eine ungewöhnliche kunstausstellung/kunstinstallation haben wir heute nachmittag besucht: eine liegenschaft, die zum abbruch steht, wird von zehn künstlern bespielt, anverwandelt, verändert... die so entstandenen kunstwerke verschwinden mit dem abbruch zusammen mit dem sie beherbergenden, dem von ihnen genutzten gebäude. das konzept gibt es bereits seit 2011, die diesjährige sollbruchstelle liegt an der werdstrasse 126, in der ehemaligen carosserie- und autospritzwerkstatt boffa/zimmermann in wiedikon.
auch wenn alles verschwinden wird - etwas bleibt.
um die bunten scheiben von nora steiner, die dem raum etwas fast sakrales verleihen ist es fast ein bisschen schade.
doch vergänglichkeit ist das konzept - wie auch nikkol rot und jenja roman doerig im interview auf tsüri.ch betonen.
bei jürg egli werk aus moos und kresse ist die vergänglichkeit wohl auch schon eingeplant. dem uralten moos, das egli vom dach in die halle gebracht hat, steht das frische grün der kresse gegenüber.
es könnte ebenso gut durch die dachöffnung gefallen sein. zufällig.
über den einblick in die ehemalige kompressorkammer gerieten wir mit diesen beiden älteren herren ins gespräch, die sich, wie das insgesamt sehr bunte publikum, trotz heftigstem widerspruch in sachen kunstverständnis* hier wohl zu fühlen schienen. (* - so heftig, dass ich mir die ganze zeit überlege, ob die beiden nicht eigentlich als agents provocateurs eingesetzt waren, sie fragten einfach zu plakativ, was denn an den ausgestellten objekten nun eigentlich die kunst sei...)
wer am kommenden wochenende noch die gelegenheit nutzen will, kunst am sterbenden bau zu sehen und zu diskutieren, der findet alle informationen über das aktuelle, aber auch über vergangenen projekte auf der homepage der sollbruchstelle und dazu noch allerhand infos über die künstler, das konzept und so weiter.
ach und noch kurz zum titel: so ganz sicher bin ich mir immer noch nicht, ob es wirklich eine sollbruchstelle ist, also ein teil, das bei übermässiger belastung einer sache brechen oder anderweitig kaputt gehen soll, um das grosse ganze vor schaden zu bewahren, oder ob es sich doch um einen fall von geplanter obsoleszenz handelt, also um etwas, das geplantermassen nach einer bestimmten zeit kaputt gehen soll und muss - nur eben diesmal nicht zur profitmaximierung, wegen notwendiger neubeschaffung, sondern diesmal zur erkenntnismaximierung in sachen vergänglichkeit.
Das ist ja cool!
AntwortenLöschenwow! tolle ausstellung!
AntwortenLöschen♥ monika
Interessante Gedanken, die Du da mit uns teilst ...! Vielleicht rettet ja doch jemand diese traumhaft schönen bunten Scheiben von Nora Steiner!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Antje