Mittwoch, 14. August 2024

hohenlohe, rund um schwäbisch hall

wir waren ein paar tage im hohenlohischen.
 

am ersten abend hatten wir einen sensationellen sonnenuntergang - und ich natürlich nur das mobiltelefon zum fotografieren dabei. trotzdem eine schöne erinnerung an den abend, an dem wir so halb verärgert, halb belustigt über die felder gestapft sind und zuerst einen hasen, dann noch ein reh gesehen haben. 

am anderen tag setzten wir uns auf die fahrräder und fuhren nach schwäbisch hall. zum wochenmarkt, obwohl wir sicher waren, dass wir nichts kaufen würden. 

 

dann mäanderten wir ein bisschen durch die strassen, entdeckten eine spannende ausstellung im kunstverein, das schaufenster eines töpfers und einer buchbinderin und vor allem, dass wegen der freilichtspiele quasi jedes restaurant für den abend schon ausgebucht war. 

für freunde des themenkreises klimakatastrophe - oben in fraktur geht es um die verheerung eines hochwassers des kochers im jahr 1570. (nein, das fällt noch nicht unter klimakatastrophe) mir persönlich gefiel der zusatz unter der tafel: WAN GOT DIE MENSCHEN WIL AUFWECKEN KAN ER SIE MIT FEUR UND WASER SCHRECKEN. gedanke am rande: im 16. jahrhundert blieb nach dem hochwasser genügend zeit, die ereignisse in stein zu meisseln, wir sehen an einem tag die nachricht von schlamm und geröll und wasser in den häusern und haben sie morgen schon wieder vergessen. 

fahrräder sind eine praktische sache um ein städtchen zu erkunden, 10 minuten radfahren brachten uns zum töpfer, weitere 10 wieder zurück zum museum würth. die ausstellung über holografie und dreidimensionalität hat mich nicht so sehr umgehauen, aber so was wie unten mag ich halt immer schon sehr.

den tag beschlossen wir mit einer radtour auf den einkorn, wo es einen biergarten gibt. reserviert hatten wir zwar nicht, aber da wir früh dran waren, haben wir was zu essen und zu trinken bekommen. dazu gratis ausblick, aber nicht vom biergarten aus. die fahrt zurück zur ferienwohnung über den kohlenweg durch den wald rundete das ganze dann ab.  

am anderen tag wollten wir ins hohenloher freilichtmuseum wackershofen. es hätte uns auch ein zug hingebracht, aber wir hatten ja die räder dabei und radelten so ungefähr eine stunde hin.

coburger fuchssschafe.

üppiges mittagsvesper in der besenwirtschaft.

während des essens hatte ich einen älteren herrn mit foto beobachtet, der auf etwas zu warten schien - als wir weiter gingen wurde klar, auf was. schnell neben ihn gestellt und auch ein foto von der dampflok gemacht.

blick auf ein bienenhaus.

und blick vom höchstgelegenen bauernhaus, dem bauernhaus aus käsbach. 

in den freilichtmuseen wird ja häufig vor allem ländliches leben vom mittelalter bis zur industrialisierung, manchmal auch darüber hinaus dargestellt. da wir nun schon wirklich viel über wohnen, waschen, kochen, backen und so weiter in verschiedenen freilichtmuseen gesehen haben, liessen wir uns in wackershofen auf ein anderes thema ein - denn seit unserem letzten besuch sind einige häuser dazugekommen, die die themen wohnen und leben im 20sten jahrhundert beleuchten. eine baracke aus gschlachtenbretzingen (dem ort gleich neben unserer ferienwohnung) und ein man-stahlhaus haben den weg ins museum gefunden und erzählen die geschichte von extremer wohnungsnot und dem weg heraus nach dem ende des zweiten weltkriegs. 

auch im käshof wird geschichte des 20. jahrhunderts sichtbar gemacht: hier kam in den vierziger jahren eine verfolgte jüdin unter, hier wurden aber auch den zwangsarbeitern aus dem osten möglichkeiten zu treffen eröffnet, die den bauern mehr als einmal in schwierigkeiten brachten. er muss ein mutiger mann gewesen sein - und sein haus zudem in der not mit vielen menschen geteilt haben. 

das thema zwangsarbeit, verschleppung und versklavung von ganzen volksgruppen kann man auch noch in einem weiteren gebäude vertiefen, noch einer baracke des reichsarbeitsdienstes, die in zusammenarbeit mit dem haus der geschichte in stuttgart im freilichtmuseum ausgestellt wird.

kontrapunkt zum schweren thema: im freilichtmuseum fanden gerade drehorgeltage statt.

schon über den tag waren wir an verschiedenen orten einzelnen drehorgelspieler*innen begegnet, am spätnachmittag trafen wir alle wieder vor der grossen scheune aus bühlerzimmern, wo es eine gemeinsame schlussrunde gab, bei der alle noch mal ein lied zum besten gaben, gezaubert und gesungen wurde. wir setzten uns mit einer tasse filterkaffee auf die wiese und hörten zu. am ende wurde sogar das publikum zum mitsingen aufgefordert. gesungen wurde "feirohmd" - ein lied des erzgebirgischen dichters anton günther aus gottesgrab, heute boží dar (cz), das seinen weg in die schwäbischen bauernhäuser gut auch über die baracken der geflüchteten gemacht haben kann.

schwäbischer gartenzaun. fotografiert weil ich ihn malerisch fand. bekommt eine andere bedeutung in dem jetzt gerade angedachten zusammenhang. wie überhaupt manche nostalgie schnell schal wird, wenn man die lebensumstände und schicksale bedenkt.

zum schluss grüssen noch die gänse am weiher. 

am ende des langen museumstags gings es wieder mit dem fahrrad zurück über schwäbisch hall, wo wir direkt unterhalb der grosscomburg am kocher auf dieses seltsame haus stiessen. 

an den altertümlichen automaten kann man sich die zukunft oder glückszahlen voraussagen lassen, souvenirs kaufen und einen wasserspeienden automaten zum laufen bringen.


musste ich natürlich dringend ausprobieren. zum leidwesen von radfahrer*innen auf dem weg, der hier ganz besonders eng ist. aber hei, das ist so verschroben und quer und man muss sich das erstmal trauen - da kann ich nicht einfach weiterfahren. 

das fahrradfahren machte uns grossen spass - also planten wir für den nächsten tag eine radtour, 

folgten der kocher bis geislingen,

und ab da ein stück der bühler und fotografierten wie meist beim velofahren selten.

schöner abend, mit noch einem sonnenuntergang über den hohenlohischen bergen. 

auch den tag der rückfahrt nutzten wir noch und liessen uns im schwäbischen wald auf den weiterweg ein. 

auf einer etwa zweistündigen runde durch den wald (super bei der hitze) kommt man an zehn stationen vorbei, die zum nachdenken anregen sollen. mir persönlich war wieder einmal zu sehr die richtung des denkens vorgespurt. das mit dem denken bekomme ich glücklicherweise ja noch ganz gut selber hin, weswegen meine gedanken manchmal andere wege nahmen. aber trotzdem schön. danach sprangen wir wie immer wenn wir zur richtigen zeit in der gegend sind, schnell noch in den gschwender badsee. dort gibt es wieder einen richtigen kiosk, der auch bewirtet war und viele menschen, die ebenfalls den see mit dem kühlen wasser aus dem wald genossen haben.

feiner kurzurlaub, bloss wird es allmählich zeit für eine längere pause.

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