ja, der jahresrückblick. mittlerweile eine tradition hier im blog. trotzdem habe ich es mir in diesem jahr lange überlegt, ob es einen rückblick geben soll. aus einem einfachen grund: das jahr hat es nicht gut mit mir und mit den meinen gemeint. im blog ist das bisher noch kaum vorgekommen, und wenn dann nur in kryptischen andeutungen, mit denen allenfalls die etwas anfangen konnten, die sowieso bescheid wussten. im jahresrückblick mag ich zwar gerne das gute zählen, aber komme um das schlechte trotzdem nicht herum. auch nicht hier im blog. sonst könnte ich es gleich ganz lassen.
als ich dann probehalber mal ein paar bilder herausgesucht habe, war aber schon eine ungefähre idee geboren: genau hingeschaut - heisst es auf den bildern, denn nicht immer erschliesst sich alles auf den ersten blick.
dabei beginnt das jahr im januar eigentlich ruhig, mit ein bisschen schnee, viel lagergemüse und fleissigem und mehr oder weniger zielstrebigem arbeiten an filzprojekten und anderem. meine schwimmerei habe ich begonnen und das jahr schon mal grob geplant und zusammen mit der familie sogar den sommerurlaub. am 16. januar fahre ich mit den zwei jüngeren kindern zu meinen eltern, um mit ihnen gemeinsam ihre goldene hochzeit zu feiern. die feier fällt deutlich kleiner aus als geplant, da meine patentante und schwester meiner mutter sich einer krebsbehandlung unterziehen muss. auch mein onkel ist nicht dabei, obwohl wir, wenn ich mich recht erinnere, erst später von seiner krebsdiagnose erfahren haben. gegen ende des monats starte ich die vorbereitungen für die erste ausstellung mit den filzwelten.
der februar ist wie gewohnt trubelig: skiferien, diesmal bei gutem schnee und schönem wetter, fasnacht, mit der ich bei der tochter jetzt auch nicht mehr viel zu tun habe, geburtstag des mittleren, vorbereitungen auf die ausstellung und dann ganz am schluss des monats die ausstellung in erlinsbach. die ausgesprochen schlecht läuft. trotz neuer location und reichlich werbung kommen kaum leute und kaufen noch weniger.
im märz, befreit von der notwendigkeit der produktion für weitere ausstellungen, mache ich nicht nur bei der frühlingspost mit und stricke kappen für die patentante, sondern renoviere eine ganze woche lang mein arbeitszimmer. mit dem mittleren lerne ich für die aufnahmeprüfung in die berufsmaturitätsschule und ordne und organisiere viel herum. ein schaffiger monat bis uns just an unserem zwanzigsten hochzeitstag die nachricht erreicht, dass meine mutter mit einem gebrochenen dickdarm ins krankenhaus eingeliefert worden ist. der rest des monats und noch die ganze karwoche sind mit der sorge um ihr leben ausgefüllt.
leider geht auch im april ihre genesung nur langsam voran, aus dem krankenhaus entlassen ist sie immer noch sehr eingeschränkt und weiterhin krank. der frühling schreitet trotzdem voran, in unserem garten aber auch bei der frühlingspost, die nach und nach eintrifft. mit der sollbruchstelle besuchen wir mein ausstellungshighlight des jahres und sind auch sonst viel unterwegs.
anfang mai verbringen wir ein wochenende auf der schwäbischen alb - anstatt wie vorgesehen mit meinen eltern als geschenk zur goldenen hochzeit nur zu fünft. meiner mutter geht es immer noch schlecht, ein weiterer spitalaufenhalt ist notwendig um eine verschleppte lungenentzündung wirklich auszukurieren, danach aber geht es ihr zusehends besser. hier bei uns zuhause ist viel garten, endlich mehr gemüse, auftragsfilzen und filzen nur so zum spass, eine schöne wanderung durch ein hochmoor, erste schritte mit sketchnotes und die 30 tage sketchnotechallenge (bilder dazu vor allem auf instagram) und am ende des monats der wirklich letzte filzkurs der saison, ein fulminanter schluss als gastdozentin bei der filzsszene in graubünden in davos. und die tochter hat das jugendbrevet der rettungsschwimmer bestanden!
der juni wird wie immer trubelig: der mittlere ist zuhause, nach erfolgreicher abschlussprüfung hat er zehn wochen ferien bis zum lehrbeginn im august. entspannung macht sich breit, gefilzt wird wenig und nur ganz kleines, dafür gebacken und gekocht, mit dem immer üppigeren gemüse und natürlich mit beerenfrüchten und dann feiern wir mit dem mittleren seine firmung. damit es uns nicht zu wohl wird, erlebe ich, dass nun schon die zweite freundin in diesem jahr von ihrem mann verlassen wird.
es wird heiss, wie man es vom juli erwartet, wir schwimmen überall wo es wasser hat: in der limmat und in verschiedenen seen der schweiz, im schwimmbad hier und bei den grosseltern. nach und nach bekommen auch die anderen beiden kinder im juli endlich ferien, zuerst die tochter, die mich und den mittleren zu den grosseltern begleitet, dann der grosse. zuletzt auch noch der mann: dann geht es nach amsterdam, wo der grosse seinen achtzehnten (!!!!) feiert und anschliessend nach zeeland, ans meer. hier im blog darüber zu berichten habe ich noch nicht geschafft und allmählich beschleichen mich echte zweifel, ob es noch dazu kommen wird.
anfang august fahren wir nach hause und besuchen unterwegs die patentante des mittleren. wieder daheim setzen wir das limmatschwimmen fort und mich erwarten jede menge sommerpostkarten! selbst gestalte ich natürlich auch eine, mit einem apfel. die schule startet wieder und wir haben neue regelmässige essengäste am montag. dafür darf die tochter am dienstag aushäusig essen, was mir ein wenig zeitlichen spielraum gibt. zum beispiel um auf den letzten drücker einen beitrag für eine ausstellung am filzfestival berlin anzufertigen. der titel der ausstellung "filz mit ecken und kanten" - habe ich das schon mal gehört? da muss ich wohl mitmachen, das scheint ja jemand mit dem zaunpfahl zu winken! überhaupt ist viel vorfreude auf die reise nach berlin... ich reise hin, erkunde berlin und verschiedene ausstellungen, besuche das festival und dabei einen tollen workshop bei karen betty tobias und reise wieder nach hause, vollgefüllt mit neuen eindrücken.
und schon ist der september da. der mittlere ist gut in seine lehre gestartet - wir eltern haben gelegenheit das basislehrjahr an einem elternabend kennenzulernen. mein filz-jahresprogramm, das der mittlere gestaltet hat, wird publik gemacht und ich filze für die ersten märkte im frühen herbst. wie schon vor einem halben jahr kommt das unglück überraschend: mein vater stirbt. am nachmittag ist er mit dem fahrrad losgefahren und nicht mehr wiedergekommen. die nachricht erreicht uns an einem sonnigen sonntagnachmittag. so schlimm sie ist - es ist die art zu sterben, die er sich scherzenderweise nicht nur einmal gewünscht hat. vielleicht ermöglicht uns das einen anderen blick als nur den des verlusts: dankbarkeit für viele schöne augenblicke mit ihm.
daneben gibt es auch kaum eine andere wahl als weiterzumachen, denn auch auf der organisatorischen ebene spüren wir rasch sein fehlen, hat er doch viele der folgen der notoperation für meine mutter aufgefangen und sie betreut wo es notwendig war. die trauerfeier zeigt mir, wie gross der freundeskreis und der rückhalt meiner eltern und jetzt eben meiner mutter in ihrem heimatort sind - auch ein grund zur freude trotz der trauer um meinen vater.
so rutschen wir alle mehr oder weniger in den oktober und feiern zuerst einmal mit der gemüsegenossenschaft erntedank - ich darf kochen, was mir grosse freude macht und viel lob einträgt. meine mutter bekommt den frühest möglichen termin für eine erneute operation, die ihr ihre unabhängigkeit wiedergibt. operiert wird sie am geburtstag der tochter, den wir mit einem ausflug ins verkehrshaus in luzern feiern. die ausstellung auf schloss biberstein, zusammen mit vier anderen kunsthandwerkern, will vorbereitet sein und zwischendurch besuche ich immer wieder meine allmählich genesende mutter, die ansonsten von ihrem bruder und dessen frau und vielen, vielen guten bekannten unterstützt wird, so dass ich immer wieder auch mit gutem gewissen nach hause fahren kann.
anfang november ernten wir die letzten tomaten und machen den garten allmählich winterfest. notwendig wäre das nicht gewesen, weil das wetter schön bleibt und wir weiterhin viel draussen sind. endlich geht es meiner mutter so gut, dass sie für ein paar tage zu uns kommen kann. wir feiern meinen geburtstag. danach bereite ich schon wieder die nächste ausstellung vor, in lengnau diesmal, also quasi ein heimspiel, und in dem bewusstsein, dass ich im nächsten jahr keine ausstellung machen will und mich auch aus der filzwelten-gruppe zurückziehe. eine ausstellung besuche ich mit mann und tochter, die mich sehr beeindruckt: la joie de vivre von etel adnan.
der dezember bringt noch einmal eine intensive phase der auseinandersetzung mit der idee der gemüsegenossenschaft, wir machen uns in der betriebsgruppe in zwei langen sitzungen gedanken zum leitbild für unser tun. und so wenig adventlich das wetter bleibt - ich backe guezli, ich drucke karten mit geliprint, wir haben unseren üblichen adventskalender, wir besuchen die roratefeier und das adventssingen, planen das weihnachtsmenu und die ferien. am vierten advent haben wir genug vom ständigen imperativ des sonnigen wetters und machen einen ausflug in den kanton glarus, wo ich endlich, endlich frau gugus persönlich kennenlernen darf. über weihnachten haben wir besuch, unter anderem feiern wir mit meiner mutter und lassen es ansonsten ruhig angehen. immer noch lädt das wetter zu spaziergängen in der sonne und sogar zu einer rast auf der bank ein. oder es ist so neblig, dass wir sogar dazu kommen, den dachboden zu entrümpeln.
nun ist es nur noch eine halbe stunde bis der letzte tag dieses jahres anbricht, dem ich gerne adieu sagen mag. das neue soll - wenn ich mir etwas wünschen darf - vor allem eines bringen: ein bisschen ruhe und beständigkeit, zeit zum erholen und um sich neues vorzunehmen, um pläne zu machen und auch um einmal einen schritt zurückzutreten und in aller ruhe zurückzuschauen.
auch ihnen, liebe leserinnen, wünsche ich, dass ihre wünsche für das neue jahr in erfüllung gehen mögen. und danke wieder einmal für ein weiteres jahr mitlesen und mitleben im blog, für kommentare und alles,was sonst noch über das virtuelle hinaus entstanden ist!