schon seit anfang jahr hatte ich in meiner agenda einen ausschnitt aus einer alten ausgabe der schweizer landliebe liegen, mit einem bild der waldkathedrale bei beromünster und einem wandertipp. ganz bewusst hatte ich den ausschnitt irgendwo zwischen die seiten des monats mai gelegt, denn vorher, dachte ich mir, würde der wald zu wenig belaubt sein, um eine kathedrale zu bildern.
bei der suche nach einer wanderung für den auffahrtstag fiel mir dann dieser ausschnitt wieder ein.
also machten wir uns am vergangenen donnerstag auf den weg nach beromünster. und wunderten uns schon unterwegs, dass die ortsdurchfahrt als gesperrt angeschrieben war. da wir ja nur in den ort, aber nicht durchfahren wollten, beunruhigte uns das aber nicht weiter.
im ort angekommen, wurde uns klar, welcher art die umleitung war: in beromünster - eigentlich im ganzen michelamt - findet am auffahrtstag ein feldumritt statt, dementsprechend war nicht nur der flecken beromünster, sondern auch ein grosser teil unserer route mit verschiedenen toren und altären geschmückt. zuerst überlegten wir noch, ob wir den prozessionszug abwarten wollten, aber auf einem im münster aufliegenden programm lasen wir, dass die reiter erst nach vierzehn uhr in beromünster erwartet wurden. so lange wollten wir indes nicht warten. (erst jetzt lese ich, dass
der ritt bereits um halb sechs morgens losgeht, also die stationen, durch die wir wanderten von der prozession bereits frühmorgens besucht worden waren. ein genaues programm nebst lied- und gebetstexten findet sich
hier. aktuell überlegen wir uns, dass wir da sicher mal dabei sein wollen, nicht zu pferd, aber immerhin zu fuss und am besten ganz früh morgens.)
wir machten uns also über die münsterkirche auf den weg, nicht ohne die kirche selbst besucht zu haben. in der vorhalle befindet sich eine ehrentafel für alle geistlichen, die in beromünster gewirkt haben.
im inneren fand ich vor allem dieses taufbecken sehr schön. alles war für den grossen feiertag aufs schönste und glänzendste herausgeputzt und die kirche roch bereits nach weihrauch.
im geschlossenen und nur den chorherren zugänglichen bereich befindet sich auch eine statue des gründers bero, der 720 beromünster gegründet hat. in den händen hält er einen plan der späteren kirche. über den idyllischen und in völliger ruhe daliegenden
chorherrenbezirk gingen wir weiter bergauf und verliessen den münsterbezirk, der auch von hinten noch mit malerischen gärten aufwartet.
kaum der kirche entronnen, erwartete uns ein weiteres kulturgut. manch einer, der hier liest, wird der ortsname beromünster nicht von der landkarte, sondern von der sendertabelle alter radios mit mittelwellenempfang erinnerlich sein. (ich dachte übrigens sehr lange, dass das in belgien liegen müsse, keine ahnung wieso) beromünster ist nämlich auch "die wiege des radios in der deutschschweiz", von dort aus wurde ab den 1930 jahren das deutschsprachige radioprogramm der schweiz gesendet. weil der sender auf mittelwelle weit über die landesgrenzen hinaus empfangen werden konnte, war er europaweit auch eine "stimme der freiheit". dies alles kann man auf dem radioweg erfahren, der vom flecken bis hinauf auf den blosenberg führt, wo einer der beiden sendetürme steht - der andere wurde abgerissen.
zwischendurch - und als ich schon dachte, wir hätten vor lauter radio den falschen weg genommen - stiessen wir dann auch auf die
waldkathedrale. ursprünglich wurde dieses areal im 18.jahrhundert als ort für die erholung in der frischen luft für die chorherren angelegt. kastanien und hainbuchenhecken bildeten ein kirchenschiff nach. im 19. jahrhundert fehlte das geld für die pflege und so verwilderte der ehemalige garten und wurde so erst zu einer waldkathedrale. heute versucht man behutsam, das gelände zu pflegen.
von der waldkathedrale ging es weiter den berg hinauf richtung blosenberg und sendeturm, in jedem weiler, an jedem bauernhof kamen wir immer wieder an toren und altären vorbei, die für den umritt errichtet worden waren.
unterwegs gab es immer wieder sensationelle blicke auf den sendeturm, es ist nicht der erste, dieser noch heute stehende nahm erst 1937 den sendebetrieb auf. leider erfährt man auf dem radioweg ausser über die anfänge des radios in der schweiz wenig über die geschichte und auch den betrieb des landessenders. so übersahen wir auch die ehemaligen sendegebäude in einiger entfernung unterhalb des turms.
der turm selbst ist mit 217 metern höhe bis heute eines der höchsten bauwerke der schweiz. mehr über die geschichte des landessenders kann man vermutlich bei einer führung im
kklb erfahren. noch ein grund, beromünster wieder zu besuchen.
vom sendeturm aus ging es hinunter in richtung sempacher see, den man nur erahnen, aber nicht sehen konnte.
noch ein altar. viele davon waren in den fenstern der bauernhäuser eingerichtet, und alles festlich mit grün und blumen geschmückt.
die letzten kilometer nach sursee hinein führten uns durch siedlungen, immer wieder durch felder unterbrochen. in sursee selbst nahmen wir einen kaffee im stadtcafé, machten uns dann per bus auf den rückweg nach beromünster und priesen den gut organisierten nahverkehr in der schweiz.
eine spannende wanderung mit vielen neuen eindrücken und zwei konkreten ausflugszielen!
(und wieder einmal die vorteile des bloggens vor augen gehabt: durch die recherche im nachhinein, die ich sicher ohne diese post nicht gemacht hätte, hätte ich weder mehr vom umritt noch vom landessender erfahren. ha, blog macht klug!)