Montag, 9. Mai 2016

geht vorüber ... leider!


besuche im zentrum paul klee sind immer auf eine art anregend zur eigenen produktion, so auch der jüngste, der noch einmal ganz besonders nachgewirkt hat. bei der vorbereitung auf einen filzworkshop übers verlängerte himmelfahrtswochenende bei annemie koenen in der ländlichen heimvolkshochschule hohebuch gab es auf der materialliste für den turkmenischen filz eine position "entwurf, traditionell oder modern", was mich wieder auf die zeichnung "geht vorüber" aus der klee-ausstellung, über die ich hier schon mal geschrieben hatte, brachte. 

die kursausschreibung hatte ich ein bisschen missverstanden, dachte ich doch, dass ich einen kirgisischen shyrdak und einen filz in turkmenischer technik filzen könnte. und obwohl mich der shyrdak auch gereizt hätte, blieb ich schlussendlich beim turkmenischen filz, da mich die ergebnisse eines workshops von annemie beim filzfest in berlin so beeindruckt hatten, dass ich den kurs überhaupt gebucht habe. dafür dann eben ein grosser turkmenischer filz.

 

bei der turkmenischen technik werden zuerst die umrisse der muster gelegt und dann mit farben ausgefüllt.


diese technik wird in turkmenistan vor allem für teppiche verwendet, meist mit sehr tradtionellen mustern. hier hätte ich nun zu gerne auf eine seite mit turkmenischen filzteppichen verlinkt, kann aber nichts so recht gutes finden. das problem scheint darin zu liegen, dass in turkmenistan auch teppiche geknüpft wurden/werden und filzteppiche weniger aufmerksamkeit erhalten als geknüpfte. einen schönen überblick über herstellung und geschichte, aber auch soziale aspekte der filzteppichherstellung bietet dieser text der galerie hejazian in berlin - halt leider ohne bilder.


irgendwann hatte ich dann alle flächen ausgefüllt, säuberlich an ort und stelle gefrickelt und es konnte weiter gehen mit dem aufbau des teppichs. natürlich fehlt auf dem bild noch die umgebende schicht, aber davon habe ich leider kein foto gemacht.


die farbigen flächen werden dann noch durch mehrere schichten hindurch weiter mit farbe hinterlegt, als abschluss aber habe ich dann zwei schichten grau gelegt. anschliessend wurde das ganze angefilzt, dann auf das endmass gerollt. nix spektakuläres für diejenigen, die schon mal gefilzt haben. sehr schätzen gelernt habe ich aber die matte, die annemie dabei hatte, sie ist wohl aus bast gemacht und fein genug um das muster direkt darauf zu legen, andererseits rauh genug, dass es auch sehr nass nicht verrutscht und sie bietet eine optimale unterstützung beim filzprozess.

ganz international haben wir die teppiche anschliessend kirgisisch gespült, aufgerollt, mit wasser überlaufen lassen bis keine seife mehr kommt und dann auf der umgedrehten schüssel auslaufen gelassen. 


tags darauf habe ich den filz dann noch ein wenig massiert, ränder noch einmal gerade gerichtet und die durchgedrungenen haare der rückwärtigen grauen schicht mit dem rasierer entfernt.


nun leuchtet er, der fuchs, oder was für ein tier das auch immer ist!

leider konnte ich mich irgendwie nicht dazu durchringen, noch ein grösseres stück anzufangen, obwohl noch reichlich zeit gewesen wäre, anstattdessen habe ich noch ein bisschen in minitäschchen dilettiert, die mir aber nicht gut genug gefallen, dass sie hier gezeigt werden sollen. dafür schmiedete ich dann auf der heimfahrt pläne für eine tasche...

der kurs war insgesamt sehr schön. annemie ist eine tolle kursleiterin, die sich hinreissend  um alle, wirklich alle teilnehmerinnen bemüht. sehr bewundert habe ich, wie sie zwischen beiden techniken, die schon sehr verschiedene arbeitsschritte verlangen, hin und her gesprungen ist und doch immer alle etwas sinnvolles zu tun hatten. und der shyrdak steht in zwei jahren wieder in hohebuch auf dem programm!
ein paar eindrücke konnte ich schon mal mitnehmen...


 ... und eine schnur, wie sie zur herstellung gebraucht wird.


 filztechnisch ist die herstellung eines shyrdak nicht so eine grosse sache, werden doch nur einfache flächen gefilzt, der reiz - und die herausforderung - liegt in den arbeitsschritten, die nach dem filzen kommen: dem schneiden, dem nähen, der herstellung von schnüren, dem zusammenfügen von ober- und unterfilz und der randbearbeitung mit kabulischem weben.
(shyrdaks finden sich übrigens zu hauf einfach in der bildersuche von google. und dazwischen dann auch noch ein ala-kiz, der übrigens genau umgekehrt wie ein turkmenischer filz hergestellt wird. )


mal sehen, ob das dann klappt in zwei jahren!

9 Kommentare:

  1. Die Matte findest du unter dem Stichwort "vidarama" im Netz. Perfekt für alles Dünne. (Schals, Nuno etc.), was man direkt einrollen möchte. Ein Filzerleben ohne Vidaramamatte ist sinnlos :-)

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    1. Ja, das kommt mir auch immer mehr so vor. Ich knoble nur noch ob es ein Filzer-Leben oder ein Filz-Erleben ist.
      Danke für den Tipp!

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  2. Das ist ja eine spannende Technik & das Ergebnis ist sehr beeindruckend. Ich bin gespannt darauf, was du inspiriert von dem Kurs jetzt filzen wirst. LG mila

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  3. Die Welt des Filzems ist aber auch groß, ein Leben reicht da wohl auch nicht, danke fürs zeigen. Ich finde die Technik richtig toll, wo ich mich doch nun auch an das Sticken gewöhnt habe.Wünsche dir noch viel Spaß beim kreativen Ausarbeiten
    Lieben Inselgruß
    Sheepy

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  4. Tolles Ergebnis!! Was ist das für ein orangenes Band auf der Rückseite? Weißt du wo ich sowas bestellen kann? Lieben Dank!

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  5. Liebe Mono, die Rückseite ist zwar keine Rückseite, sondern ein Shyrdak, und von dem die Vorderseite, aber in Sachen Band gebe ich gerne Auskunft: im Kurs haben wir das selbst mit einer kleinen Reeperbahn hergestellt. Ob man das auch kaufen kann? Keine Ahnung! Liebe Grüsse, Stefanie.

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  6. Ich danke dir sehr! Ich dachte das ist die Rückseite von dem Fuchs. Wieder was gelernt. Sieht einfach toll aus!!

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  7. Jetzt muss ich doch nochmal fragen... was ist denn eine kleine Reeperbahn? Ich möchte es auch lieber selbst machen. Danke! 🌸

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