schon am vergangenen samstag waren wir auf vorschlag von kai in einer ausstellung im kunsthaus in aarau. ich hatte zuerst nicht so richtig lust auf ausstellung, aber schon der eingang zum kunsthaus änderte meine laune.
augustin rebetez ist 1986 im jura geboren und lebt und arbeitet heute noch/wieder dort - häufig auch mit anderen kunst- und kreativschaffenden zusammen. die einzelausstellung, die das gesamte erdgeschoss des kunsthaus einnimmt, ist mit dem begriff "ausstellung" nur sehr unzutreffend beschrieben, eher kam es mir so vor, als wolle uns der künstler mit filmen, videoarbeiten, bewegten maschinen, fotos, installationen, skulpturen, bildern und klängen in sein ganz eigenes universum entführen. darin wechseln sich grelles, lautes, provokatives mit seltsam poetischen fantasiewesen, spielerischen und nicht selten auch besinnlichen installationen und beinahe schon dekorativem dramaturgisch gekonnt ab.
durch diese türe betritt man das immersive spektakel - das universum - die andere welt (suchen sie sichs aus.)
eine videoarbeit bettelt um die aufmerksamkeit der betrachtenden - und entpuppt sich als zehnminütiger videoclip/popsong ohne musik und mit viel gesprochenem und animiertem text - eine gute gelegenheit sich darin zu üben, sich einfach überfluten zu lassen, von dem was da so ist.
der zweite raum ist angefüllt mit sinnfreien maschinen aus altem kruscht - die ganze installation trägt den titel studio mistake. und wir waren so überwältigt, dass wir schauten und staunten, aber keine fotos machten.
durch einen raum mit verfremdeten fotos - verzerrte katzenbilder und seltsam durch photoshop veränderte despoten (wer war noch mal der diktator mit der leopardenfellmütze?) gelangten wir in eine kleines kino, das cinema panico. hier laufen verschiedene kurzfilme - ich mochte am meisten den, in dem junge menschen an einem grauen wintertag mit flüssigkeiten und behältern in einer (hoffentlich verlassenen) liegenschaft ein kreatives chaos anrichten. da hätte ich auch gerne mitgemacht. passte so gerade zu meiner stimmung.
im foto ein bild aus einem film, dessen einziger text aus f... besteht. grell, subversiv, aber keinesfalls dumm oder plump.
und dann standen wir plötzlich im anderen raum vor dieser installation. ein kapelle? darum herum ein kirchhof mit gräbern?
jedenfalls konnte man hineingehen. drinnen eine sehr anrührende stimmung, liebevoll detailliert ausgestaltet, fast möchte man sagen: dekoriert.
was es noch gab in diesem raum: teppiche, von marokkanischen frauenkollektiven hergestellt. den orange eingefärbten ausblick auf den innenhof des museums mit vogelfiguren aus bronze, gegossen in der nahe gelegenen glockengiesserei, hergebracht auf einem hölzernen wagen, der auch hier ausgestellt/stehengeblieben ist. die ausstellung lebt. man ist ganz drin. es ist wunderschön, dort zu sein.
und dann noch an der wand ein brett mit diesen figuren.
im nächsten raum das gegenprogramm. von der schwarzen decke bis zum boden mit an exkremtente erinnernden skulpturen an allen wänden grossformatige plakate in schwarz-weiss mit aufforderungen, botschaften. sind sie politisch gemeint? oder einfach eine karikatur von ratgeberliteratur für ein gutes leben und inspirational quotes?
vielleicht auch einfach banaler nonsense? (die plakate sind rund 200 vergrösserte kohlezeichnungen aus rebetez´ neuestem künstlerbuch "the good life")
eine raum weiter sind wir ein bisschen ratlos: es tauchen die nun schon bekannten figuren und formen wieder auf, allerdings in weichen erdtönen und pastelligen abtönungen, mit perfekt geglätteten aussenlinien. gehobenes möbelhaus?
und wieder gegenprogramm: ein raum, über und über, buchstäblich auf allen flächen, mit rebetez´ fotos in allen möglichen formaten beklebt, sich gegenseitig überlagernd wie auf einem computerbildschirm, leitet über zu einer weiteren videoinstallation: auf drei leinwänden laufen teils parallel, teils einzeln albtraumhafte stopmotionfilme - auch diese eine zusammenarbeit eines grösseren künstlerkollektivs, intensiv und perfekt in schnitt und ton sind sie nicht nur wegen der bilder, sondern auch wegen der überflutung mit handlung, lichteffekten und ton eine grenzerfahrung für die wahrnehmung. (auch weil man unmöglich alle leinwände gleichzeitig im blick behalten kann.)
die drei anschliessenden kabinetträume sind kleinteiligen und filigranen gegenständen, teilweise zu kollektione zusammengefügt, gewidmet.
schachteln, wunderkammern, sammlungen. ich liebe es.
und ich erkannte die monotypietechnik aus der adventspost 2020 wieder: glasplattendruck. (ohne die spiegelverkehrte eins oben im bild wäre ich vielleicht nicht drauf gekommen.)
es folgten noch ein ganz zauberhafter raum mit filigranen mobiles - spätestens jetzt hätte ich am liebsten alles, alles gesehene auch gerne selbst mal ausprobiert.
letzter raum dann noch mal dunkel - abwechselnd leuchteten lampen mit dem nun schon vertrauten figurenprogramm des künstlers auf. puuh. und boah. schön wars. und anstrengend. aber: gerne wieder. und dringende empfehlung. auf dem ersten bild sehen sie, wie lange die ausstellung noch läuft. es lohnt sich!
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