Samstag, 30. September 2023

12tel-blick im september 2023

ja, so toll war der jetzt nicht, der september. wenn ich mich richtig erinnere, war es noch mal schön warm, aber irgendwie hat mir ständig die musse oder die zeit oder sonst irgend etwas gefehlt, um die zeit im garten geniessen zu können. 

abends um acht ist es jetzt schon wieder fast dunkel, aber da war dann glücklicherweise noch der fast volle mond und die beleuchtung in den häusern. 

von herbst ist der pappel vorerst nichts anzumerken, das kommt dann erst noch, wenn ich mich richtig erinnere, erst mit den ersten richtig kühlen nächten. eventuell muss ich dann auch noch mal mein konzept ein wenig umstellen, denn auch wenn die pappel so richtig gelb wird, wird sie um acht jetzt nicht mehr leuchten. 

das gesamtbild ist zu drei vierteln voll, das jahr neigt sich schon seinem ende zu. 

mein zwölftel-blick ist heute ein wenig vorproduziert, zum monatsende hin habe ich wahrscheinlich weder zeit noch lust dazu. nichtsdestotrotz wird er pünktlich erscheinen und ich schicke ihn dann auch noch zu eva. 

wer die pappel mitverfolgen will, der kann das hier tun: 

12tel-blick im august 2023

12tel-blick im juli 2023

12tel-blick im juni 2023

12tel-blick im mai 2023

12tel-blick im april 2023

12tel-blick im märz 2023

12tel-blick im februar 2023

12tel-blick im januar 2023


Donnerstag, 28. September 2023

zweite septemberhälfte

kurz vor den herbstferien hat uns dann auch noch corona erwischt. late to the party, dank zwei impfungen und zwei boostern, und jetzt müssen wir uns dann definitiv keine gedanken mehr machen, ob wir uns in diesem herbst wieder impfen lassen sollen. (also gegen corona, grippeimpfung ist trotzdem wichtig)

nach je zwei bis drei tagen mehr oder weniger im bett sind wir stagnierend rekonvaleszent, um es mal positiv auszudrücken. dabei hat es uns gar nicht so schlimm erwischt. trotzdem alles ein grosser mist, wir sind immer noch beide von jeder kleinen anstrengung total geschafft, als erstes könnten meine nebenhöhlen allmählich abschwellen und kais husten besser werden. dann nur noch packen und ab in die ferien. anstattdessen quälen wir uns durch die letzte woche vor ferien und ich streiche einen punkt nach dem anderen von meiner vor-dem-urlaub-erledigen-liste, nicht weil er getan wäre, sondern weil ich ganz realistisch nicht mehr alles schaffen werde. also wirklich vor allem einpacken und dinge in der werkstatt für den heissen herbst vorbereiten. an meinem zweiten tag im bett habe ich den fehler gemacht, mal in den kalender zu schauen, vor allem in den oktober und november. mittlerweile habe ich wieder den überblick, aber das wird wirklich viel, wenn es dann so kommt wie geplant. 

ein bisschen habe ich den anschluss an den september verloren. schön war, dass ich noch ein paar mal mit der tochter und alleine ins freibad gehen konnte. perfekterweise hat es ab 24. sowieso geschlossen. aber gefühlt bin ich halt im hochsommer ins bett gelegen und im herbst wieder aufgestanden, und das alles in nicht einmal 72 stunden.

das wetter war in der zweiten septemberhälfte gefühlt meist schön, aber weder konnte ich den garten so richtig geniessen, noch viel darin arbeiten. die tomaten im gewächshaus beenden das jahr mit einer ganz miesen bilanz, keine ahnung, was da schief gelaufen ist. ganz am ende haben sich auch wieder einmal raupen eingestellt, die an blättern und früchten nagen. 

 

die frei stehenden kleineren sorten haben sich von der hitze einigermassen erholt und werden auch noch ein paar früchte produzieren, aber es gab halt schon eine grosse lücke im august. mir fehlte die geduld, samen zu sammeln - allerdings gab es auch nicht wirklich viele schöne früchte und die braucht es halt auch. zwei kürbisse aus dem eigenen garten haben wir aufgegessen, bei den trauben sind wir noch dran, die haben sich wirklich sehr, sehr erfreulich entwickelt. und paprikas, oder wie sie hier genannt werden pepperoni, hatten wir reichlich. das gartenjahr neigt sich dem ende zu - wenn wir mitte oktober zurückkommen, wird es einiges zu tun geben, aber die schönste zeit im garten ist dann vorbei. die tochter ist mit reichlich hinweisen versehen, dass trotz ihrer giessdienste die eine oder andere pflanze jahreszeitbedingt nicht mehr schöner werden wird. 


eines noch: mitte des monats habe ich an einem schriftbild-workshop bei tabea heinicker teilgenommen - ein schöner vormittag mit intensivem versinken in der werkelei mit feder, pinsel, tinte und aquarellfarben. bei mir hatte der kurs dann eine alternative auswirkung: anstatt gleich mit tabeas ideen weiterzuwerkeln, lernte ich erst einmal die kurrentschrift. zuerst einfach so zum spass, aber mittlerweile sehe ich eine grosse möglichkeit darin, schön, aber nicht auf den ersten blick für alle zeitgenossen lesbar zu schreiben. ein bisschen musste ich heute morgen, als es aus hier nicht näher darstellbaren gründen dazu kam, dass ich eine handschriftliche vollmacht ausstellen sollte, dem impuls widerstehen, diese in kurrent zu schreiben. aber gekonnt hätte ich. 

übermorgen geht es in den harz. zu zweit können wir nach herzenslust da auto füllen um uns mit all dem zu beschäftigen, was in den letzten wochen zu kurz gekommen ist.


Samstag, 16. September 2023

warum ich gestern beim internationalen klimastreik dabei war

naja, ich wollte eigenlich eh hingehen, aber falls ich noch einen grund gebraucht hätte, habe ich ihn auf dem weg in die werkstatt aus dem briefkasten genommen: 

die nebenkosten abrechung ist, so weit ich das überprüfen kann, korrekt. ich bezahle, zu meinen bereits bezahlten akonto-beträgen, für die vergangenen 9 monate etwa zusätzlich 15% nach. 

was mich stört, ist der ton des briefs. 

in 2021 wurde die alte ölheizung durch eine gasheizung ersetzt. und ja, das hat eine einsparung an co2 ausstoss gebracht und der plan ist wohl auch, eine teil der energie aus regionalem biogas zu beziehen. wie gross dieser wohl ist? 

im herbst 2022 wurde dann die erwähnte notheizung aufgestellt. die ist, wohlwollend gesprochen, nicht ganz neu und in einem anhänger auf dem hof montiert. unten tropft es raus, hoffentlich nix ganz schlimmes. wie viel sie zum beheizen der räume beiträgt, weiss ich nicht. (anhand der kostenaufstellung sichtbar: es wurde deutlich mehr mit dieser öl- wie mit der gasheizung geheizt)

was nicht unternommen wurde: erneuerbare energien parallel zum einsatz bringen. auf keiner der dachflächen, auch der nicht denkmalwürdigen, gibt es so etwas wie pv-anlagen oder solarthermie. ob irgendetwas in dieser richtung geplant ist? wurde  mir nicht mitgeteilt - ich gehe aber auch nicht davon aus, die gasheizung ist ja noch ganz neu und die mobile ölheizung steht da, wo sie auch im letzten jahr stand.

mir fehlt ein bisschen die fähigkeit, mich über das ergebnis der bemühungen zu freuen, auch dafür dankbar zu sein, welche wohltaten über mich da ausgegossen wurden ("[die vermieterin] hat die differenz selbst ausgeglichen" ... "auf eigene kosten extra eine ölheizung angeschafft"). 

*kleiner exkurs zu "differenz selbst ausgeglichen" - meine nebenkosten sind um 15%  höher, der gaspreis ist im vergleich zum zeitraum bis februar 2022 auf das doppelte gestiegen. die preisschwankungen beim heizöl sind gross - von ca. 60 bis 190 franken pro 100 liter, da dürfte es im wesentlichen darauf ankommen, wann das heizöl eingekauft wird. die heizkosten machen circa 70% der nebenkosten aus. die differenz kann also auch ganz gut jeweils zugunsten der vermieterin ausgefallen sein. 

so, ende der düpflischiesserei. mir geht es eher ums grundsätzliche. dass hier das heizen mit fossiler energie gepriesen wird. dass ich keine bemühungen sehe, davon wegzukommen, dass es kurzfristig billig sein soll - aber nur sein kann, wenn man die kosten für die nachfolgenden generationen ausblendet und der allgemeinheit aufbürdet. dass überhaupt nur kurzfristig gedacht wird. dass mit den regionalwerken auch noch ein kommunaler träger, also die öffentliche hand dazu beiträgt, dass fossile energien bevorzugt werden. dass man das dann noch mit denkmalschutz verbrämt. dass der gesetzgeber nix dagegen macht. dass weiterhin fossile energien subventioniert werden. dass geld dafür ausgegeben wird, anstatt für den umstieg auf erneuerbare und co2 neutrale energieträger, die auf die länge der zeit dann auch noch billiger sein werden.

ich lass jetzt mal den ganzen link zur klimakatastrophe aus. ich gehe davon aus, dass sie wissen, dass fossile energien beim verbrennen co2 in die luft entlassen, dass dieses co2 zur klimaerhitzung beiträgt und dass es deshalb reduziert werden muss, wenn wir hier nicht demnächst noch mehr katastrophen haben wollen. überschwemmungen, dürren, stürme, missernten, hunger, perspektivlosigkeit, wanderungsbewegungen, kriege, flucht, etc. sie wissen schon eigentlich. 

also deshalb auch zur klimademo. war schön mit den hundert leuten. es hätten schon noch ein bisschen mehr sein dürfen. 


 

 


Dienstag, 12. September 2023

12 von 12 im september 2023

da kai zum mundharmonikaspielen unterwegs ist, muss ich heute die grünguttonne selbst an die strasse bringen - dabei sehe ich, wie schön die herbstanemonen im morgenlicht sind und werde daran erinnert, dass ich für 12von12 heute noch elf weitere bilder brauche.

in der werkstatt spinne ich zur zeit jeden morgen wenigstens eine halbe stunde - es gibt da eine hausaufgabe, die noch erledigt werden muss.

so allmählich formt sich auch eine idee in meinem kopf, wo es hingehen könnte mit fünfmal weisser wolle.

 
anschliessend gehe ich an meine aktuelle "filz"-arbeit, die zur zeit nicht aus filzen, sondern auch nähen, sticken und tüfteln besteht. gestern habe ich eine kette geschärt für einen besonders schönen randabschluss, den man eigentlich zu zweit "kabulisch weben" muss. es geht aber auch mit der brettchenwebtechnik, das habe ich in den letzten tagen herausgefunden. 

mit der zeit werde ich immer flinker und die stiche gleichmässiger.

das sieht doch schon ziemlich gut aus. fertig werde ich aber heute nicht mehr.

zuhause wartet zuerst die tochter mit dem mittagessen, dann eine kleine pause (ich habe extrem schlecht geschlafen, weil unter unserem schlafzimmerfenster nachts nicht nur lautstark nüsse geknackt, sondern auch etwa jede halbe stunde noch lautstärker um nüsse gestritten wird.) und ein korb bügelwäsche.

 
vor dem aufbruch ins schwimmbad gibt es noch kaffee und ein toastbrot mit marmelade. den kuchen haben am sonntag die kinder weggefuttert. 

die gemüsekiste wird geliefert.

und gegen fünf sind wir dann endlich im schwimmbad. zwischendurch regnet es kurz, aber insgesamt ist es noch sehr angenehm.

und weil die tochter ab morgen wieder ganz regulär arbeitet und damit solche gemeinsamen unternehmungen wieder seltener werden, holen wir uns zum abendessen dürüm. auf meinem steht "yoghurt" - ich vermute, der urheber hat nicht das lateinische alphabet als erstes gelernt.

es werden zwei velodachträger abgeholt, ich krustele noch ein bisschen herum und schaue anschliessend die doku über die arbeit der bundesregierung. naja, so richtig neues gibt es da auch nicht zu sehen und irgendwie ist mir da alles noch ziemlich gut in erinnerung. 

dann lieber doch noch den 12von12-post fertig machen und heute mal früh ins bett. eventuell regnet es schon, bevor die nussparty wieder losgeht. 

bei caro von draussen nur kännchen gibt es wie immer mehr 12er-posts, dankeschön für den service!

12von12 im september 2022

12von12 im september 2021

12von12 im september 2019 

12von12 im september 2018 

12von12 im september 2017

12von12 im seotember 2016 

Montag, 11. September 2023

zweimal zürich retour

an zwei aufeinanderfolgenden samstagen sind wir nun mit den velos nach zürich-oerlikon gefahren. kai hat dort ein kleines brillengeschäft entdeckt und nachdem er auch mit der zweiten dort angefertigten brille zurfrieden war, bin ich jetzt dort auch kundin. ausgesucht habe ich die brillen (es wurden zwei, weil ich endlich meine uralte sonnenbrille aus der studentinnenzeit ersetzen wollte/musste, die neue hat jetzt auch gleitsicht) bei einem ausflug mit der tochter nach zürich. gut eine woche später konnte ich die brillen abholen, der zweite ausflug zum brillengeschäft wurde notwendig, weil ich beide brillen etwas straff hatte einstellen lassen, und nun um lockerung bitten musste. liess sich aber, siehe unten, auch noch mit ein bisschen sightseeing verbinden. 

also zuerst zum samstag vor einer woche: nachdem wir im frühjahr schon einmal eine wegalternative zur offiziellen, aber schlechten route 66 entlang der limmat (veloweg mit schmalem uferwanderweg zusammenlegen = keine gute idee) von baden nach zürich auf der linken limmatseite erkundet hatten, hatte ich mir nun einen plan für die rechte uferseite zurecht gelegt. 

dazu fuhren wir zunächst auf bekannten wegen durch würenlos bis zum ortseingang von oetwil an der limmat und folgten ab dem kreisel der dorfstrasse (beziehungsweise wollten folgen, denn nach einer kurzen strecke wurden wir vom zieleinlauf des dort stattfindenden seifenkistenrennens gestoppt). der plan sah dorfstrasse und bergstrasse vor, wir wichen dann auf die strasse nach hüttikon und einen waldweg aus, um ins wiesental oberhalb von weiningen zu gelangen. weiningen und engstringen durchquerten wir möglichst oben am hang, durch wohngebiete (hier villen, auf der anderen limmatseite mehr hochhaussiedlungen) und weinberge und gelangten so über den hof sonnenberg und den ortsteil rütihof nach höngg und zur eth auf dem höngger berg. hier verliessen wir das limmattal, touchierten noch ein bisschen affoltern und landeten schliesslich nach knapp dreissig kilometern in oerlikon. nach brillen abholen und kaffee trinken ging es dann auf dem gleichen weg zurück. 

wieder waren wir davon beeindruckt, bis wie nahe man an die grossen stadt in einem komplett ländlichen ambiente heranfahren kann. konkret heisst das: wald, wiesen, bauernhöfe, sich ewig ziehende einfamilienhaussiedlungen, weinberge und dann biegt man um eine ecke und zack: grossstadt, tramlinie, suburbia. (leider keine fotos von diesem ausflug) 

nun waren unsere pläne diesen samstag ein bisschen anders gelagert, denn nach dem brillenbügelbiegen in oerlikon wollten wir weiter nach altstetten, zu den sbb-werkstätten und an eine veranstaltung im rahmen der tage des offenen denkmals. 

der schnellste und direkteste weg auf der radroute 5 führt von baden nach oerlikon durchs furttal. die strecke folgt grösstenteils dem furtbach bis regensdorf - diese strecke hat aber zwei nachteile: man fährt lange strecken schnurgerade zwischen gemüsefeldern und industriegebieten und wir kennen sie schon so lange, dass sie kein bisschen mehr interessant ist. dazu ist sie nicht besonders schnell, da weitgehend auf geschotterten wegen. deshalb suchte ich uns eine wegalternative entlang des tals, dazu blieben wir ein bisschen weiter oben und durchquerten nacheinander hüttikon, dänikon und dällikon, dann regensdorf. nach regensdorf sahen wir die ruine alt regensberg und überquerten direkt am ostportal des gubristtunnels die a1/a4. in affoltern hatte ich uns eine strecke abseits der hauptstrasse herausgesucht, die später in die veloroute 32 rhein-hirzel-linth mündete und uns auf ruhigen quartierstrassen nach oerlikon brachte. nach brilleneinstellen schlenderten wir noch über den oerliker wochenmarkt, der nicht nur gross, sondern auch sehr vielfältig und schön ist. ein bisschen erinnert er mich immer an den stuttgarter wochenmarkt - der marktplatz ist alles andere als schön, aber die stände machen das wett und die mischung sorgt für einen lebendigen markt anstelle einer reinen touristenattraktion. wir kauften cox orange, gravensteiner und grüne bohnen.

von oerlikon nach altstetten liess uns die routenplanung für velos dann ein bisschen im stich. ich hatte damit gerechnet, dass wir nur zum buchegg-platz gelangen mussten und dann dort schon wegweiser finden würden, die uns leiten könnten. hier gab es aber zur auswahl nur city, eth und waidspital. wir suchten uns also ein bisschen mäandernd in der nachmittagshitze einen weg durch wipkingen (meine nerven), fanden aber auf anhieb den ausgesuchten limmatübergang, dann mit ein bisschen dreistigkeit auch den weg auf und über die duttweiler-brücke über das gleisfeld. danach mussten wir nur noch einmal rechts abbiegen und waren schon in der werkstadt zürich angelangt. hier wird gelände der sbb-werkstätten frei und neu genutzt (ganz schön hippsterig). aus anlass der europäischen tage des offenen denkmals gab es hier verschiedene führungen und die möglichkeit einen audioguide zu nutzen. 

das thema der diesjährigen denkmaltage war "reparieren und wiederverwenden". in der übersicht der geöffneten stätten und veranstaltungen war mir aufgefallen, wie schwer es vielen veranstaltern gefallen war, einen bezug zum thema herzustellen. auf dem ehemaligen sbb-werkstattgelände lag das thema an und für sich schon im objekt selbst, dann an der weiterverwendung des geländes und wir erwischten gleich noch eine führung zur "elsässer halle", bei der weiterverwendung die hauptrolle spielt. 

denken sie sich die unteren balken weg und die ganze halle offen auf holzpfosten wie auf der linken seite - so stand sie einst in basel

wir standen nämlich mitten zürich in einer halle, die im 19ten jahrhundert für den ersten basler centralbahnhof gebaut worden war, und zwar für die französische, später deutsch-elsässische seite (nach 1871). als der neue (und heute noch bestehende) bahnhof der sbb anfang des 20sten jahrhunderts an seiner stelle errichtet wurde, riss man die alten gebäude nicht einfach ab, sondern man legte sie nieder. dies bedeutete, dass man die gebäude, die ohnehin schon modular aufgebaut waren, in ihre einzelteile zerlegte, um sie an anderer stelle bei bedarf wieder aufzubauen. der bedarf der sbb entstand dann beim bau der sbb-werkstätten in altstetten, wo man 16 der ursprünglich 26 segmente zählenden hallenkonstruktion wieder aufbaute, um in ihr holz für die wagenwerkstatt zu lagern. auch dafür hat die halle nun ausgedient, da die innenausstattung der wagen schon lange nicht mehr aus holz, sondern grösstenteils aus kunststoff ist. sie bleibt aber stehen und ist nun markthalle und fahrradeinstellhalle für die rundum entstehenden neuen wohneinheiten. 

einzelne verschraubte gusselemente, immer gleiche abstände und balken machten die halle modular

ganz anders, erfuhren wir auch noch, ist es ihrer schwester gegangen, dem teil der halle, der auf der schweizer seite des bahnhofs der centralbahn gestanden war. die war anfang des 20. jahrhunderts nämlich ebenfalls zum zweck der holzlagerung nach olten gebracht worden. allerdings wusste niemand mehr so genau, woher sie kam. und sie wurde auch nicht mehr gebraucht und sollte abgerissen werden. aufmerksame menschen stellten nicht nur den link zu basel her, sondern verhalfen auch den dampfbahnfreunden des dzvo zu einer schmucken und genau passenden einsteigehalle für den bahnhof in bauma, wo man die ursprüngliche ausgestaltung mit laubsägearbeiten an den giebeln und einer offenen halle bewundern kann. 

den rest der werkstadt zürich schauten wir uns mit dem angebotenen audioguide an, der aber nicht halb so spannend war, wie die geschichte der reisenden halle. 

werkstrasse mit kantine rechts, wagenwerkstatt links, dazwischen ein fussgängerübergang

platzmangel machte es notwendig, dass die wagen quer zu den gleisen verschoben werden konnten, um in die einzelnen werkstatthallen zu gelangen

die wagen der materialbahn konnten auch gedreht werden

umnutzungseinbauten in der wagenwerkstatt 1

noch ein bisschen industriearealfunde

inzwischen war es nicht nur nachmittag, sondern auch ganz schön warm geworden. für den rückweg hatte ich nur einen vagen plan, also fuhren wir zuerst der nase nach durch altstetten los und stiessen auf die grün gekennzeichnete velovorzugsroute, sie uns allerdings mitten in altstetten ohne vorwarnung und weitere wegweiser ausspie. nicht auf geradestem weg gelangten wir auf die linksseitige limmattalroute vom frühjahr. bis zum bahnhof urdorf folgten wir der mittelländer route, weiter ging es auf selbstgesuchten oder lokalen velorouten, vorwiegend auf nebenstrassen und wegen durch dietikon, spreitenbach, wettingen und baden nach hause zurück. 

(die velorouten kann man gut auf der seite von schweizmobil/veloland nachschauen, leider aber nur die "grossen" tourenvorschläge und nicht die lokalen velostrecken, die häufig besser die kleinräumigen verbindungen herstellen. die grossen routen kann man auch auf der swisstopo-app einblenden)

Dienstag, 5. September 2023

#wmdedgt im september 2023

 es ist der fünfte und frau brüllen fragt ganz traditionell, was man denn den ganzen tag so mache (#wmdedgt). 

ich stehe zur üblichen zeit auf und verpasse so wie immer das wort zum tage auf dlf kultur auf dem weg in die küche. nach spülmaschine ausräumen, kaffee kochen, frühstück für kai und mich bereit machen frühstücken wir gemeinsam und spielen dabei ein paar züge wordfeud. 

seit dieser woche schaffe ich es wieder, mich zur morgengymnastik aufzuraffen - vielleicht liegts an den tieferen temperaturen am morgen, vielleicht auch an den rückenschmerzen, die mich zur zeit plagen. dann versorge ich die pflanzen im garten und im gewächshaus. kai hat schon die grünguttonne mitgenommen. 

eigentlich würde ich jetzt in die werkstatt fahren, aber da ich am nachmittag noch pläne habe, erledige ich gleich heute morgen einen grossen korb bügelwäsche. in der werkstatt brennt derzeit nichts an, die auftragsflaute ist noch nicht zu ende und die nächsten kurse stehen erst ende des monats an. es reicht also wenn ich um zehn noch für zwei stündchen dort vorbeischaue. zur zeit frische ich mal wieder meine fähigkeiten im herstellen von shirdaks auf. eine mühselige und aufwendige arbeit, bei der nicht viel gefilzt, dafür aber um so mehr genäht werden muss. zwei gefilzte flächen werden gemeinsam zerschnitten, so dass die teile getauscht und wie eine art mosaik wieder zusammengesetzt werden können. die einzelnen teile werden zuerst geheftet, dann zusammen mit zwei kordeln auf der nahtstelle sorgfältig vernäht. diese oberseite wird anschliessend auf einem zweiten einfarbigen filz mit hilfe von stickstichen befestigt, der rand der beiden filze gemeinsam gerade abgeschnitten und eingefasst. das ist genau so langwierig, wie es sich anhört, ich freue mich aber schon aufs ergebnis und ab und zu auch an den zwischenschritten. das schöne dabei ist, dass ich die gedanken schweifen lassen kann und mir neue projekte ausdenken kann. ab und zu unterbreche ich auch für experimente in papier, denn gerne würde ich mal wieder was neues flechten und filzen. 

in einer pause entdecke ich den spendenaufruf des kleinlaut-festivals, das wir im sommer besucht haben. die kinder sind dort alle mehr oder weniger engagiert und so wussten wir bereits, dass zwei tage dauerregen ein riesiges loch in die kasse gerissen haben. damit alle rechnungen bezahlt werden können, gibt es nun ein crowdfunding. ich überlege, mindestens die auslagen, die ich für ein mittagessen bekommen habe, zu spenden. 

kurz nach zwölf fahre ich schon nach hause und wärme mir zum mittagessen den zweiten teil von den restlichen macandcheese (schreibt man das so?), die die tochter letzte woche gemacht hat. damit sind sämtliche reste aus der vergangenen woche vernichtet. die mittagspause verlängere ich noch ein bisschen mit einem kapitel aus dem neuen irving, der so gar nicht spannend ist, da es mir vollends nicht mehr auf irgendeine handlung anzukommen scheint und die charaktere mir schon arg bekannt vorkommen. nett zu lesen, aber halt eher so wie der apfelkuchen, den es jede woche gibt. 

ich telefoniere mit meiner mutter und wir klären die posten einer abbuchung des telekommunikationsanbieters. die rechnung kam per mail und hätte eigentlich an mich weitergeleitet werden sollen. aus irgendwelchen gründen funktioniert aber die weiterleitung nicht und so sehe ich erst jetzt, dass der tv-stick zweimal berechnet wurde. das ist auch nachvollziehbar, da der stick zunächst zugeschickt wurde, dann der mechaniker, der den anschluss in betrieb genommen hat, aber auch noch einen dabei hatte. den hat er wieder mitgenommen, deshalb reklamiert meine mutter den posten umgehend und bekommt ihr geld zurück - und in zukunft ihre rechnungen per post. das glasfaserinternet ist vom lokalen energieunternehmen und das ist ein erstklassiger dienstleister, der nicht nur ansprechbar ist, sondern auch die wünsche und bedürfnisse der kunden im blick hat. 

nach dem gespräch mache ich mir ein bisschen proviant für den ausflug am nachmittag zurecht und suche meine sachen zusammen. mit dem fahrrad fahre ich zum bahnhof, von wo mich eine regionalbahn nach basel bringt. im wagon, wobei man kaum mehr von wagon reden kann, da es eher so eine art strassenbahn ist, mit der ich fahre, also da drin halt, gibt es merkwürdige geräusche. zuerst denke ich an jemanden mit schweren atembeschwerden und hustenanfällen, dann finde ich es aber ein bisschen merkwürdig, dass der patient sich jeweils in den bahnhöfen spontan erholt. es ist wohl eine art fahrgeräusch, das aber die reise nicht angenehmer macht, denn auch wenn ichs besser weiss: ich denke immer noch, dass da gleich jemand ersticken muss. 

in basel habe ich die nächsten zwei stunden noch nicht wirklich etwas vor und laufe einfach so ein bisschen herum. dabei bemerke ich, dass ich die innenstadt von basel eigentlich gar nicht kenne, meistens gehen wir in basel direkt in ein museum oder an eine veranstaltung und sind bisher noch nicht so viel herumspaziert. eine weile sitze ich auf einem platz an der leonhardskirche, dort ist es schattig und luftig, der nachmittag ist schon wieder ziemlich warm geworden. dort verzehre ich mein mitgebraches abendbrot. dann setze ich meinen ziellosen spaziergang noch ein bisschen fort, unter anderem auch in einer sehr akademischen buchhandlung im univiertel.

gegen halb sieben komme ich im "unternehmen mitte" an, wo es heute eine lesung mit podiumsdiskussion über kim stanley robinsons roman ministerium für die zukunft gibt. die veranstaltung läuft im rahmen einer lesereihe zum thema climate fiction, die von literaturspur veranstaltet wird. der kalifornische autor ist per zoom zugeschaltet und bestreitet den ersten teil der veranstaltung. vom moderator nach seinem anstoss für den 2019 veröffentlichten roman gefragt, erklärt robinson, wie beeindruckt er von der entdeckung der tatsache der kühlgrenztemperatur von 35 grad, die ein mensch maximal aushalten kann. das mit der kühlgrenztemperatur ist kompliziert, und sozusagen das thema der eingangssequenz des romans, in der es um eine hitzewelle in indien geht, in der hunderttausende von menschen sterben. der einzige überlebende ist damit als eine der hauptpersonen eingeführt, die zweite ist mary, die vorsitzende des ministeriums für die zukunft, einer behörde ohne macht, die geschaffen wurde, um die klimaziele der verschiedenen länder zu koordinieren. diese beiden personen (und noch ein paar mehr) begleiten wir im buch durch die dunklen 30er jahre und dann weiter in eine welt, in der durch geoengineering und die einführung des carbon coin, einer art parellelwährung, die für die reduktion von co2 in der atmosphäre ausgegeben werden, die klimakatastrophe überwunden werden kann. 

robinson beantwortet ausführlich fragen nach seiner einschätzung von technikeinsatz zur überwindung der klimakatastrophe (wichtig!), nach der berechtigung von gewalt als mittel im kampf für mehr aufmerksamkeit für das problem (die spielt nämlich im buch doch eine recht prominente rolle, wird vom autor aber zwiespältig gesehen) und der einschätzung, ob sein buch etwas zur überwindung der klimakrise leisten kann. ich habe phasenweise etwas mühe zu folgen, der tresorraum einer ehemaligen bank, in der die veranstaltung stattfindet, ist doch recht klein, gut besetzt und schlecht belüftet. (die lesereihe findet an verschiedenen orten statt, die jeweils einen bezug zum literarischen werk haben - hier war der link geld/kapitalismus)

im zweiten teil der diskussion (der autor hat sich verabschiedet) geht es nun mit dem leiter des zürcher literaturmuseums um die literarischen aspekte - was ist climate fiction (eher kein genre, sondern ein label), was soll und kann literatur, kann literatur mit einer botschaft immer noch gute literatur sein oder ist literatur ohne botschaft nicht eigentlich nutzlos? unterbrochen wird diese diskussion von drei sequenzen aus dem buch, die eine schauspielerin sehr gekonnt vorträgt. 

am ende gibt es noch eine frage ans publikum: was für literatur bräuchten sie, damit sie in der klimakatastrophe mit zuversicht agieren können? ich finde die vorschläge aus dem publikum sympatisch, es geht um mehr nähe zur eigenen lebenswirklichkeit, um realistische perspektiven, um mehr phantasie (warum soll die welt so bleiben, wie sie ist? gibt es nicht auch andere entwürfe?). 

insgesamt bin ich aber dann doch froh, dass ich um viertel vor neun auf strassenniveau an die frische luft komme. gemütlich gehe ich zum bahnhof, wo schon bald mein zug einfährt. auf dem heimweg muss ich einmal umsteigen, dafür bin ich nicht wieder mit der strassenbahn unterwegs. ein entfernter bekannter hat mir auf whatsapp eine sprachnachricht hinterlassen, er lädt mich ein, eine geniale geschäftsidee kennenzulernen. puuh. gleich komplett blockieren? oder reicht es vorerst, einfach nicht zu antworten? man wird es sehen. 

in einer viertel stunde müsste ich in baden ankommen, wo mein velo auf mich wartet.