... oder überlegen sie sich wenigstens was sie sagen!
über das wetter reden gilt als unverfänglicher gesprächeinstieg und gutes smalltalkthema. an sich halte ich das auch für eine sinnvolle einschätzung, trotzdem liessen mich zwei im vorbeigehen gewechselte sätze über das wetter neulich ein wenig grüblerisch zurück.
zur ausgangslage:
wir hatten bisher hier im nördlichen mittelland in der schweiz ein sehr warmes und trockenes frühjahr (sommerbeginn meteorologisch 1.7. und astronomisch 21.6. haben wir noch vor uns!) mit teils hochsommerlichen temperaturen. vor mittlerweile 2 wochen gab es ein heftiges gewitter, das lokal nicht nur regen, sondern auch zerstörerischen hagel brachte, danach dann einige gewittrige tage, meist mit gewitterschauern am abend, gefühlt eher august als mai/juni. diese woche war dann starkregen angesagt, ein wort das ich ohnehin schon ziemlich daneben finde, aber es hat dann in der nacht auf mittwoch zwar heftig geschüttet, aber doch nicht so viel wie die meteorologen vorausgesagt hatten. und es hat endlich mal ein bisschen abgekühlt. also so auf temperaturen unter zwanzig grad.
deshalb fand ich den gesprächseinstieg, den gestern eine nachbarin gewählt hat, höchst irritierend: so ein sauwetter haben wir jetzt wieder! (gedacht: ja, es hat geregnet, aber eigentlich braucht es das ja auch, und ja, es war heftig gestern abend, aber die kanalisation hat funktioniert und alles ist abgelaufen und wir hatten keine überschwemmung, und nein, es hatte vor dem regen doch viele schöne tage und oft nur abends ein gewitter)
meine antwort, wir könnten uns ja insgesamt nicht beklagen, weil doch das frühjahr insgesamt schön gewesen sei, wurde dann quittiert mit: in manchen ländern fehle es halt an wasser und in anderen habe es zuviel davon.
hmm, und jetzt war ich vollends verwirrt und froh, das gespräch mit einem freundlichen morgengruss zu beenden.
wo ist es jetzt zu trocken und wo zu nass?
für die schweiz äussern sich die meteorologen so.
sie wollten das jetzt nicht lesen? dann fasse ich mal kurz zusammen: in diesem jahr hatten wir in der schweiz einen kühlen märz, einen warmen und trockenen april und mai bis etwa um die monatsmitte. bei den gewittern, die ab mitte mai regen brachten, gab es lokal grosse regenmengen, insgesamt ist der mai aber auch eher trockener als im langjährigen mittel gewesen.
wo es global momentan zu trocken ist, ist meist an hungerkatastrophen abzulesen, grosse niederschläge und die damit verbundenen überschwemmungen schaffen es hingegen eher in die aktuelle berichterstattung.
verstanden hatte ich die äusserung so, dass es hier zu nass und woanders zu trocken sei. vielleicht war das auch nicht gemeint. egal welcher gedanke dahinter steckt, vermute ich, dass es vor allem um die wetterextreme ging: heftige gewitter, hagel, starker regen, sturm, aber auch lange perioden in denen es nicht regnet und für die jahreszeit ungewöhnlich warm ist.
alles folgen einer globalen klimaveränderung, die messbar und nachgewiesen ist. nicht überall als klimaerwärmung zu bemerken, aber doch nicht ohne einfluss auf das klimageschehen. und höchstwahrscheinlich wenn nicht menschengemacht doch verstärkt von den folgen unseres lebensstils. des lebensstils in den hochindustrialisierten ländern, nicht zuletzt die schweiz, wo sorgloses heizen, kühlen, autofahren, fliegen, konsumieren nicht ohne einfluss auf die umwelt bleibt. wo zu fuss gehen, bescheiden wohnen, essen, sich kleiden, konsumieren, regional urlauben immer noch belächelt werden oder sogar suspekt sind und als linke spinnerei oder als zeichen von armut gelten.
vielleicht doch kein so gutes thema für den unverfänglichen smalltalk am morgen, wenn es mich auf solche gedanken bringt, die ich nicht unbedingt mit relativ unbekannten auf der strasse teilen will.
oder ich komme halt mal wieder vom hölzchen aufs stöckchen.
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