als wir im sommer unsere herbstferien planten (übrigens genau da) war für uns vor allem eines wichtig: weit weg vom getriebe, draussen in der natur sein, am besten in einer gegend, in der nicht all zu viele sehenswürdigkeiten den anspruch erheben, gesehen zu werden.
dieser plan ist, grob betrachtet, sehr, sehr gut aufgegangen.
unsere chata (=hütte) im tschechischen isergebirge, die wir für zwei wochen gemietet hatten, stand so halb
schon im wald, mitten in der natur und man konnte tatsächlich direkt von dort wenig spektakuläre wanderungen oder fahrradtouren starten. bei genauerem hinsehen ist uns eine schon
einigermassen lästige plansollüberfüllung gelungen. denn die zufahrtsstrasse
der zufahrtsweg zum häuschen war nicht nur ein bisschen schmal, ein bisschen
steil und ein bisschen schlecht befestigt, sondern alles auf einmal und in ausgeprägtem masse, gekrönt
noch von einer nur sehr knappen möglichkeit, oben am haus zu wenden. um ehrlich zu
sein: bei unserer anreise am samstag habe ich nicht so recht daran geglaubt,
dass wir da mit dem auto, die fahrräder huckepack auf der anhängerkupplung und mit vollem kofferraum,
jemals hinaufgelangen könnten. und wenn hinauf, dann ganz sicher nie wieder
hinunter.
und leider war es auch nicht so ganz einfach mit dem rad oder zu fuss vom haus wegzukommmen. steil bergauf machte uns im laufe der zwei wochen immer weniger aus, aber die raserstrasse von der unsere zufahrt abzweigte, haben wir sinnvollerweise halt komplett gemieden.
sieht gar nicht so schlimm aus, oder? das häusschen selbst war fein, ein bisschen mühsam zu beheizen mit einem nachtspeicherofen, den man nur mit dem herausnehmen der sicherung abschalten/regulieren konnte (und der uns nebenbei 100 franken stromkosten bescherte) und einer ganzen serie von kleineren technischen problemen, die uns eine sehr nahe bekanntschaft mit der dame von der ferienhausvermittlung einbrachte, und natürlich eigentlich zu gross (es ist fast unmöglich, in tschechien kleine häuser zu finden).
die ersten tage konnten wir die terrasse noch nutzen, dann wurde das wetter kühler und feuchter und wir hielten uns viel lesend und strickend in der wohnküche auf. das häuschen lag ausserdem ausserhalb einer ortschaft - dementsprechend haben wir viel selbst gekocht und waren wenig auswärts essen. an einem abend, an dem wir sonst nicht viel unterwegs waren, haben wir dann den fussmarsch auf uns genommen: eine knappe dreiviertelstunde streng bergauf durch den wald zur nächsten ortschaft mit gaststätte in der abenddämmerung, und nach dem essen im dunkeln entlang der strasse und durch den wald wieder zurück.
das grösste technische problem war der ausfall des wlan-internets. am freitag der ersten woche, an einem windigen und regnerischen abend, ist höchstvermutlich der 5g-mast in der nähe ausgefallen, ab da hatten wir im haus keinen zugang zum internet mehr, also auch kein radio und keine möglichkeit zum bloggen. auch über unsere eigenen mobiltelefone gab es empfang nur noch sehr sporadisch oder eben weiter weg vom haus. nach wenzelstag am samstag (tschechischer nationalfeiertag) und sonntag hatten wir die hoffnung, dass das jemand reparieren würde, aber vergeblich. deshalb gibt es nun auch einen längeren blogpost, in dem ich zwei wochen isergebirge zusammenzufassen versuche.
eigentlich war mein plan ja gewesen, jeden tag einen kurzen blogpost mit dem wichtigsten vom tage auf tschechisch zu formulieren. die texte gibt es, ich ergänze sie nun mit fotos und einer etwas eloquenteren form des reisetagebuchs auf deutsch.
sobota, 21. září
v sobotu jsme jelí z klingenthalu přes drážd'any a budyšin do jizerských hor. v desné je naš recreačni dům. cesta k chatě je přikra, ale muj manžel kai jel autem do domu.
(auch wenn ich nicht ganz sicher bin, dass mein tschechischer text so ganz korrekt ist, übersetzte ich hier mal, was ich eigentlich sagen wollte, jeweils kursiv.) am samstag sind wir von klingenthal über dresden und bautzen ins isergebirge gefahren. in desna ist unser ferienhaus gelegen. der weg zum haus ist steil, aber mein mann kai ist mit dem auto bis zum haus gefahren.
das wesentliche dazu steht schon oben im einleitungstext. in der tschechischen version kommt ein bisschen besser zum ausdruck, wie dankbar ich kai war, dass er uns hier hochgebracht hatte.
neděle, 22. září
v neděle jsme šli na nadraži kořenov. cesty jsou přikry a nezpevněny. na nadraži je muzeum zelezniční. na cestě zpatký jsme šeli přes vesnice polubny.
am sonntag sind wir zu fuss zum bahnhof kořenov gelaufen. die wege waren steil und unbefestigt. am bahnhof gibt es ein eisenbahnmuseum. auf dem rückweg sind wir über das dorf polubny gelaufen.
noch komplett unter dem eindruck der abgeschiedenheit unserer hütte haben wir am sonntag einen spaziergang zum bahnhof korenov unternommen. die zufahrtsstrasse führt vom haus aus weiter nach oben, sie wird dabei nicht besser, auch die erkundeten wege zum bahnhof sind steil und mit sicherheit nicht mit dem fahrrad zu bewältigen. immerhin fällt uns am bahnhof eine einladung zum kartoffelsamstag bei der zahnradbahn in der kommenden woche ins auge. der rückweg führt uns weitgehend über kleine strassen (hier könnte man mit einem kleinen umweg den bahnhof mit dem rad erreichen) und wir entdecken eine gastwirtschaft in gehentfernung zum haus. am späteren nachmittag erkunden wir noch den weg nach unten. er endet an der vielbefahrenen strasse von liberec ins riesengebirge, auf der am wochenende viele motorräder unterwegs sind und unter der woche jede menge grosse lkws. jenseits der strasse liegt der haltepunkt korenov zastavka - hier hält immerhin drei mal am tag ein zug.
ponděli, 23. září
v ponděli jsme jelí na kolem do jizerka. cesta byl dobrá, jelí jsme skoro pořad v lese. na cestě zpatky jsme jelí poděl řeky jizerky a hranice s polskem. v polubny jedli jsem borůvkove knedliky se slehačkou.
am montag sind wir mit dem fahrrad zur grossen iserwiese gefahren. der weg war gut und wir sind fast nur durch den wald gefahren. auf dem rückweg sind wir dem fluss iser entlang der polnischen grenze gefolgt. in polubny haben wir blaubeerknödel mit sahne gegessen.
wir setzen unsere erkundung der umgebung fort. über das dorf polubny kommt man zur grossen iserwiese, einem hochmoorgebiet an der polnisch-tschechischen grenze. unterwegs passieren wir wie gestern zu fuss immer wieder kleine bunkeranlagen, von denen die tschechoslowakische republik in der zweiten hälfte der 30er jahre des vergangenen jahrhunderts 800 stück an der grenze zum deutschen reich bauen liess. nach dem münchner abkommen waren sie wertlos, denn ohne die unterstützung der grossmächte europas konnte sich tschechen nicht gegen den einmarsch der deutschen ins sudetenland wehren.
wegen der moorlandschaft wollte ich schon lange einmal ins isergebirge. wir fahren zuerst eine grosse runde auf der hochebene, dann geht es hinunter an den fluss iser, der hier die grenze zu polen bildet. wir sind eigentlich fast nur auf waldwegen unterwegs und geniessen das schöne wetter später auch noch auf unserer terrasse. vorher gibt es in polubny eine portion blaubeerknödel.
uterý, 24. září
v uterý jsme jelí vlakem do liberce. na zastavce blizko nas chata vlak zastavi jenom třikrat denne. v liberce jsme prošeli se městem, nakupovali jsem a navštivila jsem severočeské muzeum. na náměsti před radnice jsem pili pivo.
am mittwoch sind wir mit dem zug nach liberec gefahren. an der haltestelle in der hähe des ferienhauses hält der zug drei mal am tag. in liberec sind wir durch die stadt spaziert, haben eingekauft und waren im nordböhmischen museum. auf dem platz am rathaus haben wir ein bier getrunken.
meine tschechischlehrerin hatte mir in der letzten stunde vor den ferien noch die app "muj vlak" empfohlen und mit dieser app haben wir dann nicht nur herausgefunden, wann und wie wir mit dem zug nach liberec kommen, sondern auch unsere fahrkarten online gekauft. ein bisschen skeptisch waren wir schon, ob der zug wirklich mitten im wald halten würde, aber tatsächlich hat alles wunderbar geklappt. anhalten kann der zug hier nur in einer richtung, deshalb mussten wir zunächst eine station in die falsche richtung fahren und dort umsteigen. um viertel nach zwölf waren wir nach einer sehr gemütlichen fahrt über tanvald und gablonz an der neisse in liberec.
ohne ein bestimmtes ziel sind wir durch die stadt geschlendert, waren in einer buchhandlung, in einer papeterie, in einem café und schliesslich kurz im nordböhmischen museum. auf dem rückweg durch die stadt haben wir fleisch, wurst, brot und käse besorgt bevor wir wieder ebenso gemütlich nach hause geschaukelt sind.
středa, 25. září
ve středa jsme jeli na kolem ještě jednou do jizerka. parkovali jsem před restaurace pansky dům a prošeli jsem se rašeliniště jizerky. viděli jsme safirový potok. v restauraci jsme jedli polevku. na cestě zpatky jsme jeli přes rašeliniště v polsku. cesty v polsku jsou spatný pro cyclistiku.
am mittwoch sind wir noch einmal mit dem fahrrad zur grossen iserwiese gefahren. beim restaurant pansky dum haben wir die räder abgestellt und sind zu fuss durchs hochmoor gelaufen. wir haben den saphirbach gesehen. im restaurant haben wir suppe gegessen. auf dem rückweg sind wir über den polnischen teil des hochmoors gefahren. in polen waren die wege schlecht zum radfahren.
auch weil wir am vortag ein ganz klein bisschen von einer ausstellung über das isergebirge im museum gesehen hatten, nutzten wir den mittwoch und das schöne, wenn auch deutlich kühlere wetter zu einem zweiten ausflug auf die iserwiese. da man beim radfahren so wenig vom moor sehen kann, folgten wir diesmal ein stück zu fuss dem grünmarkierten pfad.
und weil es weiterhin trocken blieb dehnten wir unsere runde noch weiter aus, überquerten den fluss iser und fuhren mit dem rad zum polnischen teil der grossen iserwiese.
anders als auf der tschechischen seite gibt es hier kaum häuser und die wege waren sehr schlecht.
an der ansonsten wenig einladenden adlerbaude gab es diese lustigen männchen zu sehen.
in einem weiten bogen ging es dann durch den wald hinunter nach harrachov und zurück zum ferienhaus.
čvrtek, 26. září
ve čvrtek jsme jeli do jablonce nad nisou, do nisafactory. v nisafactory je obchod pro perlami , ale neni muzeum skla. jeli jsme do železneho brodu. v železnem brodě jsme jedli na restaurace u zvonice moravske knedliky. A pak jsme šli do muzeum mestske a jsme se podívali na vystavu skla tavené ve formé.
am donnerstag sind wir nach gablonz an der neise gefahren, zur nisafactory. in der nisafactory gibt es einen perlenladen, aber kein glasmuseum. wir sind weiter nach zelezni brod gefahren. in zelezni brod haben wir im restaurant zur glocke mährische knödel gegessen. und dann sind wir zu fuss ins stadtmuseum gelaufen und haben dort eine ausstellung über in formen gegossenes glas gesehen.
irgendwann einmal mussten wir auch wieder unser auto bewegen - das wetter lud weder zu spaziergängen noch zu radtouren ein und einkaufen mussten wir auch.
mit der glasherstellung im norden böhmens sind wir bereits vor vielen jahren in berührung gekommen, zum ersten und dann noch viele weitere male haben wir die glasfabriken rund um novy bor besichtigt und zum teil beeindruckend nah die arbeit der glasbläser beobachten können. (fotos und ein bericht von 2017) in diesem jahr waren wir weiter östlich, hier gilt jablonec nad nisou als zentrum der herstellung von perlen für glasschmuck. leider gab es bei einem kleineren hersteller von glasperlen keine führungen für einzelpersonen und wir konnten nur ein bisschen glasperlen shoppen. anstelle des grossen museums in jablonec hatte kai das viel kleinere stadtmuseum in zelezni brod ausgesucht.
von aussen wirkt es ein bisschen seltsam, eingepfercht zwischen einem verfallenden geschäftsgebäude und der filiale einer sparkasse. innen ist es sehr behutsam renoviert, das treppenhaus im stil der neuen sachlichkeit und weitere einrichtungsdetails sind komplett erhalten.
die ausstellung zeigt einerseits die traditionelle herstellung von gläsernen schmuckelementen und kleinen glasfiguren (dazu gab es auch drei filme aus den sechziger jahren zu sehen) - auf sehr, sehr hohem niveau und kaum mit den glasfigürchen aus unserer kindheit zu vergleichender qualität und originalität.
am ort gibt es auch eine glasmacherschule, die sehr aktiv glaskünstler*innen ausbildet.
in einem anderen raum gab es eine ausstellung der glaskünstler jaroslava brichtova und stanislav libensky, die uns mit ihren grossen klaren in glas gegossenen formen sehr beeindruckt hat.
kleinere arbeiten der beiden sind auch in der dauerausstellung zu sehen.
die stadt selbst hat einen kleinen historischen kern und darum herum alles, was so zu einer früher florierenden glasindustriestadt gehört.
patek 27. září
v patek jsme jeli na kolem do tesařovska kaple a kořenov, ale kaple byl zatvorene. pak jsem jeli na kolem přes les na cesta famberka a stara silnice do turnovská chata. v chatě jsme jedli polevka kulajda. byl velmí chutné. šli jsem do rozhledna stepanka – na věži byl dobré výhled. na ceste spatky jsem nakupovali v potravin.
am freitag sind wir mit der rad zur tesarov-kapelle gefahren, aber die kapelle war geschlossen. dann sind wir mit dem fahrrad über den famberkweg und die alte strasse zur turnov-hütte gefahren. in der hütte haben wir kulajda-suppe gegessen. sie war sehr lecker. zu fuss sind wir zum stefansturm gelaufen - vom turm hatte man eine gute aussicht. auf dem rückweg haben wir im lebenmittelladen eingekauft.
mit der aussicht auf einen trockenen und nicht zu kalten tag haben wir wieder eine radtour geplant - um die gegend weiter zu erkunden. wir wandten uns diesmal nach süden und entdeckten einen ganz anderen wald als um die iserwiese: hier hatte es vor allem buchen und andere laubbäume und nur vereinzelt weiter oben fichten. wir passierten einen skihang mit sessellift und sahen loipenmarkierungen. die turnov-hütte ist recht urig, aber leider habe ich dort keine fotos gemacht.
suppe zum mittagessen kann man in den meisten tschechischen gasthäusern bekommen, gulaschsuppe oder frankfurtska mit würstchen gibt es oft. hier gab es kulajda, die wir noch nicht kannten, ein suppe aus kartoffeln, pilzen, sauerrahm und verquirltem ei, gewürzt mit dill. sie ist typisch für die region und wärmte uns auf, bevor wir zum aussichtsturm hinaufgingen.
aussichtstürme sind auch so etwas typisches für nordböhmen und die meisten sind auf die erschliessung der mittelgebirge am ende des neunzehnten jahrhunderts durch den aufkommenden tourismus zurückzuführen. der stephansturm ist etwas älteren urprungs und hat eine spannende geschichte. sein bau wurde vom örtlichen adeligen kamil rohan 1847 zu ehren des österreichischen erzherzogs stephan begonnen, der als gouverneur böhmens die riesengebirgsstrasse bauen liess. in folge der märzereignisse 1848 war die verehrung für den erzherzog dann nicht mehr so opportun und der bau des turms wurde gestoppt. fertiggestellt und der öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde er dann wieder vom gebirgstourismus gegen ende des jahrhunderts.
die aussicht von ganz oben ist grandios, dazu ist man noch von einem glashäuschen geschützt. zum fotografieren kann man die fenster aber öffnen.
blick nach westsüdwest - auf jablonec und den jested, der hier immer als richtungsweiser taugt.
gleich noch eine. unterhalb des turms war uns dieser platz ins auge gefallen. hier wurde ende 1944 von den nazis eine gedenkstätte für die gefallenen der wehrmacht und der ss aus den umliegenden ortschaften errichtet und von konrad henlein persönlich eingeweiht. in reden wurde noch kurz vor dem zusammenbruch der nazidiktatur dazu aufgerufen, den fanatischen kampf weiter zu unterstützen. 1945 wurde das hakenkreuz entfernt, später das denkmal in die schlucht gestürzt. 2011 wurde es geborgen und wieder aufgestellt, 2023 wieder beschädigt. nicht nur mit den tschechischen geschichtslektionen ist auch immer die frage verbunden, was erhalten werden soll und was wie aufgearbeitet werden kann. beim blick vom schönen aussichtsturm mag der blick in die schmutzige vergangenheit vielleicht stören, aber wie schmutzig wird es erst, wenn wir diese auszublenden versuchen?
sobota, 28. září
druhou sobotu jsme šli wandr do kořenov nadraži. byl bramborová sobota na zubačce a jedli jsem sejkor a klobasa s hořčice, kren a chleb u hasičů.
am zweiten samstag sind wir zum bahnhof kořenov gewandert. es war kartoffelsamstag an der zahnradbahn und wir haben bei der feuerwehr kartoffelpuffer und wurst mit senf, meerrettich und brot gegessen.
zurück in der gegenwart der tschechischen republik feierten wir gemeinsam mit den tschechen den nationalfeiertag, den wenzelstag. der feiertag ist noch relativ jung, er wird erst seit 2000 gefeiert, aber die verehrung wenzels als staatsgründer ist schon viel älter. das mit der staatsgründung im 10. jahrhundert ist auch ein bisschen kompliziert und nach ansicht der historiker*innen hat wenzels bruder boleslav vermutlich viel mehr für den tschechischen nationalstaat getan, aber halt auch seinen bruder dafür erst mal umgebracht und eignet sich von da her eher schlecht zur verehrung.
keine ahnung, wie der feiertag ansonsten begangen wird, jedenfalls waren die geschäfte zu und beim zahnradbahnmuseum gab es einen kleinen markt. im museum erfuhren wir einiges über die bahnstrecke - ich dachte ursprünglich, dass sie auch dem tourismus zu verdanken wäre, aber weit gefehlt, die hiesige glasindustrie brauchte im 19. jahrhundert kohle aus niederschlesien und erschloss sich mit der verbindung übers gebirge zugleich absatzmärkte. nach dem ende des wk2 wurde die verbindung nach polen unterbrochen und erst nach 1989 weitgehend von der zivilgesellschaft wieder mühsam eröffnet. 1997 war die bahn in ernsthafter gefahr ganz aufgegeben zu werden, auch hier engagierte sich die bevölkerung und am ende übernahm die tschechische bahngesellschaft wieder den betrieb. mit zahnradbahnen darf nicht mehr gefahren werden, die zahnstangen sind aber noch da.
und die begeisterung der menschen für ihre zubačka.
wir begeisterten uns für die sejkor genannten kartoffelpuffer und ihre zubereitung durch viele freiwillige hände.
und die gelegenheit uns unter die menschen zu mischen. zum sprechen ist tschechisch echt schwer. meine versuche wurden zwar oft sehr positiv aufgenommen, aber will man es einem kellner echt noch schwerer machen, wenn er deutlich besser deutsch spricht als man selbst tschechisch? oder der jungen frau am kaffeestand, die begeistert ihr auch wirklich gutes englisch auspackt? nur einmal war ich wirklich ein wenig frustriert, als keine andere verständigung als auf tschechisch möglich war, aber meine wenigen wohl sortierten worte ausschliesslich auf verstörte blicke trafen, das war im perlenladen, den die mutter der angestellten hüten musste. vielleicht habe ich auch etwas ganz anderes gesagt als ich eigentlich wollte. und dann gab es noch die sehr lustige situation beim wurstkaufen: 50 (padesat) grammu waren der verkäuferin zu wenig, sie lud uns 500 gramm auf die waage. ich vermute irgendeinen zusammenhang mit den österreichen dekagramm (50 x 10 gramm=500 gramm) gepaart mit einer hartnäckigen ablehnung von deppert daherstammelnden touristinnen. die kollegin hats dann gerichtet und beim zweiten versuch gings auch schon besser.
nedele, 29. září
druhou neděle jsme udělali si výlet do zamek frýdlant. jeli jsme aut přes přehrada sous a vesnice bily potok do hejnice. šli jsme kolem klaštera františku a dívali se na kostele. pak jsme jeli do frýdlant, jedli jsme v pivovaru. odpoledne jsme měli prohlidku s pruvodzem v zamek clam-gallas. na ceste spatky jsme nakupovali do liberce.
am zweiten sonntag haben wir einen ausflug nach schloss frydlant unternommen. wir sind mit dem auto über die sous-talsperre und das dorf weissbach nach hejnice gefahren. zu fuss sind wir um das franziskanerkloster herumgegangen und haben die kirche angeschaut. dann sind wir weiter nach frydlant gefahren und haben in der brauerei gegessen. am nachmittag haben wir an einer führung im schloss der clam-gallas teilgenommen. auf dem rückweg haben wir in liberec lebensmittel eingekauft.
kirche mariae heimsuchung in hejnice
für unseren ausflug hatten wir den perfekten tag ausgesucht - die hauptsaison im isergebirge ist juli und august, danach hat dann vieles geschlossen oder nur noch sehr reduziert geöffnet. wir haben es auf diese weise geschafft, dass wir auf schloss frydlant eine führung auf deutsch bekommen haben, für drei personen.
ein paar fotos vom warten im burghof.
bei frydlant hatte mein gehirn "wallenstein" ausgegeben - wallenstein heisst der herr aber nur bei schiller, eigentlich nämlich waldstein und schlossherr war er eh nur für ein paar jahre, während derer er quasi nie oder sogar nie dort war. die führung räumte also nicht nur mit wallenstein auf, sondern war auch sonst sehr spannend und einordnend.
es ging bei der führung vor allem um die zeit der familie gallas, später clam-gallas, in deren besitz sich das schloss vom tode waldsteins 1634 bis 1945 befunden hat. die räume werden weitgehend so gezeigt, wie sie in der ersten hälfte des zwanzigsten jahrhunderts von franz graf clam-gallas mit seiner familie benutzt wurden.
das porträt zeigt den letzten schlossherrn, franz graf clam-gallas |
auf dem schreibtisch eine fotografie mit fünf seiner sieben töchter. |
eine liege im badezimmer des frauengeschosses |
die schlosskapelle |
am ende der führung musste ich unbedingt die frage stellen, wie das schloss und die eingerichteten räume so gut erhalten geblieben sind - hier spielte wohl glück eine grosse rolle, dass weder hitlerdeutschland, noch die sowjetische armee und auch nicht die sozialistische republik all zu viel zerstört haben, wobei auch nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass jemand seine schützende hand über das alles gehalten hat.
neben der führung im schloss gibt es auch noch eine in der burg - hier geht es dann mehr um ritter und das mittelalter. die alte burg wurde bereits von den clam-gallas zu einem museum umgewandelt und dem publikum geöffnet. und weil es auch noch ein neues schloss gibt, das franz für seine sieben töchter bauen liess, kann man auch dieses im rahmen einer führung besichtigen. es lohnt sich also sicher, noch einmal wiederzukommen.
noch ein paar schnipsel:
- 2017 haben wir bereits ein anderes schloss der clam-gallas besichtigt, das schloss lemberk bei jablonne.
- bily potok oder weissbach findet deshalb extra erwähnung, weil hier jaroslav rudis seine graphic novel alois nebel spielen lässt. und auch, weil wir hier vor den verschlossenen toren des technischen museums des isergebirges standen.
- einkaufen am sonntag ist in tschechien kein problem. die grossen supermärkte haben offen und auch die einkaufszentren. wir nutzen so etwas nicht gerne, aber die urlaubsituation entspannte es ganz ungemein, vor allem angesichts der wegesituation.
ponděli, 30. září
druhou ponděli jsme jeli na kolem přes les k protrženi přehradni na bilé desné. svítilo slunce, ale byl chladný na kolem.
am zweiten montag sind wir mit dem fahrrad zur eingestürzten staumauer an der weissen desne gefahren. die sonne hat gescheint, aber auf dem fahrrad war es kalt.
das isergebirge ist ein regenreiches gebiet und die bäche aus den bergen haben immer wieder zu hochwasser, überschwemmungen und zerstörung in den weiter unten liegenden orten geführt. aus diesem grund hat man zu anfang des zwanzigsten jahrhunderts begonnen, talsperren zu errichten und so die wassermassen zu kontrollieren. eines der ersten projekte war die talsperren an der weissen und der schwarzen desse. der bau wurde 1915 vollendet, am 18. september 1916 kam es zur katastrophe. der damm brach und die menschen unterhalb konnten nur unzureichend vor dem wassermassen, die auch holz und vor allem schlamm mitschwemmten, gewarnt werden. es gab über dreissig todesopfer und grossen sachschaden. (radio prag bietet eine gute zusammenfassung, mit zeitgenössischen filmaufnahmen.)
heute ist die gebrochene staumauer ein touristenziel mit kiosk, der allerdings so spät im jahr geschlossen war.
utery, 1. ríjen
druhou utery jsme jeli vlakem druhou do liberce. chtěli jsme jet tramvaj z nadraži do severočeske muzea, ale ze stanice fügnerova jezdil jen autobus. byli jsme v muzeu dlouho. na cesta spatký na nádraži jsme pilí kavu.
am zweiten dienstag sind wir zum zweiten mal mit dem zug nach liberec gefahren. wir wollten mit der strassenbahn zum nordöhmischen museum fahren, aber ab der haltestelle fügnerova fuhr nur noch ein autobus. wir waren lange im museum. auf dem rückweg zum bahnhof haben wir kaffee getrunken.
na, ein bisschen mehr haben wir schon noch erlebt. aber meine sprachlichen fähigkeiten schränken meine ausdrucksfähigkeit schon noch ein bisschen ein.
zuerst die sache mit der strassenbahn: in der waren wir nämlich für eine kurze zeit eingesperrt, weil wir nicht bemerkt hatten, dass wir auf den autobus hätten umsteigen sollen und mit aufs abstellgleis gefahren waren. kleine aufregung, die uns dann aber sogar noch den besuch einer bäckerei und "chlebiček" verschaffte. das letzte sind belegte brötchen, so eine art canapees.
das museum hatten wir ja schon vor einer woche ausgekundschaftet, es liegt gegenüber der nordböhmischen regionalgalerie im kaiser-franz-joseph-bad, die wir schon öfter besucht hatten. das muza, wie es sich jetzt nennt, wurde in den vergangenen jahren komplett umgestaltet, wirkt modern, hell und sehr zugänglich. es gibt einen raum, der anhand von artefakten die stadtgeschichte nachzeichnet, dabei bekamen heikle themen wie der nazionalsozialismus, die ereignisse 1968 und die samtene revolution eine ruhigere ebene weiter oben. vor allem die tatsache, dass es 1968 auch in liberec zu einer konfrontation mit den sowjetischen soldaten kam und auch hier tote und verletzte zu beklagen waren, war mir neu. und dass vaclav havel von dort stammt.
schön war die ausstellung über das isergebirge, die ausgehend von buch von miloslav nevrle und den illustrationen von milan janac die besucher in die landschaft im wechsel der jahreszeiten und durch die geschichte eintauchen lässt.
glaskunst - einfach so in den scheiben der naturkundeabteilung.
am ende stöberten wir solange herum, bis wir auch noch die terrasse entdeckten.
blick über die masaryck-strasse und das kaiser-franz-joseph-bad zum jested.
am bahnhof blieb noch ein wenig zeit für melancholische bahnhofsbilder.
das bähnchen brachte uns wieder zuverlässig zu unserer haltestelle im wald. nur der schaffner machte sich sorgen und fragte zwei mal nach, ob wir wirklich dort aussteigen wollten. jeder zug wird von einer person begleitet, die nicht nur die fahrkarten kontrolliert, sondern bei der man auch bar eine fahrkarte kaufen kann. es geht also durchaus, dass etwas digital und zugleich auch total analog funktioniert, man muss nur wollen. menschenfreundlicher kommt es mir auf jeden fall vor - so bleibt niemand ausgeschlossen.
středa, 2. ríjen
ve středu druhého týdne pršelo. chtěli jsme navštivit prodej skla, ale byla zavřena. take byl zavřeno i kostel. koupili jsme kolač a houskovy v pékarně a jeli jsme zpatký do domu. večer jsme šli do hostince na večeři.
am mittwoch der zweiten woche hat es geregnet. wir wollten einen glasverkauf besuchen, aber er war geschlossen. auch die kirche war zu. wir haben in einer bäckerei kuchen und brötchen gekauft und sind zum haus zurückgefahren. am abend sind wir zu fuss zum abendessen in ein gasthaus gelaufen.
viel mehr haben wir an diesem tag wirklich nicht getan. über mittag hatten wir noch ein bisschen unterhaltung durch die dame von der agentur und drei elektriker, die sich einer sicherung annehmen wollten. das stromproblem wurde pragmatisch gelöst, ich weiss nicht, ob das hier in der schweiz auch so gelaufen wäre. es gab ein paar ansagen zum thema internet, aber auch um zwei uhr (sicher ab 14 uhr wieder internet!) tat sich nichts. wir hatten mit dem thema aber schon abgeschlossen und uns an die situation angepasst.
die wanderung zum gasthaus ergab immerhin stimmungsvolle bilder.
das abendessen war lecker, die speisekarten sind aber halt schon immer sehr ähnlich, insofern war es vielleicht auch gar nicht so schlimm, dass wir nicht so oft essen gehen konnten.
der heimweg in der nacht war dann auch wenig dramatisch, ich bin halt nur im dunkeln ein echter schisshase. und wenn es eines im isergebirge ist, dann ist es richtig dunkel. die grosse iserwiese gilt also eines der am wenigsten lichtverschmutzten gebiete in europa.
čvertek, 3. říjen
ve čvertek jsme jeli do malá skála, vesnice v českem rají. šli jsme na wandr z parkovište k rozhledna kopanina. byla věž také uzavřena. ale jsme navštivili hradu frýdštejn a skalniho hradu vranov. večer jsme byli hodně unavení.
am donnerstag sind wir nach mala skala gefahren, einem dorf im böhmischen paradies. wir sind vom parkplatz zum aussichtsturm kopanina gewandert. der turm war auch geschlossen. aber die burg frydstein und die felsenburg vranov haben wir besichtigt. am abend waren wir sehr müde.
ein bisschen sind wir an diesem tag dem schönen wetter nachgefahren, ein wenig südlicher war sonne angesagt. es wechselte dann den ganzen tag über von nieselregen und drohenden wolken zu sonnigeren momenten, aber immerhin war es im böhmischen paradies wesentlich wärmer als im isergebirge.
unsere wanderung folgte wohl einem bereits ende des neunzehnten jahrhunderts von einem herr römisch angelegten weg, das entnahmen wir der tafel am waldfriedhof am ortsrand von mala skala. der weg führte uns zunächst entlang der hanglehne etwa 400 höhenmeter hinauf, durch wald, über wiesen und durch kleine ortschaften.
unterwegs machten wir bekanntschaft mit dem kapitän otakar jaroš (achtung geschichtslektion!), dem hier ein denkmal errichtet worden ist. er war soldat in der tschechischen armee und ist, anstatt sich dem münchner abkommen zu beugen, 1939 über polen in die sowjetunion gelangt. als teil eines tschechoslowakischen bataillons kämpfte er an der seite der sowjets gegen hitlerdeutschland und starb 1943 in der nähe von charkiw. obwohl antikommunist wurde er von den sowjets mit einem wichtigen orden geehrt.
wie er nun ausgerechnet auf eine wiese an unserem wanderweg geriet, blieb uns verborgen. seine lebensgeschichte ist deutlich komplizierter als hier kurz dargelegt, wikipedia weiss mehr.
um zu zeigen, wie der turm in den felsen eingebaut wurde, musste ich das weitwinkelobjektiv des mobiltelefons bemühen, mit der spiegelreflexkamera ging da nix mehr.
vom turm aus gab es wieder grossartige rundblicke, zwischen wolken und sonnenschein.
kai macht immer gerne selfies. ich nicht so gerne.
unterwegs an
einem gartenzaun eine tasse, so ähnlich wie ich sie vor vielen jahren
einmal kai geschenkt und später runtergeworfen habe. er wollte aber
nicht, dass ich sie ihm vom zaun stehle.
unser weg führte uns jetzt entlang weiterer felsen und durch den wald zum vranov-pantheon, ursprünglich auch eine burg, aber von dem nämlichen herrn römisch in der romantik zu einer art lustschloss umgemodelt.
die felsenburg verliessen wir durch dieses tor und stolperten die letzten schritte richtung parkplatz. eine schöne, wenn auch anstrengende wanderung.
pátek, 4. říjen
v pátek jsme se rozjeli domů.
am freitag sind wir nach hause gefahren.
ein bisschen überraschend kam das schon. eigentlich hatten wir noch eine kleine runde mit dem rad und eine suppe in der turnov-hütte geplant gehabt und anschliessend gemütliches packen. dann kam aber am freitag kein wasser mehr im ferienhaus, es regnete und war kalt und wir hatten ein bisschen die nase voll.
runter kommen sie alle.
also packten wir das bereits am vortag gewendete auto (die kupplung!) mit allem bis auf die fahrräder. die brachten wir extra hinunter an die strasse, um ein bisschen gewicht für die runterfahrt zu sparen.
überraschend staufrei kamen wir durch prag, fuhren zum ersten mal die ununterbrochene autobahn durch die oberpfalz und waren gegen neun zuhause.
schön wars. noch schöner wäre es ohne all den nerv um die hütte gewesen.
wow. sie haben echt bis hierher ausgehalten? chapeau. falls sie besser tschechisch können als ich, bin ich für eine korrektur dankbar. auch wenn sie sich in der tschechischen geschichte besser auskennen. falls sie kein tschechisch können, haben sie hoffentlich alles andere geniessen können. falls sie das affig fanden mit den tschechischen sätzen... oder den geschichtslektionen... naja, es gibt ja noch andere blogs.