Sonntag, 6. Juli 2014

wasser

auf der heimfahrt aus dem bündnerland ist es mir aufgefallen, dass unser ausflug eigentlich gut unter dem motto wasser hätte stehen können - wasser, das einerseits eine bedrohung ist, eine gefahr, die unter kontrolle gebracht werden muss, wasser, das andererseits durch ingenieursleistung und viel arbeit zum energielieferanten wird...
aber bevor ich hier zu kryptisch werde, ein paar bilder und erklärungen...
freunde hatten uns eingeladen zu einem wochenende in ihrem ferienhaus in den bündner bergen. und zu einer führung zum ehemaligen lüschersee.


mit dem autor des buchs "das ende des lüschersees", gino romegialli, machten wir uns am späten samstagvormittag auf den weg durch wunderschön blühende bergwiesen,


begegneten ein paar sympatischen kühen und kamen am ende zum ehemaligen seebecken, das man, wenn man weiss, dass da früher mal ein see war, gut erkennen kann. schon auf dem weg hörten wir über die spezielle geologie des gebiets, das aus tonschiefer besteht und sich stark bewegt. eine ursache ist der nolla, der das gebiet entwässernde bergbach, aber auch über die rolle des lüschersees, der keinen sichtbaren abfluss besass, wurde ende des neunzehnten jahrhunderts immer wieder diskutiert. nachdem nach mehreren nollaausbrüchen ins rheintal in den siebziger jahren des neunzehnten jahrhunderts mehrmals auch das domleschg bedroht war, begann man zunächst den nolla zu verbauen, dann die bergflanke zwischen nolla und lüschersee zu entwässern, das gebiet durch aufforstung zu befestigen und zuletzt grub man zu beginn des zwanzigsten jahrhunderts einen entwässerungsstollen, um den lüschersee zu entleeren.


das seebecken ist heute noch gut sichtbar, weil sich auf dem seeboden seekreide abgesetzt hat, die eine völlig andere vegetation als an den umliegenden berghängen begünstigt.


der stollen wurde mit hilfe von betonteilen vorangetrieben, drei davon blieben nach der beendigung der arbeiten am ehemaligen seegrund liegen. mich erinnerten sie an verwitternde markknochen.


durch diesen stollen tritt das wasser dann wieder zutage - die tochter erkundete ihn barfuss...
vor ort von den partikularinteressen, die letztlich zur entleerung des sees führten, zu hören, aber auch von den hangrutschungen, die im anfang des zwanzigsten jahrhunderts allmählich weniger wurden, aber nie ganz aufhörten, war sehr spannend. für den geomatikerlehrling interessant: wie mit rutschungen von ganzen grundstücken umgegangen wird - die rede ist von mehreren zentimetern pro jahr! - führungen mit gino romegialli finden übrigens laufend statt...

am sonntag dann machen wir uns wieder auf den weg zu einem see, diesmal einem ganz realen, nämlich dem stausee im valle di lei.


hier wird nun wasser ganz bewusst aufgestaut, um es als energiequelle zu nutzen. der stausee ist teil eines systems aus mehreren reservoiren, zwischen denen das wasser auf- und abwärts gebracht werden kann, um strom zu gewinnen oder in form von lageenergie zu speichern.


der 8 km lange stausee liegt fast komplett auf italienischen staatsgebiet, nur die 140 m hohe staumauer und die zufahrt durch einen tunnel gehören zur schweiz. als wir im vergangenen jahr hier waren, war der see nur etwa halb voll, da er 2012 für eine revision geleert wurde.
dank der lage direkt an der italienischen grenze kann man gleich am stausee lecker bündnerisch-italienisch essen...



so verging unser erstes ferienwochenende viel zu schnell... aber wir werden es in guter erinnerung behalten.

1 Kommentar:

  1. Hallo Steffie, man kann nur staunen wie du Deinen Blog immer wieder mit Informationen bestückst, welche bestimmt auch einen gewissen Arbeitsaufwand benötigt.
    Vor Allem wird er auch von Nichthausfrauen gerne angeschaut!!
    Mach weiter so und vielen Dank!
    Deine Ollen

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