuten. wie kommt man, frage ich mich, auf die idee? 

(ich vermute, nicht besonders fundiert: sehr kleine landwirtschaft und die daraus resultierende notwendigkeit des zusätzlichen erwerbs bei gleichzeitigem vorhandensein von reichlich holz in den wäldern haben dazu geführt, dass musikinstrumente, spielzeug und eben auch solche figuren hergestellt wurden. - weiss es jemand besser?)

noch ein blick in den garten - das mit den tassen kannten wir schon aus tschechien. dann ging es für mich wieder mit dem fahrrad durch den wald zurück. 

diesmal machte ich noch einen zwischenstopp am sandmannsgrab - nein, nicht das sandmännchen liegt hier begraben. sondern ein geistig beeinträchtigter mann, der die einfache tätigkeit des sandausfahrens ausübte, ist hier in den zwanziger jahren von seinen altergenossen so sehr gequält und verspottet worden, dass er sich am ende hier im wald erhängt hat. sag noch einer, mobbing gäbe es erst seit der erfindung des smartphones...

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am donnerstag war ich wieder mit dem fahrrad unterwegs. diesmal führte mich mein weg einen flossgraben entlang, in dem früher scheitholz transportiert worden ist. unerklärlicherweise habe ich den nicht fotografiert. mein ziel war aber auch ein anderes, nämlich das besucherbergwerk grube tannenberg. 

zuerst aber genoss ich noch den blick von einer abraumhalde.

die führung im besucherbergwerk war dann zwar wie immer, wenn es untertage geht, eindrücklich, liess aber mehr fragen offen, als sie beantwortet hat. immerhin erfuhr ich noch, dass hier zinn abgebaut wurde, im neunzehnten jahrhundert und dann noch einmal im zwanzigsten, der betrieb wurde 1964 eingestellt. schade - aber noch mehr als ich es ohnehin schon getan habe, traute ich mich nicht zu fragen - die antworten fielen halt schon arg einsilbig aus.

hier rundherum gab es noch mehr gruben und industrie. mitten im wald ein kamin und auch industrieanlagen, die ganz offensichtlich nicht mehr in betrieb sind. was hier wohl früher produziert wurde? ob es mit dem bergbau zu tun hatte? (nein - textilindustrie war es. in tannenbergsthal wurde mitte des neunzehnten jahrhunderts die erste mechanische weberei sachsens gebaut. später dann wurden kunstleder und planen hergestellt.) 

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von den mundharmonikaspieler*innen habe ich bisher nur wenig mitbekommen. am dienstagabend gab es einen vortrag mit beatlesstücken und ein paar historischen brocken zur mundharmonikaindustrie. ansonsten wird viel geübt in den zimmern, aus denen man immer mal wieder ein paar töne hören kann. heute abend soll es noch ein konzert geben, das sich lohnt. die bands vom mittwoch und von gestern hatte kai schon alle gehört und für nicht so spannend befunden. mitteilsam sind die musizierenden auch eher so untereinander, da wird teilweise mächtig ausstattung verglichen und namedropping betrieben.

und auch am freitagabend, unserem letzten abend hier am mundharmonika live festival in klingenthal, wurde das nichts mit der ganz grossen liebe zur mundharmonikamusik. nach abendessen in der "alten drogerie" kamen wir ein bisschen verspätet in den club, in dem eine konzertveranstaltung mit live-jam-sessions angekündigt war. nachdem wir eine weile einer band zugehört hatten (immerhin mit einer frontfrau, die mundharmonika spielte) wurden die gewinner des wettbewerbs vom nachmittag vorgestellt - platz drei hatte sich die abendveranstaltung erspart und war nicht anwesend, dafür freuten sich platz zwei und eins gebührend. und spielten spontan zur wieder auf die bühne geholten band. leider konnte mir auch kai nicht erklären, für was die beiden die preise gewonnen hatten, vielleicht war der erstplatzierte auch nur ein bisschen sehr aufgeregt - nett fand ich die geste, mit der der zweitplatzierte den enthusiastischen gewinner darauf aufmerksam machte, dass es auch noch andere musiker auf der bühne hatte. und dass man nicht gegeneinander, sondern miteinander spielte. das dann auch noch mal bei einer anderen band, mir ist das alles aber eh meist viel zu blueslastig, aber dem restlichen publikum gefiel es. und ja, es gibt auch für meine ohren schöne mundharmonikamusik. 

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der restliche freitag war zweigeteilt: am vormittag hatte ich endlich mal den wald zu fuss erkundet und einen spaziergang zu einer wassertretstelle unternommen, die ich mit dem fahrrad entdeckt hatte. 



auf dem hinweg dafür eine loipenschneise erwischt, auf dem rückweg dann ein wirklicher waldweg. viele umgestürzte bäume umlaufen und überklettert, aber ich hatte ja zeit. nachmittags dann mit kai reisevorbereitungen: morgen geht es weiter ins isergebirge, dafür tanken und tschechische kronen besorgen, dann noch in einer bäckerei ein spätes mittagessen nachholen und kaffee trinken auf einer wirtshausterrasse, wo wir am donnerstag schon zu abend gegessen hatten. 

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Donnerstag, 12. September 2024

12 von 12 im september 2024

12 bilder vom 12. den monats machen und sie auf dem eigenen blog oder sonstwo posten, das ist die der grundgedanke hinter der blogaktion 12 von 12, die dankenswerterweise seit vielen, vielen jahren von caro von draussen nur kännchen gehostet wird. 
 
ich habe heute nicht meinen tagesablauf fotografiert, sondern den garten, der in diesem jahr im blog allzu stiefmütterlich behandelt wurde. gefühlt war es halt immer entweder zu nass, zu heiss, zu windig oder auch mal zu schön und gemütlich im garten, um fotos zu machen. heute ist schon viel herbst und ein bisschen verfall zu sehen, mir war aber auch danach, nach dem temperatursturz der letzten tage (letzte woche noch 30 grad, heute am morgen 7! und schneefallwarnung für die bergregionen.). 
 

die kardinalswinde blüht ganz oben auf der mauer.

die haselnusssträucher tragen gut, aber niemand hat so recht lust, die winzigen nüsse zu sammeln oder gar sie zu knacken. die marder, die sonst zur nüssezeit ihre parties im baum gefeiert haben, sind auch weitergezogen.

die samtigen früchte der glyzinie möchte man immer gerne anfassen.

ein nicht mehr ganz so fittes töpfchen mit einer schwarzäugigen susanne, das mit die nachbarin vor ihrem urlaub in die hand gedrückt hat, erfreut uns mit vielen blüten.

der gartenschlauch hat sich eingerollt, für den winterschlaf?

viel zu selten bin ich in diesem jahr hier gesessen.

vereinzelt werden noch himbeeren reif, wenn wir sie vergessen, rutschen sie irgendwann ganz langsam vom stengel.

der knollenbegonie geht es gut im schatten, aber sie lehnt sich schon ganz kräftig an das regal mit den töpfen an.

auf akeleien darf man im nächsten jahr auch hoffen. sie finden immer noch ein plätzchen.

die tomaten werden von lustigen farbigen wanzen heimgesucht - obwohl, heimgesucht? vielleicht ist ihnen das auch egal.

die dahlien neigen zum absturz, manchmal spielen sie dann versteckis hinter dem schnittlauch.

 

und endlich noch was geschafft im garten: die karddisteln sind prima gewachsen, sie müssen jetzt ins beet, weil sie die anzuchttöpfe zu sprengen drohen. ich hoffe, sie blühen im kommenden jahr. 

mehr 12 von 12 aus den vergangenen jahren: 

12von12 im september 2023

12von12 im september 2022

12von12 im september 2021

12von12 im september 2019 

12von12 im september 2018 

12von12 im september 2017

12von12 im seotember 2016 

Freitag, 6. September 2024

#wmdedgt im september 2024

 am fünften des monats fragt frau brüllen regelmässig ins internet hinein, was man denn eigentlich den ganzen tag mache, und ich bin heute wieder eine von denen, die antwortet ich frage mich ja ab und zu, ob sie die ganzen antworten auch liest, aber ich vermute mal eher nicht, da diese tätigkeit nie erwähnung findet in ihren tagebuchblogeinträgen. aber naja, ich mache ja auch nicht nur das, was ich hier schreibe. 

meine erste antwort wäre heute: nix besonderes, da das ja aber wenig zielführend ist und näher betrachtet ja doch irgendetwas war, hier mal genauer: 

aufstehen findet ja seit ein paar wochen früher statt, also so gegen viertel ab sechs, eigentlich ohne sachlichen grund, aber dann habe ich zwischen dem ausräumen der spülmaschine, der zubereitung des frühstücks und dem auftauchen von kai am frühstückstisch noch zeit, meine vokabelliste in der vokalapp durchzugehen. seit ein paar tagen verweigert mir die app neue wörtli, weil ich zu viele zum wiederholen habe, ich schalte dann im laufe des tages immer mal aktiv neue frei, je nachdem wie oft ich dazu komme, die gelernten vokabeln zu wiederholen. ob das irgendwann sich wieder einpendelt? 

nach der ersten tasse kaffee mit kai turne ich eine viertelstunde, heute mal wieder was mit mehr bewegung, ich habe sowieso das gefühl, dass mir mehr bewegung helfen könnte, die rückenschmerzen sind besser, aber nun zickt meine hüfte rum und ich vermute, das kommt vom vielen herumsitzen, wobei ich nicht einfach herumgesessen bin sondern einfach gerade viele sitzende tätigkeiten zu erledigen habe. 

ich frühstücke und sammle dann alles für den vormittag in der werkstatt ein was ich zu brauchen glaube, fahre die knapp zehn minuten dorthin und setze mich auch hier wieder an den tisch, weil heute sohlen an ein paar filzfinken genäht werden wollen. aber nicht einfach so, sondern mit dem ziel, davon fotos zu machen für die kursdokumentation für ein kursmodul im november. dabei wird der erste schuh fertig - zeit den stuhl zu wechseln und mich wieder an die kursdokumentation zu setzen. 

zum thema gibt es wenig bis nichts sinnvolles in der literatur und im netz. und kommen sie mir nicht mit den zahllosen halbgaren videos zum finkenfilzen. mögen sie für den filzprozess noch einigermassen taugen, wird da in sachen schablonenherstellung so viel schmarrn verbreitet, dass man sich eigentlich schämen müsste. gut, dass das material kleinere fehler schon mal verzeiht und vermutlich sehr viele finken in standardgrössen gefilzt werden, für etwas extremere masse taugt das aber alles nichts. da hilft halt nur ein masstäbliches abtragen und vergrössern der fussmasse nach dem jeweiligen schrumpfungsgfaktor. sie verstehen jetzt nur bahnhof? es hat noch einen platz im kurs frei. 

jedenfalls sitze ich schon wieder viel rum bis ich kurz vor dem mittag nach hause fahre. dort mittagessen mit brot und käse und alleine. anschliessend wollte ich mich nur kurz zum lesen hinlegen und zack bin ich eingeschlafen und erst wieder nach zwei uhr aufgewacht.

um wirklich wach zu werden, habe ich trotz drohender regenwolken beschlossen, schwimmen zu gehen, also nicht ausser haus, sondern einfach ins bädle im garten. das war gar nicht mehr so warm, sondern richtig erfrischend, sollte es ja auch für diesmal sein. und weil eh schon zu viel nachmittag rum war, gab es auch gleich noch eine tasse kaffee und ein stück vom pfirsichkuchen, den kai am sonntag gebacken hatte. 

dann setzte ich mich noch mal an den schreibtisch - für den prozess der schablonenerstellung braucht es schematische musterdarstellungen und um die zu basteln brauchte ich den drucker und den scanner. und zwei anläufe, um das alles sauber zu papier zu bringen weil ich in der ersten version zu viele informationen untergebracht hatte. 

zwischendurch kam die tochter nach hause und dann auch kai, der dann schon bei regen schwimmen musste, während ich die letzten zahlen in die zeichnungen eingetragen habe. 

wir sassen dann ein bisschen am esstisch herum, ich begann mit dem stricken eines pullovers und plauderte mit kai, vermutlich wunderten wir uns beide dabei, dass niemand zu kochen beginnen wollte, was wir dann dahingehend klärten, dass kai das kochen übernommen, aber vergessen hatte. immerhin wusste ich noch, was er kochen wollte, er fand das rezept umgehend und ich verschwand um noch ein bisschen tschechisch zu lernen. 

ein bisschen später als sonst gab es zum abendessen nudeln mit zucchini, die tochter und ich spülten ab und zack war es schon wieder dunkel. kai übte mundharmonika, ich übte noch ein bisschen weiter bis zur zum seriengucken verabredeten zeitpunkt und ein bisschen darüber hinaus. dann noch eineinhalb folgen von einer arteserie über eine blut weinende madonna in italien, mit schöner musik. 

irgendwann so um elf herum ins bett.