Freitag, 16. Juni 2023

kunstradfahren

das radfahren im städtischen umfeld fand ich während unserer ferien in saarbrücken eigentlich überhaupt das beste. mit dem velo zwischen kleingärten, durch parks, industriegebiete, oder einfach eben durch die stadt. 

radfahren in der oder viel mehr in die stadt geht hier natürlich auch. unsere motivation war so ein bisschen multikausal. ich muss ein wenig ausholen.

auf der fahrt zum achtzigsten geburtstag hatten wir mitten im schönsten frühlingssonntagsnachmittag halt gemacht am schauwerk in sindelfingen, um die ausstellung von chiharu shiota zu sehen. 

für ein ehemals als hochregallager dienendes gebäude der schaufler foundation hat die künstlerin die installation "silent words" geschaffen. auf einer raumpe kann man bis ganz nach oben gehen, wo die vielen, vielen fäden mit den buchstaben an einem netz befestigt sind.

ja, irgendwie schon beeindruckend, aber halt zusammen mit dem alten sekretär am boden halt schon arg bedeutungsschwanger und nah am kitsch. 

ein paar tage später kam dann der hinweis auf die neue ausstellung im haus konstruktiv - auch hier ist seit dem 1. juni eine ausstellung der japanischen künstlerin zu sehen. hier nun liessen sich der wunsch nach einer städtischen fahrradtour und einem museumsbesuch verknüpfen. 

also radelten wir das limmattal hinauf, zuerst auf vertrauten wegen bis ungefähr dietikon, dann suchten wir uns ein stück weit den eigenen weg am friedhof entlang und unter der autobahn durch selbst, um am bahnhof urdorf auf die mittelländer hügelroute zu treffen. mit ein paar zwischenfällen (route verloren, wo ist jetzt das schild, wohin zeigt der pfeil?) brachte sie uns direkt zur sihl und damit fast direkt ins haus konstruktiv. inklusive erstklassiger aussicht über das limmattal und den zürcher westen. 

die hier gezeigte installation von chiharu shiota trägt den titel "eye to eye" - wieder fäden, die von der decke hängen und die zwischen den eingehängten brillen einen weg für die betrachterin frei geben. hm. 

die zeichnungen und kleineren objekte sehr, sehr ähnlich wie in sindelfingen und wir waren uns einig: zu wenig geheimnis, zu viel bedeutung. 

dafür gefiel uns die ausstellung des uns ebenfalls völlig unbekannten italieners salvatore emblema um so bessere (ich witzelte schon, dass man bei so einem namen ja stark vorbelastet sein müsse, wenn man damit kunst machen wolle). uns überzeugte die sehr ruhige, karge ausstrahlung der objekte, die uns das thema der lücke, des herausgenommenen geradezu aufdrängten. 

bevorzugtes material des künstlers - zunächst aus finanzieller notwendigkeit, später aus überzeugung - ist eine sehr grobe, ungebleichte leinwand. zunächst noch vor allem bemalt, geht emblema später dazu über, einzelne fäden oder ganze gruppen aus der struktur zu entferne und eröffnet so einen durchblick auf das dahinter. 

sehr tolle entdeckung! 

nach dem museum gings weiter durch die stadt - zuerst stärkten wir uns noch am ufer der sihl, dann versuchten wir der radroute 32 rhein-hirzel-linth zu folgen, mit dem ziel, den katzensee zu erreichen. grundsätzlich funktioniert das ganz grossartig, wenn man sich eine radroute sucht, die einen an den ort bringt, wo man hin möchte und sich dann einfach der routenführung überlässt - wenn da nicht diese dämlichen aufkleber wären...

je tiefer die schilder hängen, desto mehr sind sie beklebt ... und erkennt man aus der nähe noch mit einiger mühe zahl und richtung der route, wird dies während der fahrt und von weitem nahezu unmöglich. am meisten genervt war ich von einem aufkleber, der "freiräume erhalten" forderte - ja halt auch freiräume für radfahrer!!! und auch ein "gegen rechts"-aufkleber auf einem rechtsabbiegepfeil ist dämlich, denn manchmal gehts halt einfach rechts - aus purer notwendigkeit und auch für die, die prinzipiell auch "gegen rechts" sind!!! 

der weg an sich war aber spannend und führte zunächst (via unterführung) um den hautpbahnhof herum, durch den platzspitz-park, an der limmat und der badi am unteren letten entlang...

... dann durch wipkingen zum buchegg-platz, weiter durch oerlikon und affoltern weitgehend auf nebenstrassen und mit genau dem effekt, den wir auch in saarbrücken schon hatten: wir sahen viel neues, was wir bisher weder zu fuss, noch mit dem auto oder aus der tram gesehen hatten. nach einigen irrwegen landeten wir wohlbehalten am katzensee, badeten, assen hamburger und machten uns dann auf den schon sehr vertrauten heimweg nach baden.

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