nun, so lost (verloren, einsam) sind diese gärten wohl schon lange nicht mehr, anstattdessen ein eigentlicher touristenmagnet. aber sie waren einmal verloren und haben fast 80 jahre unter einer dicken schicht von vegetation geschlafen, ganz ähnlich wie die skulptur, deren abbildung uns so eigentlich in diese gärten gelockt hat.
wir hatten karten vorgebucht, wie mehr als empfohlen (also eigentlich hiess es im internet, dass man vorbuchen müsse, aber vor ort hätten wir darauf getippt, dass auch spontane besucher an den kassen eintritte lösen konnten) - und vielleicht war das auch ganz gut so, denn sonst wäre die chance, dass ich angesichts des busparkplatzes (der aber nur mit einem bus belegt war) und der warteschlange vor den wcs vor dem eingang gleich wieder umgekehrt wäre, gross gewesen. nach den kassen verteilten sich die menschen dann auch recht rasch, wir gingen auch nicht gleich dem grössten menschenstrom nach, sondern entschieden uns für den weg am rand entlang, wo wir als eine der ersten attraktionen die schlafende frau fanden.
und wieder bluebells. in einem erstaunlich naturbelassenen waldstück.
die fand ich auch ganz toll, obwohl sie eigentlich unauffällig waren - die blätter erinnerten mich sehr an die gewöhnliche nelkenwurz, bei der ich mich nie richtig entscheiden kann, ob sie bleiben darf.
jedenfalls näherten wir uns auf eher einsamen wegen der ersten hauptattraktion der gärten und da war dann auch gleich viel mehr los. wir reihten uns brav in die schlange ein, um die hängebrücke zu überqueren.
kann man machen.
weiter das "jungle" bezeichnete tal hinauf gab es baumfarne, bananen und andere feuchtigkeitsliebende pflanzen. dieser bereich geht auf einen alten japangarten zurück, der bereits anfang des 20. jahrhunderts dort angelegt wurde. viele kleine wegchen führen hin und her über das tal, es macht spass, so verschiedenes zu entdecken.
man ist aber ein bisschen auf sich selbst angewiesen. oben deshalb: weiss ich nicht, wuchs am wasser. unten: akebia oder klettergurke.
über eine wiese mit vielen spielmöglichkeiten für kinder und verpflegungsgelegenheiten für erwachsene und gehege für verschiedene seltene nutztierrassen (schafe, pferde, geissen - hühner und truthähne waren drinnen, wegen vogelgrippe) kamen wir dann in die blumen- und nutzgärten des ehemaligen landsitzes und damit auch zu dem, was zur wiederentdeckung der gärten geführt hat. ursprünglich wurden die gärten im 18. jahrhundert rund um heligan manor angelegt und dienten der versorgung des hauses und seiner bewohner. im lauf des 19. jahrhunderts kam das interesse an exotischen pflanzen dazu, die aus aller welt nach england gebracht wurden. im verlauf zweier weltkriege gerieten die gärten ins vergessenheit, bis sie bei aufräumarbeiten nach einem sturm im jahr 1990 wiederentdeckt wurden.
im lauf von dreissig jahren ist es gelungen, einen teil der gärten so wiedererstehen zu lassen, wie sie 1914 gewesen sind, inklusive alter pflanzensorten und die wiederentdeckung vergessener techniken der kultivierung. so wurden der mit mauern umgebene blumengarten, aber auch der küchengarten wieder zum leben erweckt, gewächshäuser erneuert und heute wieder ähnlich genutzt wie vor mehr als hundert jahren.
auch in den blumengärten wurde nicht nur der pflanzenschmuck für die räume im herrrenhaus gezogen, sondern auch pfirsiche und weintrauben, dafür konnten die glashäuser mit rohren und einem heizkessel beheizt werden
hier ein ganzes haus voller geranien.
einblicke gibt es auch in das büro des obergärtners, wo unter anderem das saatgut aufbewahrt wurde.
und immer wieder in ideen, wie die vegetationsperiode verlängert oder besonders empfindliche pflanzen geschützt werden konnten.
vollends fasziniert hat uns ein kombiniertes gewächshaus, in dem unter anderem ananas gezogen wurden - nicht als dekoration, sondern zum essen! um diesen spleen reicher gartenbesitzer zu ermöglichen, wurde zwischen den einzelnen mit glas abgedeckten bereichen frischer pferdemist verrottet und die verrottungswärme durch ein system aus kanälen zum heizen der beete genutzt.
auch das haben die gärtner der verlorenen gärten wieder zum leben erweckt - nebenbei wird das gewächshaus aber auch zur anzucht von setzlingen genutzt.
am ende gelangten wir dann noch in den knapp 1 hektar grossen küchengarten - hier wird in einem sechsjahresrhythmus all das angebaut, was auch bereits vor 100 jahren angebaut wurde, von kartoffeln und kohl, über wurzelgemüse, erbsen und bohnen, zwiebelgewächse und kürbisse bis zur salat und spinat. ergänzt durch dauerhafte anpflanzungen wie etwa rhabarber, spargel und artischocken. davon war so früh im jahr noch wenig zu sehen, aber es wurde fleissig gearbeitet.
bevor wir den garten verliessen, mussten wir noch ihn suchen gehen, den riesen.
die gärten sind sehenswert, ohne zweifel. aber sie sind auch ganz anders als die gärten, die wir bisher angesehen hatten. hier ist wirklich viel los, das englische fernsehen ist regelmässig zu gast und die mühen der wiederbelebung werden immer wieder mit preisen belohnt. aber gleichzeitig muss man sich selbst darum kümmern, wenn man etwas über die gärten erfahren will, zumindest den führer kaufen, unterwegs durchlesen und auf erkundung gehen. wenn man das nicht will, kann man aber auch einfach zwischen den beeten und pflanzen herumlaufen, den spielplatz nutzen und den jungle als freizeitpark erleben. ich vermute, es braucht die vielen besucher, es braucht die einnahmen aus dem riesigen shop, der nicht nur pflanzen sondern auch jede menge andere souvenirs verkauft. viel geschmackvolles dabei, vieles, auf dem nachhaltig steht, aber statt mit dem kauf eines notizblocks einen liter wasser zu sparen, kann man auch darauf verzichten und vermutlich wesentlich mehr wasser sparen.
sonst so: letzter urlaubstag. wir sind schon wieder am packen, morgen abend werden wir das festland wieder erreicht haben. wenn sie also morgen hier nichts lesen, wir sind unterwegs. und zuhause zeige ich ihnen dann vielleicht, was wir uns aus england mit nach hause genommen haben.