heute habe ich das letzte bild des bilderzyklus "kreuzweg" abschliessen können. zumindest was die filz- und nadelarbeit angeht, natürlich werde ich weiterhin bis ostern (oder genauer bis zum gründonnerstag) hier die einzelnen kreuzwegstationen zeigen und so weit ich etwas dazu sagen kann, auch ein paar erläuterungen geben.
manche, die hier liest, mag sich vielleicht gefragt haben, wie man sich ausgerechnet mit diesem thema auseinander setzen, sich damit filzend beschäftigen kann. ich denke mir das, weil sich der kreuzweg teilweise als so eine art "quotenkiller" im blog erwiesen hat, vor allem hinsichtlich der kommentare (so wenige wollten sich noch kaum einmal zu etwas gefilztem hier im blog äussern).
für mich hat die auseinandersetzung mit dem kreuzweg zwei dimensionen - zum einen die religiöse, zum anderen aber auch eine kunsthistorische. und ganz klar kann ich die beiden nicht trennen. wie komme ich denn nun aber auf den kreuzweg? zum einen gibt es in unserer familie so eine art tradition immer wieder kreuzwege (also die, die sich oft vom dorf/ort/stadt zu einer kappelle hochziehen) zu begehen, gerne auch tatsächlich am karfreitag, der ja der "richtige" tag für so etwas ist. oftmals finden dann auch kreuzwegprozessionen statt, aber an so einer haben wir noch nie teilgenommen. schon mit meinen grosseltern und eltern sind wir ab und zu (allerdings eher wohl nicht am karfreitag, denn dann ist dort wirklich prozession) auf den salvatorberg in schwäbisch gmünd gestiegen (oder gepilgert). mit meinem mann und mit den kindern habe ich dann begonnen, immer wieder neue kreuzwege zu entdecken - und selbstverständlich fängt man dann an zu vergleichen: welche bilder sagen mir etwas, welche finde ich langweilig oder nichtssagend, welche stossen mich sogar eher ab?
wichtig für uns - vor allem auch mit den kindern - war immer: das leiden jesu gehört zur zentralen botschaft des christentums: erst durch das leiden und sterben kann jesus auferstehen und so für uns auf dem weg des heils vorangehen. ob das theologisch korrekt formuliert ist, kann ich nicht beurteilen, aber so habe ich es verstanden. dabei ist das "auf den berg steigen" durchaus hilfreich: einer der von uns häufiger begangenen kreuzwege liegt zwischen gansingen und hottwil, man muss da zuerst mal ein ganzes stück den berg hochlaufen um an den startpunkt zu kommen, den eine kleine mariengrotte bildet. danach geht es steil den berg hinauf, begleitet von eher kargen kreuzwegstationen aus stein. oben angekommen, so ungefähr bei station 13, tritt man aus dem wald auf eine im idealfall besonnte wiese, auf der eine kleine kapelle mit der 14. station steht. hier gibt es dann auf der karfreitagswanderung ein schönes picknick. gerade als die kinder noch kleiner waren denke ich, wurde so die ostergeschichte ein wenig erfahrbarer gemacht.
und ich habe im laufe der zeit eine ganze menge verschiedene kreuzwegsdarstellungen kennen gelernt. im letzten jahr zum beispiel war wir im museum um kreuzwegsbilder anzuschauen. klar ist, die verschiedenen epochen hatten ganz unterschiedlichen zugang zur leidensgeschichte. bis der uns vertraute kreuzweg sich um 1600 herausbildete gab es viele formen der erinnerung an das leiden christi. früher wurde mehr erzählt, seit dem vergangenen jahrhundert setzte sich eine eher abstrakte auseinandersetzung mit dem thema durch, die heute aber an vielen orten schon wieder zurückgenommen wird.
das thema kreuzweg habe ich nicht bewusst gesucht - es kam mit aber sehr entgegen, weil ich gerne einmal seriell arbeiten wollte. den rahmen bildet das format und die "grundwolle" - graue neuseelandwolle. ich habe die gelegenheit genutzt und mir vertraute techniken wie das arbeiten mit schichten oder auch das flechten oder weben an vielen stellen angewandt, ich bin aber auch mal über meinen schatten gesprungen und habe sachen ausprobiert (oder wieder einmal angewandt) die ich nicht so oft/gerne mache: stoff einfilzen (liebe ruth, wenn du das liest: ich und die pongé-seide sind immer noch keine freunde!) oder sticken zum beispiel. spannend fand ich es fremdkörper einzufügen, auch das mit verschiedenen techniken. manche bilder erzählen eher eine geschichte, auch geschichten, die ich mir beim machen ausgedacht habe, wie die von der veronika, andere transportieren eher eine stimmung, ein gefühl.
nun, da der kreuzweg fertig ist, bin ich auch ein stückchen froh und erleichtert, wie man das ja sein darf, wenn das leiden endlich ein ende gefunden hat. zeit für die osterfreude ist es noch nicht, aber halbzeit in der fastenzeit, am sonntag markiert der sonntag laetare die mitte. wenn sie lust haben, begleiten sie mich doch noch die restlichen wochen auf dem weg zur auferstehung, zum osterjubel. alle bisherigen kreuzwegstationen finden sie unter dem tag kreuzweg.
Mir gefallen deine Kreuzwegstationen sehr gut! Sie sind etwas ganz Besonderes.
AntwortenLöschenich schaue oft bei dir nach, ob eine neue station dazugekommen ist (ja, ich mache das manuell-neugierig, habe keine blogroll-systeme o.ä.)
AntwortenLöschenich bin in gedanken mitgegangen.
kommentare finde ich meist überbewertet - deswegen bin ich auch auf keiner der üblichen plattformen anzutreffen, aber natürlich freut es auch mich, von lieben bekannten etwas zu hören.
lieb oder nicht - hier ich, lesend und darüber nachdenkend in dieser zeir der veränderung, des fastens und auch - ja - des betens.
bis in ein paar tagen
delia