Mittwoch, 1. Oktober 2025

brünn durchstreifen

 für die letzte station unserer reise haben wir zwar auch ein paar pläne (villa tugendhat, konzert mit fazil saj, restaurantideen) dazwischen aber ganz viel zeit um die stadt einfach so zu erkunden. ich hatte ein bisschen schwierigkeiten mich an diese situation zu gewöhnen und nicht gleich wieder ganz viel in die tage zu packen, aber mittlerweile habe ich mich damit ausgesöhnt, dass wir nicht alles sehen werden, dass wir auch schon wieder alles mögliche verpasst haben, zum beispiel den tag der offenen ateliers am samstag und sonntag, ebenfalls am sonntag die letzte gelegenheit, die venus von vestonice im mährischen landesmuseum zu sehen und die (vor-?)premiere der filmischen umsetzung von ma vlast. stattdessen waren wir ja - wie sie vielleicht bereits gelesen haben, am sonntag auf dem stausee unterwegs, war ja auch eine letzte gelegenheit. 

nun haben hier zusätzlich auch noch ganz viele museen nicht nur am montag, sondern auch am dienstag geschlossen und so durchstreifen wir seit zwei tagen die stadt, meistens auf unseren ganz eigenen routen. 

das heisst, am montag haben wir versucht, einem architekturrundgang zum thema adolf loos zu folgen - allerdings haben wir das aufgegeben, als wir bemerkten, dass es gar nicht so viel von ihm hier in brünn zu sehen gibt und auch noch die stationen in der falschen reihenfolge beschrieben waren. aber wir kamen so immerhin an ecken, an die wir sonst nicht gekommen wären. und wir haben gelernt, dass der autor des aufsatzes "ornament und verbrechen" und verfechter der strikten trennung von kunst und architektur in brünn geboren wurde und einen vater hatte, der als bildhauer zahlreiche ornamente zu bedeutenden brünner gebäuden beigesteuert hat. 



  startpunkt war gleichzeitig höhepunkt der runde: ein negativ-abdruck vom grabstein von loos auf dem wiener zentralfriedhof, einem sehr schlichten, von loos selbst entworfenen granitwürfel - der ungefähr da steht, wo loos geboren wurde, quasi als kontrapunkt zur letzten ruhestätte. 

im anschluss teile ich einfach ein paar eindrücke von unserem spaziergang - zuerst bei sonne, später zogen dunkle wolken auf und es wurde recht kühl.  

wer so schwer an einem dach zu tragen hat, sollte nicht auch noch eingesperrt sein. oder: vieles ist hier schon schön hergerichtet, manches wartet noch drauf. 

die universität heisst nach dem gründer der ersten republik - man beruft sich sowieso gerne wieder auf ihn. 

eine wolke - erinnert uns sehr an aarau, aber vielleicht ist es nur zufall. 

wir, als touristen. 

fotografiert wegen: da hätte adolf loos sicher das grosse grausen bekommen. 

für die anlage der stadt haben wir immer noch kein gefühl - und dann standen wir auf einer art terrasse und schauten auf noch viel mehr stadt hinunter, ohne vorher wirklich bergauf gegangen zu sein. und: eine stadt ohne fluss macht die orientierung nicht leichter. 

auf der anderen seite geht es bergauf - zur burg spilbergk.  

wir kehrten über die peter und paul kirche zum krautmarkt zurück - tatsächlich ist da an jedem wochentag markt. nun haben wir ausgerechnet hier in brünn aber gerade keine so einladende küche und vor allem keinen tisch und keine stühle im appartement, weswegen das kochen eher entfällt, ist schon mühsam genug, morgens an einer theke zu frühstücken. 

ah, und dann war da auch noch die sache mit dm burcak. das ist suser, und den gibt es jetzt natürlich gerade überall, in weiss und in rot. normalerweise mag ich den unvergorenen wein sehr, nur leider habe ich am allerersten abend in mähren ein glas burcak bestellt und den rest aus dem kanister bekommen und fand das so eklig, dass ich für dieses jahr keinen weiteren versuch mehr starten möchte. 
  
noch ein bisschen streetart... (dafür sollte das ehemalige textilindustrieviertel östlich der innenstadt berühmt sein, wir fanden aber nicht so viel spannendes dort - ausser deutliche anzeichen der gentrifizierung, überall wird gebaut, gross, schick und sicher auch teuer.) 
 
 

jugendzentrum - die haben auch überall die gleichen probleme. 



ich arbeite noch an mir. 

kann mir jemand helfen, wer das ist und für wen da also aus einer alten telefonzelle eine art schrein gebastelt wurde? 

 in dem alten arbeiter- und fabrikviertel stiessen wir dann auf das museum für roma-kultur - und schauten uns die dauerausstellung an. sehr sehenswert und mit einem deutschen audioguide wirklich gut zu bewältigen wird hier die geschichte der roma seit ihrer einwanderung aus indien nach europa erzählt, für die neuzeit und vor allem die letzten beiden jahrhunderte liegt das schwergewicht dann auf böhmen, mähren und der slowakei. nach dem besuch dort frage ich mich nun, ob es so etwas auch in deutschland für die geschichte der sinti gibt? 
 
 
 dann waren wir noch in einer buchhandlung und ich habe mir den zweiten band meines tschechisch-lehrbuchs gekauft, ich lerne ja immer noch ein bisschen zweigleisig, einmal mit konversation via online-unterricht und zusätzlich mit selbststudium aus einem lehrbuch, das ich jetzt fast ganz durchgearbeitet habe. auf dem rückweg in die ferienwohnung kamen wir an einer wahlkampfveranstaltung vorbei - und beinahe hätten wir den ministerpräsidenten der tschechischen republik gesehen - hatten dann aber doch nicht genug geduld. 
 
am montag hatten wir ein bisschen schwierigkeiten, rechtzeitig pause zu machen, fanden auch kein café, das so recht passen wollte, es gab dann was vom bäcker und dann noch bier und kaffee im sitzen und drinnen, denn nach eine sonnigen tagesstart war es über mittag richtig kalt geworden. pause am spätnachmittag in der ferienwohnung und dann gings zum abendessen in den vegetarierkeller, dazu an anderem ort mehr. 
 

am dienstag liessen wir es uns ein bisschen gut gehen - das frühstück verlagerten wir in ein café, nach dem museum teilten wir uns ein brot mit eiersalat, das abendessen verdienten wir uns mit einer kleinen odysee. das waren wir nämlich zuerst am abholstandort des empfohlenen lokals und fanden erst mit ein bisschen recherche heraus, dass es das zweimal in der stadt gibt, das andere war dann das eigentliche restaurant, wo wir uns eine leckere ofenkartoffel mit fleisch und einen salat mit avocado teilten. und danach schafften wir es sogar noch in eine weinstube - der cabernet moravia dort war schon arg gut. 

 

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