so ein bisschen bin ich mit meinen filzkursen ja immer auch eine geburtshelferin für filzideen. manchmal ist es allerdings nicht ganz einfach, das musterkind auch auf die welt zu bringen. und manchmal braucht es gleich zwei anläufe bis alles gut wird.
bereits im vergangenen herbst ist dieser erste schal enstanden, der wunsch war eine kombination aus stoff und filz, einem feinen wolletamin und einem handgefärbten strang bluefacedleicester mit seide aus der spinnwebstube. der stoff bekam rundherum einen filzrand und in der mitte einzelne wollsprenkel, mit dem ziel, eine gewisse raffung herbeizuführen. die kombination aus dem in einem farbwechsel aus verschiedenen blautürkistönen und grau gefärbten strang und dem türkisen stoff erschien auf den ersten blick passend und harmonisch.
leider ergab sich aber durch das auszupfen und den filzprozess eine starke vermischung der farben, die nun ganz anders als im strang sehr gedämpft wirkten und plötzlich in einem merkwürdigen kontrast zum farbstarken stoff standen. oder vielmehr von ihm erschlagen wurden.
für mich als kursleiterin ist es etwas vom ärgerlichsten, wenn eine teilnehmerin nicht zufrieden nach hause gehen kann und deshalb war ich froh, dass es einen zweite chance für den restlichen wollstrang gab:
diesmal mit filzprobe, um überraschungen vorzubeugen. ganz klar war auch, dass die wolle möglichst am stück bleiben sollte, also wurde nur der strang mehrfach geteilt, blieb aber möglichst ununterbrochen. so können die einzelnen gefärbten abschnitte für sich wirken. an den kreuzungspunkten gibt es zwar durchdringungen, aber dennoch leuchten die farben nun im kontrast zum grau.
die filzprobe diente in diesem fall selbstverständlich auch der ermittlung der schrumpfung und so der notwendigen auslegegrösse, aber auch zur vergewisserung für den entwurf: wie breit, wie lang soll der schal werden, welche lochgrösse ist sinnvoll, zipfel an den enden und seiten oder doch lieber keine?
und wie verhält sich diese spezielle wolle beim filzen?
ich habe zwar schon öfter mit handgefärbten farbwechselnden kardbändern oder kammzügen gearbeitet, aber trotzdem habe ich nicht mit einem so starken vermischungseffekt gerechnet.
sicher spielt es auch eine rolle, wie eng die farbwechsel aufeinanderfolgen und wie lange die einzelnen fasern im strang sind, beziehungsweise in welchem verhältnis diese beiden grössen zueinander stehen.
im konkreten fall: die stapellänge der schur vom bluefacedleister-schaf ist tendenziell eher lang, bei einem händler habe ich die angabe 8.5 bis 9 cm gefunden. dies bedeutet, dass bei kürzeren farbabschnitten als 10 cm immer ein grosser teil der einzelnen fasern mehrere farben hat.
nun filzt bfl-wolle recht gut, sie ist ziemlich stark gekräuselt und auch nach dem filzen ist die kräuselung noch gut sichtbar. beim filzen ziehen sich nun einerseits die einzelnen fasern auf kaum vorhersehbare art und weise zusammen und wandern andererseits in der fläche - was letztendlich erst zur verdichtung und zur entstehung des filz führt.
dabei vermischen sich aber eben auch die farben und zwar um so stärker, je mehr farbabschnitte auf einer einzelnen faser vereint sind. beim spinnen ist das ganz ähnlich, aber da nur ein faden und keine fläche entsteht, ist der effekt nur eindimensional, nicht zweidimensional.
was will ich nun mit diesen theoretischen erläuterungen sagen?
filzproben sind unerlässlich - nicht nur für die ermittlung der schrumpfung, sondern auch um bei besonderen wollen oder färbungen den effekt des filzprozesses und damit das ergebnis besser einschätzen zu können! das schreibe ich mir jetzt mal hinter die ohren.
Danke für deine Gedanken!!!
AntwortenLöschenIch werde das nächste mal bei Aufträgen zum Filzen jeweils nachfragen wie lange die Farbabschnitte sein sollen.....
lg Rita
Proben werden genau wie beim stricken nicht wirklich geliebt und doch müssen sie sein... ich drücke mich aber auch manchmal davor ;O)
AntwortenLöschenLieben Inselgruß
Kerstin
Das hast Du wunderbar auf den Punkt gebracht!
AntwortenLöschenIch bin auf jeden Fall bei weiteren Proben mit von der Partie��
Liebe Grüsse Gertrud