von sonntag bis mittwoch gab es eine kleine auszeit vom derzeit vorherrschenden irrsinn auf gefühlt all meinen baustellen:
wir haben die tochter nach friesland gebracht, wo sie die nächsten acht monate auf einem traditionssegler als matrosin arbeiten wird.
nach 850 kilometer und etwa 11 stunden fahrt über autobahnen, autobahnen und nochmal autobahnen wurden wir von der gastfamilie, der skipperfamilie herzlich empfangen. noch vor dem abendessen konnten wir unser kleines und der tochter deutlich grösseres gepäck an bord der ortolan bringen. die tochter brachte ihres in ihren "vooronder", ihre kajüte im bug des schiffs und wir unseres in eine zwei-personen-kabine, die für die nächsten drei nächte unser zuhause wurde.
danach dann abendessen und kennenlernen mit den menschen, mit denen die tochter die meiste zeit in den kommenden monaten verbringen wird. sehr nette menschen, die ein so komplett anderes leben führen, dass wir über vieles einfach nur staunen können.
nach einer erstaunlich erholsamen nacht in einer geschätzt 60 cm breiten und nur knapp längeren koje als meine körpergrösse ist, musste ich morgens vor den anderen aufstehen und mir die gegend ansehen.

das war dann aber erstaunlich schwierig, weil sehr neblig. ich machte trotzdem einen spaziergang durch die marina, dann weiter über wiesen bis zum deich zum ijsselmeer. hier war mir schon am vortag ein gebäude aufgefallen, das recht elegant einem sehr profanen zweck dient: es beherbergt grosse pumpen, mit denen der wasserstand im binnenland, der niedriger liegt als der im ijsselmeer, ausgeglichen wird. schon wieder so etwas, was ich zwar theoretisch verstand, aber nicht wirklich begreifen konnte. die tafel dazu auf niederländisch, ich glaube aber, das wesenliche verstanden zu haben, vor allem den satz: und was machen wir morgen mit dem wasser?
frühstück mit der skipperfamilie, dann nahm die tochter die arbeit auf, es mussen kabinen geputzt und wäsche gewaschen werden, dazu hörte ich immer mal wieder mit halbem ohr, wie die tochter sehr, sehr viele details zum schiff erfuhr. kai und ich hatten uns zum faulen nichtstun entschieden und spazierten erst ein bisschen herum und lagen später einfach in der frühlingssonne auf dem deck herum.

uns war nämlich eine kleine fahrt mit dem schiff in aussicht gestellt worden, das sowieso an einen anderen liegeplatz gebracht werden musste, um diesel und wasser zu tanken. also sahen wir der tochter zu, wie sie zum ersten mal half, das schiff abzulegen.
dann ging es ein kleines stück in richtung schleuse (ja, wasserstand in den kanälen des binnenlandes niedriger also schleuse, wenn auch nur wenige zentimer)
und hier sind wir dann schon im ijsselmeer - es ging aber nur kurz einmal um die ecke und in den aussenhafen.
anlegen an der tankstelle - hier nahm der tankwart die leine entgegen.
und anlegen am liegeplatz im hafen - hier musste die tochter zum ersten mal die leine werfen...
.... und gleichzeitig kommandos und die namen der einzelnen leinen lernen. das wird sie wohl in den nächsten wochen noch sehr, sehr oft üben können.
wir spazierten anschliessend durch das aus drei häuserzeilen an einer gracht und einer slot bestehenden stavoren zurück zu unserem an der marina zurückgelassenen auto.
pünktlich zum malerischen sonnenuntergang waren wir wieder zurück auf dem schiff.
am nächsten tag hiess es schon wieder früh aufstehen, wir fuhren mit der tochter nach harlingen, wo sie auf seetauglichkeit überprüft wurde - also eher so eine allgemeine arbeitsmedizinische untersuchung, nichts spezielles, aber rot und grün muss man halt schon unterscheiden können, um die fahrrinnenbojen richtig zu deuten.
frühstück gab es im café des fährterminals, weil das als einziges schon früh genug und ausserhalb der saison geöffnet hatte. dafür ganz landestypisch mit pannekoeken neben dem üblichen frühstückszubehör. und wir konnten den fähren zu den westfriesischen inseln zuschauen, die von hier übers wattenmeer nach vlieland und terschelling starten.
anschliessend bummelten wir noch ein bisschen durch harlingen.
und ja, mittlerweile war auch wieder nebel aufgezogen und es war sehr, sehr kalt. deshalb entschieden wir uns zu einem einkauf im supermarkt und zur weiterfahrt.
anstelle der autobahn nahmen wir nun kleine strassen, teils direkt hinterm deich und nutzten die gelegenheit, doch noch mal kurz aufs wattenmeer zu schauen.
die tochter zeigte uns workum - ein kleiner hafen mit einer noch kleineren stadt.
und dann waren wir auch schon wieder zurück in stavoren. beim abendessen tauschten wir telefonnummern mit der familie und verabschiedeten uns danach herzlich von den dreien.
die letzte nacht auf dem schiff für uns - frühmorgens sagten wir der tochter lebewohl und machten uns auf den langen heimweg.