9. dezember 2022
im juli, vier monate bevor wir die offiziellen anforderungen* für die einbürgerung erfüllt hatten, habe ich mich auf unserer wohngemeinde erkundigt, welche schritte wir zuerst unternehmen müssen, wenn wir uns in unserem gastland, der schweiz, einbürgern lassen wollen. ich erhielt den bescheid, dass wir zunächst den staatsbürgerlichen test bestehen müssten und einen termin für diesen für alle drei familienmitglieder für den 8. dezember. alle vorherigen termine seien bereits ausgebucht. ich bezahlte pro person 50 franken bei der gemeinde ein und wir begannen uns mit den ungefähr 300 fragen zu beschäftigen, die an diesem test gestellt werden können. manche fragen kann man mit gesundem menschenverstand lösen, andere muss man einfach wissen und dann gibt es noch ein paar, da hilft nur noch auswendiglernen (bevölkerungszahlen, anzahl gemeinden im kanton/land und so dinge halt).
gestern war es dann so weit, wir fragten uns zum computerraum im oberstufenschulgebäude durch und absolvierten gemeinsam mit 3 (!) weiteren personen den computergestützen test mit 45 fragen, von denen 34 richtig beantwortet werden müssen, um ihn zu bestehen.
nach bestandenem test (allen sechs anwesenden wurde gratuliert) erhielten wir das "gesuch um ordentliche einbürgerung in der schweiz, im kanton aargau und in der gemeinde". aus der übersicht zu ersehen: wir brauchen etwa 10 bis 12 dokumente von verschiedensten stellen, teilweise aus zwei gemeinden, die wir innerhalb der nächsten drei (oder sechs?, hier behaupten die abgegebenen formulare widersprüchliches) monate bei der gemeinde einreichen müssen.
da das besonders langwierig werden kann, wird geraten, mit dem einsammeln der zivilstandsdokumente aus dem schweizerischen personenstandsregister zu beginnen. das habe ich heute bereits getan und mich ausserdem erkundigt, welcher sozialdienst uns bescheinigen muss, dass wir in den vergangenen zehn jahren keine sozialhilfe bezogen haben, oder diese, falls nicht besondere umstände geltend gemacht werden können, wenigstens wieder zurückbezahlt haben. (beide wohngemeinden, für jede person einzeln).
11. dezember 2022
heute morgen sind wir gemeinsam alle unterlagen durchgegangen, die wir von der gemeinde erhalten haben. einige dokumentenbesorgungen lassen sich bündeln, alles was nur für die jeweilige einzelperson beantragt werden kann (immerhin sind alle einbürgerungswilligen volljährig) wird selbst erledigt, so der plan.
im postfach (leider im spam) habe ich bereits die antwort des personenstandsregisters gefunden, für den eintrag dort benötigen wir nur jeweils eine geburtsurkunde, die nicht älter als 6 monate sein darf (keine ahnung warum, an meinem geburtsdatum und -ort hat sich seit 55 jahren nichts mehr geändert) und kai und ich natürlich auch eine heiratsurkunde. (die scheint kein verfallsdatum zu haben, ironischerweise hätte ich das gefühl, dass sich am status verheiratet deutlich öfter was ändert als an den geburtsdaten.)
unterschiedliche erfahrungen machten wir mit den jeweiligen standesämtern der drei geburtsorte. in meiner geburtsstadt und der grossstadt (landeshauptstadt), in der die tochter geboren ist, gibt es ein online-formular für die bestellung von geburtsurkunden, bezahlen ging nur per lastschrift (ich) oder auch mit kreditkarte (die tochter). (preis pro geburtsurkunde 12 euro) nur kai muss extra eine mail schreiben, damit er seine dokumente zugesandt bekommt.
neben einer lückenlosen dokumentation unserer wohnorte im in- und ausland, der arbeitsstellen und schulbesuche in der schweiz sollen auf einem formular auch jeweils zwei referenzpersonen angegeben werden, die darüber auskunft geben können, ob wir auch mit schweizer*innen im kontakt stehen. wir haben also nachgedacht, wen wir hier angeben wollen - denn mit einer reinen benennung ist es nicht getan. die jeweilige ausgewählte person soll eine gute halbe din a 4 seite schreiben, wie und woher sie uns kennt, wie häufig wir uns treffen und ob unsere beziehung eher geschäftlicher oder privater natur ist. nach ein bisschen herumüberlegen haben wir jeweils ohne grossen aufwand mehrere personen gefunden, die in frage kommen, zwei haben schon zugestimmt, die restlichen werden wir in den nächsten tagen und wochen fragen, ob sie zu diesem beitrag zu unserer einbürgerung bereit sind.
23. dezember 2022
die geburtsurkunden für den eintrag im schweizer personenstandsregister sind alle noch vor den weihnachtstagen eingetroffen, die letzte am 21. dezember. wir stecken sie zu den bereits ausgefüllten fomularen und vorbereiteten kopien von allem anderen und geben sie direkt im dafür zuständigen büro ab.
nur leider ist das nicht so einfach mit diesen dokumenten: sowohl die geburtsurkunde der tochter als auch unsere heiratsurkunde sind nicht ganz das, was gebraucht wird. das teilt man uns zügig mit einer mail mit, am 22. beziehungsweise 23. dezember bestellen wir die nächste runde dokumente (noch zweimal 12 euro plus porto). ich ärgere mich, weil ich nicht genauer gelesen habe und es diese zweite runde nun kurz vor weihnachten auch noch braucht.
30. dezember 2022
glücklicherweise arbeiten die behörden in deutschland auch zwischen den jahren - so machen sich noch im alten jahr die neu bestellten dokumente auf den weg. was wir dabei neues lernen: unsere heiratsurkunde befindet sich nicht beim standesamt der stadt, sondern beim bezirksamt der eingemeindeten gemeinde, in der wir geheiratet haben.
13. januar 2023
über weihnachten und neujahr geht das natürlich alles ein bisschen länger und so erreichen uns die notwendigen und hochamtlich aussehenden dokumente aus deutschland am 6. beziehungsweise 9. januar. wir geben alles persönlich auf dem amt ab, es gibt ein freundliches nicken und die bestätigung, dass das nun die richtigen dokumente sind. noch in derselben woche bekommen wir post vom zivilstandsamt. wir werden gebeten, unsere daten noch mal zu überprüfen und können damit rechnen, dass wir demnächst das notwendige papier in händen halten werden, das unsere ordentliche registrierung in der schweiz bestätigt. die rechnung liegt bei: kai und ich bezahlen 190 franken, die tochter 105.
29. januar 2023
zwischendurch habe ich ein bisschen den überblick verloren, aber in der vergangenen woche kamen sehr, sehr zügig unsere auszüge aus dem strafregister hier an (pro person 17 franken) und sorgten dafür, dass ich dazu motiviert war, mir von den beiden wohnorten, an denen wir in den letzten zehn jahren gelebt haben, nicht nur den wohnsitz, sondern auch die tatsache, dass wir keine sozialhilfe bezogen und alle unsere steuern pünktlich bezahlt haben, bescheinigen zu lassen. jetzt fehlt nur noch ganz, ganz wenig, bis wir alle dokumente bei der gemeinde abliefern können. unter anderem die arbeitsbescheinigungen der abhängig beschäftigten, die ich beim besten willen nicht für sie besorgen kann.
5. februar 2023
gestern abend dann noch einmal grosses gemeinsames papiere sortieren. und nachdem wir in dieser woche uns alle auch noch einen auszug aus dem betreibungsregister (3 x 17 franken) besorgt hatten, fehlen tatsächlich nur noch ein dokument und eine kopie. der papierstapel ist mittlerweile für kai und mich auf einen zentimeter angewachsen. eine der letzten aufgaben, die noch zu erledigen war, war das ausfüllen des (ich sag das jetzt mal so) gesinnungsfragebogens. da wird dann neben ein paar sachen, die man sich ja ohnehin schon bescheinigen lassen musste (strafregister- und betreibungsregisterauszug...) auch nach den aufenhalten im herkunftsland in den letzten jahren und nach dem verhältnis zur demokratie und wehrpflicht gefragt. wir haben uns für diplomatische und kurze antworten entschieden, eine ausführliche erörterung ist auf zwei zeilen ja auch kaum möglich. ich bin dann schon gespannt, ob da dann im einbürgerungsgespräch noch mal bezug drauf genommen wird.
wenn alles gut geht, geben wir in der kommenden woche unser gesuch um ordentliche einbürgerung auf der gemeinde ab.
ich habe die kosten bis zu diesem punkt mal zusammengerechnet: die tochter, die als einzelperson den antrag stellt, hat bisher etwa 220 franken ausgegeben, kai und ich zusammen etwas mehr als 400 franken.
11. februar 2023
es ging gut, aber halt langsam. aber jetzt ist alles da und sortiert und es wird halt noch mal eine woche später mit dem abgeben der zusammengesammelten papiere.
am 13. februar haben wir schliesslich alle dokumente beisammen, zwei grosse umschläge beschriftet und alles auf der gemeindekanzlei abgegeben. nun warten wir auf nachricht der gemeinde, wann wir zum persönlichen gespräch mit der einbürgerungskommission eingeladen sind.
bis hierher war der antrag auf einbürgerung vor allem ein grosses papiereinsammeln - trotzdem war ich immer wieder froh, dass wir nicht allzu oft umgezogen sind, die hiesige landessprache sprechen (inklusive dialekt verstehen), wir alle im selben land geboren sind, und zwar in einem, das in den letzten jahren weder zerfallen ist, noch von irgendwelchen kriegerischen auseinandersetzungen betroffen war und das über eine effiziente verwaltung verfügt, die auf wunsch alle dokumente im gewünschten format zur verfügung gestellt hat. ich wage mir nicht auszumalen, wie das ist, wenn das alles so nicht der fall wäre...
und noch was: an allen stellen (auch an denen, wo wir zunächst nicht die richtigen dokumente hatten) wurden wir sehr, sehr freundlich und mit viel wohlwollen mit den nötigen informationen und dokumenten versorgt.
*10 jahre mit ordentlichem aufenthalt im land, 5 jahre aufenthalt im kanton, davon 3 jahre am stück in der aktuellen wohngemeinde.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
deine kommentare sind hier willkommen - ich freue mich über deine gedanken zu meinen texten und bildern!
folgendes musst du aber wissen:
kommentare und profildaten werden an google übermittelt. es ist ebenfalls möglich, anonym zu kommentieren, hier wird nur deine ip-adresse zu meiner sicherheit gespeichert. zur datenverarbeitung und zu deinen widerrufsmöglichkeiten verweise ich dich auf die datenschutzerklärung (link oben im blog).