Samstag, 3. August 2024

schimelrych bis chrottehalde - eine enttäuschung

 "schimelrych bis chrottehalde - kunst und natur in laufenburg" ist eine ausstellung überschrieben, die man noch bis zum 27. september im städtchen laufenburg am rhein anschauen kann. der titel lockte uns am letzten julitag dort hin - auch wenn wir schon bei der vorbereitung entdecken mussten, dass das veranstaltende lehmann-museum die ganzen sommerferien über geschlossen sein würde. ein teil der ausstellung besteht nämlich aus einem rundgang in und um laufenburg und dieser teil soll unabhängig von den öffnungszeiten des museums begehbar sein. nur ob sich das dann auch lohnt, da kamen uns im lauf des wegs erhebliche zweifel. 

in der bäckerei maier kauften wir uns einen ausstellungsführer - auch mit dem gedanken, so unseren obolus beizutragen. im internet, wo sich auch der überwiegende teil der ausstellungstexte findet, war angegeben, dass man beim bäcker mit der publikation eine leckerei überreicht bekäme - was allerdings nicht der fall war. nachfragen wäre uns schäbig vorgekommen, also liefen wir unbeleckereit los. oder vielmehr versuchten uns zu orientieren. der plan im ausstellungsheft ist kunstvoll, aber für die orientierung von eher untergeordneter bedeutung. im internet gibt es eine bessere streckenbeschreibung auf outdooractive, auf der allerdings die standorte der kunstwerke nicht ersichtlich sind. wir jonglierten also mit mobiltelefon und flyer und entdeckten dann auch, dass der weg ausgeschildert war. 

auf das erste (nicht-)kunstwerk trafen wir in der neuhofstrasse, wo die anwohner aufgefordert waren, während der dauer der ausstellung auf eine pflege ihrer gärten zu verzichten. 

das sah dann in etwa so aus. nicht einmal am friedhof hatte die gemeinde auf eine bearbeitung der rasenflächen verzichtet. (ich muss gestehen, dass ich es zuerst ein wenig schade fand - bei genauerer überlegung aber vielleicht auch nicht bereit gewesen wäre, meinen garten für ein derartiges experiment zur verfügung zu stellen. wenn ich mir überlege, wie viele stunden wir von märz bis september damit verbringen, das grün halbwegs im zaum zu halten und wie es vermutlich aussehen würde, täten wir das nicht, bin ich mir sicher, dass ich das nicht gewollt hätte.)

weiter ging es zum gelände eines ehemaligen kindergartens, in dessen garten ein pflanzenlabyrinth hätte realisiert sein sollen. von essbaren pflanzen war die rede, von partizipation und gemeinsamem arbeiten. hat wohl auch nur mässig funktioniert, am wetter kann es ja in diesem jahr nicht gelegen haben...

 
die frage wirkt bei diesem anblick schon nicht einmal mehr provokativ. 

 ich weiss ja nicht, ob wir ab da ohnehin nichts mehr ernst nehmen konnten, oder wir unter anderen umständen diesem kunstwerk etwas hätten abgewinnen können: 

irgendetwas mit quadratmeter, mikroorganismen und pflanzensamen hätte man hier sehen sollen - dazu gabs auch noch was zu hören, aber halt nur im museum. 

hier wurde es dann komplett absurd: bäume selber pflanzen steht diesem plakat, auf das wir im wald trafen. eine gute idee, aber irgendwie auch nicht. der künstler hatte eine anzahl an weisstannensetzlingen aus einer baumschule im schwarzwald besorgt. in der schweiz dürfen die aber nicht so einfach im wald eingepflanzt werden, da sie den veränderten klimatischen bedingungen nicht gewachsen sind und so den wald eher schwächen würden. also werden die bäume jetzt im museum zum selbstkostenpreis verkauft. falls sie jemand in den vergangenen wochen gegossen hat. und haben will. 

an und für sich eine ganz poetisch anmutende intervention.  -  wenn man den text nicht gelesen hätte. es war nicht nur die rede davon, dass tiere und pflanzen am meisten davon profitieren, wenn der mensch am wenigsten eingreift, sondern auch von rückzugsmöglichkeiten für igel, blindschleichen und eidechsen. die erwähnten ausführlichen feldforschungen haben wohl leider nicht ergeben, dass keines der drei tiere fliegen kann.

ungeschicktheit, mangelnde erfahrung oder einfach schlamperei vereitelten auch den versuch, uns lieder über die natur zu gehör zu bringen. ob es an den in richtung schatten ausgerichteten solarzellen oder an einem anderen technischen problem lag - ach, eigentlich auch egal. 

eins noch: 

wie sie sehen, sehen sie nichts. jedenfalls nicht die keramik im see. ist aber sicher da, wenn auch nur teilweise sichtbar. 

mittlerweile war es auch ziemlich heiss geworden, wir warfen noch einen blick ins städtchen, tranken einen kaffee am rheinufer und hörten auf, uns zu wundern oder zu ärgern. schade um die verpasste gelegenheit. auseinandersetzung mit der natur ist ein spannendes thema. wir hatten am ende das gefühl, doch immerhin ein paar dinge erfahren zu haben: der gute wille oder die gute idee alleine reichen nicht, um sich auf künstlerische weise mit der natur auseinander zu setzen. durch die klimakatastrophe ist es auch nicht einfacher geworden, sich des themas anzunehmen. es geht nicht mehr einfach um eine konfrontation von mensch und natur, sondern um ein komplexes gefüge, das durch das einbinden von dritten noch komplizierter wird. und man sollte weder die natur noch die menschen unterschätzen.





3 Kommentare:

  1. Oh. Also, dass so was selten richtig gut ist, hab ich auch schon öfter festgestellt, aber das hier ist... ja, was soll man dazu sagen und höflich bleiben? "Es war vermutlich gut gemeint?" Du meine Güte. Dann vielleicht doch besser gleich sein lassen.

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    1. Ich war's übrigens, Centi. Unangemeldet sozusagen.

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  2. Hm, da scheint aber gleich einiges schief gegangen zu sein. Schade. Ihr habt tatsächlich ziemlich lange durchgehalten :)
    Liebe Grüße, heike

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