an zwei aufeinanderfolgenden samstagen sind wir nun mit den velos nach zürich-oerlikon gefahren. kai hat dort ein kleines brillengeschäft entdeckt und nachdem er auch mit der zweiten dort angefertigten brille zurfrieden war, bin ich jetzt dort auch kundin. ausgesucht habe ich die brillen (es wurden zwei, weil ich endlich meine uralte sonnenbrille aus der studentinnenzeit ersetzen wollte/musste, die neue hat jetzt auch gleitsicht) bei einem ausflug mit der tochter nach zürich. gut eine woche später konnte ich die brillen abholen, der zweite ausflug zum brillengeschäft wurde notwendig, weil ich beide brillen etwas straff hatte einstellen lassen, und nun um lockerung bitten musste. liess sich aber, siehe unten, auch noch mit ein bisschen sightseeing verbinden.
also zuerst zum samstag vor einer woche: nachdem wir im frühjahr schon einmal eine wegalternative zur offiziellen, aber schlechten route 66 entlang der limmat (veloweg mit schmalem uferwanderweg zusammenlegen = keine gute idee) von baden nach zürich auf der linken limmatseite erkundet hatten, hatte ich mir nun einen plan für die rechte uferseite zurecht gelegt.
dazu fuhren wir zunächst auf bekannten wegen durch würenlos bis zum ortseingang von oetwil an der limmat und folgten ab dem kreisel der dorfstrasse (beziehungsweise wollten folgen, denn nach einer kurzen strecke wurden wir vom zieleinlauf des dort stattfindenden seifenkistenrennens gestoppt). der plan sah dorfstrasse und bergstrasse vor, wir wichen dann auf die strasse nach hüttikon und einen waldweg aus, um ins wiesental oberhalb von weiningen zu gelangen. weiningen und engstringen durchquerten wir möglichst oben am hang, durch wohngebiete (hier villen, auf der anderen limmatseite mehr hochhaussiedlungen) und weinberge und gelangten so über den hof sonnenberg und den ortsteil rütihof nach höngg und zur eth auf dem höngger berg. hier verliessen wir das limmattal, touchierten noch ein bisschen affoltern und landeten schliesslich nach knapp dreissig kilometern in oerlikon. nach brillen abholen und kaffee trinken ging es dann auf dem gleichen weg zurück.
wieder waren wir davon beeindruckt, bis wie nahe man an die grossen stadt in einem komplett ländlichen ambiente heranfahren kann. konkret heisst das: wald, wiesen, bauernhöfe, sich ewig ziehende einfamilienhaussiedlungen, weinberge und dann biegt man um eine ecke und zack: grossstadt, tramlinie, suburbia. (leider keine fotos von diesem ausflug)
nun waren unsere pläne diesen samstag ein bisschen anders gelagert, denn nach dem brillenbügelbiegen in oerlikon wollten wir weiter nach altstetten, zu den sbb-werkstätten und an eine veranstaltung im rahmen der tage des offenen denkmals.
der schnellste und direkteste weg auf der radroute 5 führt von baden nach oerlikon durchs furttal. die strecke folgt grösstenteils dem furtbach bis regensdorf - diese strecke hat aber zwei nachteile: man fährt lange strecken schnurgerade zwischen gemüsefeldern und industriegebieten und wir kennen sie schon so lange, dass sie kein bisschen mehr interessant ist. dazu ist sie nicht besonders schnell, da weitgehend auf geschotterten wegen. deshalb suchte ich uns eine wegalternative entlang des tals, dazu blieben wir ein bisschen weiter oben und durchquerten nacheinander hüttikon, dänikon und dällikon, dann regensdorf. nach regensdorf sahen wir die ruine alt regensberg und überquerten direkt am ostportal des gubristtunnels die a1/a4. in affoltern hatte ich uns eine strecke abseits der hauptstrasse herausgesucht, die später in die veloroute 32 rhein-hirzel-linth mündete und uns auf ruhigen quartierstrassen nach oerlikon brachte. nach brilleneinstellen schlenderten wir noch über den oerliker wochenmarkt, der nicht nur gross, sondern auch sehr vielfältig und schön ist. ein bisschen erinnert er mich immer an den stuttgarter wochenmarkt - der marktplatz ist alles andere als schön, aber die stände machen das wett und die mischung sorgt für einen lebendigen markt anstelle einer reinen touristenattraktion. wir kauften cox orange, gravensteiner und grüne bohnen.
von oerlikon nach altstetten liess uns die routenplanung für velos dann ein bisschen im stich. ich hatte damit gerechnet, dass wir nur zum buchegg-platz gelangen mussten und dann dort schon wegweiser finden würden, die uns leiten könnten. hier gab es aber zur auswahl nur city, eth und waidspital. wir suchten uns also ein bisschen mäandernd in der nachmittagshitze einen weg durch wipkingen (meine nerven), fanden aber auf anhieb den ausgesuchten limmatübergang, dann mit ein bisschen dreistigkeit auch den weg auf und über die duttweiler-brücke über das gleisfeld. danach mussten wir nur noch einmal rechts abbiegen und waren schon in der werkstadt zürich angelangt. hier wird gelände der sbb-werkstätten frei und neu genutzt (ganz schön hippsterig). aus anlass der europäischen tage des offenen denkmals gab es hier verschiedene führungen und die möglichkeit einen audioguide zu nutzen.
das thema der diesjährigen denkmaltage war "reparieren und wiederverwenden". in der übersicht der geöffneten stätten und veranstaltungen war mir aufgefallen, wie schwer es vielen veranstaltern gefallen war, einen bezug zum thema herzustellen. auf dem ehemaligen sbb-werkstattgelände lag das thema an und für sich schon im objekt selbst, dann an der weiterverwendung des geländes und wir erwischten gleich noch eine führung zur "elsässer halle", bei der weiterverwendung die hauptrolle spielt.
denken sie sich die unteren balken weg und die ganze halle offen auf holzpfosten wie auf der linken seite - so stand sie einst in basel |
wir standen nämlich mitten zürich in einer halle, die im 19ten jahrhundert für den ersten basler centralbahnhof gebaut worden war, und zwar für die französische, später deutsch-elsässische seite (nach 1871). als der neue (und heute noch bestehende) bahnhof der sbb anfang des 20sten jahrhunderts an seiner stelle errichtet wurde, riss man die alten gebäude nicht einfach ab, sondern man legte sie nieder. dies bedeutete, dass man die gebäude, die ohnehin schon modular aufgebaut waren, in ihre einzelteile zerlegte, um sie an anderer stelle bei bedarf wieder aufzubauen. der bedarf der sbb entstand dann beim bau der sbb-werkstätten in altstetten, wo man 16 der ursprünglich 26 segmente zählenden hallenkonstruktion wieder aufbaute, um in ihr holz für die wagenwerkstatt zu lagern. auch dafür hat die halle nun ausgedient, da die innenausstattung der wagen schon lange nicht mehr aus holz, sondern grösstenteils aus kunststoff ist. sie bleibt aber stehen und ist nun markthalle und fahrradeinstellhalle für die rundum entstehenden neuen wohneinheiten.
einzelne verschraubte gusselemente, immer gleiche abstände und balken machten die halle modular |
ganz anders, erfuhren wir auch noch, ist es ihrer schwester gegangen, dem teil der halle, der auf der schweizer seite des bahnhofs der centralbahn gestanden war. die war anfang des 20. jahrhunderts nämlich ebenfalls zum zweck der holzlagerung nach olten gebracht worden. allerdings wusste niemand mehr so genau, woher sie kam. und sie wurde auch nicht mehr gebraucht und sollte abgerissen werden. aufmerksame menschen stellten nicht nur den link zu basel her, sondern verhalfen auch den dampfbahnfreunden des dzvo zu einer schmucken und genau passenden einsteigehalle für den bahnhof in bauma, wo man die ursprüngliche ausgestaltung mit laubsägearbeiten an den giebeln und einer offenen halle bewundern kann.
den rest der werkstadt zürich schauten wir uns mit dem angebotenen audioguide an, der aber nicht halb so spannend war, wie die geschichte der reisenden halle.
werkstrasse mit kantine rechts, wagenwerkstatt links, dazwischen ein fussgängerübergang |
platzmangel machte es notwendig, dass die wagen quer zu den gleisen verschoben werden konnten, um in die einzelnen werkstatthallen zu gelangen |
die wagen der materialbahn konnten auch gedreht werden |
umnutzungseinbauten in der wagenwerkstatt 1 |
noch ein bisschen industriearealfunde |
inzwischen war es nicht nur nachmittag, sondern auch ganz schön warm geworden. für den rückweg hatte ich nur einen vagen plan, also fuhren wir zuerst der nase nach durch altstetten los und stiessen auf die grün gekennzeichnete velovorzugsroute, sie uns allerdings mitten in altstetten ohne vorwarnung und weitere wegweiser ausspie. nicht auf geradestem weg gelangten wir auf die linksseitige limmattalroute vom frühjahr. bis zum bahnhof urdorf folgten wir der mittelländer route, weiter ging es auf selbstgesuchten oder lokalen velorouten, vorwiegend auf nebenstrassen und wegen durch dietikon, spreitenbach, wettingen und baden nach hause zurück.
(die velorouten kann man gut auf der seite von schweizmobil/veloland nachschauen, leider aber nur die "grossen" tourenvorschläge und nicht die lokalen velostrecken, die häufig besser die kleinräumigen verbindungen herstellen. die grossen routen kann man auch auf der swisstopo-app einblenden)
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