nachdem wir nun wieder zurück sind, werde ich nach und nach die einzelnen posts unserer reise noch überarbeiten, hie und da mit links anreichern und die schreibung tschechischer namen und wörter mit diakritischen zeichen versehen - hier ein kleiner überblick über die posts, die in den letzten drei wochen zusammengekommen sind:
- reise nach mähren (13. bis 15.september)
- südmähren - schlossareal valtice-lednice, pavlov und mikulov (16. bis 19. september)
- reisetag: aus dem süden mährens über den mährischen karst nach olmütz (20. september)
- olmütz (21. bis 23. september)
- walachei/beskiden (teil 1, 24. und 25. september)
- walachei/beskiden (teil 2, 26. september)
- reisetag in mähren - unterwegshalt in luhačovice (27. september)
- brno/brünn - elektrisch zum und über den brünner stausee (wenzelstag, 28. september)
- brünn durchstreifen (29. und 30. september)
- brünn - villa tugendhat (1.oktober)
- brünn - kunstgewerbliches museum und konzert mit fazil say (2. und 3. oktober)
an dieser stelle habe ich über die drei wochen die dinge gesammelt, die nicht so richtig in einen post passen wollten, oder die sich auch über die zeit erst entwickelt haben. lassen sie sich nicht von zeitangaben irritieren, manche texte habe ich einfach ausgegliedert.
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das leben ist bunt. |
tschechisch essen mit dem wunsch nach mährischer küche
es war uns schon in den vergangenen jahren aufgefallen: die portionen in tschechischen gaststätten haben sich denjenigen in deutschland angenähert. als wir vor mehr als 30 jahren begonnen haben durch die damals noch bestehende tschechoslowakei zu reisen, fiel uns eines sofort auf: auf jeder speisekarte ist genau die menge an fleisch, manchmal auch der beilagen angegeben. und das war damals oft halt echt wenig, 70g gulasch eher die regel als die ausnahme, 50 g gurkensalat damals echt unser running gag. die mengenangaben sind geblieben, aber halt heute deutlich höher und damit für uns halt genau so zu viel wie in bayerischen gasthäusern... im letzten jahr haben wir deshalb die suppen entdeckt, in diesem jahr uns auch öfter getraut, nur ein gericht für uns beide zu bestellen. nicht überall, aber wo es uns angemessen erschien oder eh egal war, was man von uns denkt. dafür sind wir dann nicht jeden abend im fresskoma ins bett gefallen.
und dann haben wir natürlich nach der speziell mährischen küche gesucht - nach wirklich vielen jahren ferien oder reisen in tschechien kann ich ungefähr das von einer üblichen speisekarte erwartbare im kopf hersagen, was fast immer drauf ist: lendenbraten und gulasch mit knödeln (früher gabs gulasch nur zu mittag, manchmal war der schon um zwölf aus), irgendwelche schnitzel, den gebratenen käse mit pommes, von dem sich unsere kinder in manchen ferien ernährt haben. manchmal noch obstknödel oder palatschinken (pfannkuchen). und dazwischen dann im besten fall etwas spezielleres, lokales. die entdeckung hier in mähren waren die halušky, eine art spätzle (die schreibt hier übrigens lautschriftlich specle) aber mit kartoffelanteil im teig, wir haben sie schon als beilage zu fleisch mit sosse, mit ziegenkäse/sauerrahm und mit kraut gegessen. immer lecker, es wurde hier schon angekündigt, das demnächst mal nachkochen zu wollen. (und halt definitiv nicht mährisch, sondern eigentlich slowakisch...) auch speziell, und wirklich lokal: in olmütz habe ich den typischen quarkkäse olmützer quargel oder olomoucké tvarůžky in einem kartoffelpufferteig gebacken gegessen, das war sehr lecker! wir haben solche käslein auch gekauft, aber mangels gelegenheit noch nicht gegessen.
ein spezielles erlebnis war auch der besuch eines vegan/vegetarischen restaurants in brünn - interessiert hatte es uns vor allem, weil auf der speisekarte halt echt viele traditionelle gerichte in einer fleischlosen variante vertreten waren. so ass kai dort ein "robi"-schnitzel mit pilzen und knödel, ich halušky mit kraut und statt speck mit ebenfalls robi-stückchen. robi kannten wir noch nicht, es wird hier lokal hergestellt von der firma eurobi und ist eine art seitan, also ein produkt aus weizenprotein. abgesehen von der unterirdisch schlechten laune der bedienung, die ich dann durch reklamation (mein essen war nicht einmal lauwarm) auch nicht heben konnte, war das essen gut. naja, der keller war halt echt auch nicht so schön und in einem vegetarischen restaurant hätte ich ein bisschen mehr frisches erwartet.
salat, rohkost und gemüse gehören immer noch nicht zu den selbstverständlichen bestandteilen eines tschechischen essens. je moderner sich eine gaststätte gibt, desto eher gibt es auch anstatt der petersilie mal ein bisschen tomate oder grünzeug am teller, salatteller muss man aber immer noch suchen. oft wurde jetzt caesar-salat angeboten, ich habs nicht ausprobiert, aber ich kann mir gut vorstellen, dass da nicht die frischen bestandteile überwiegen. das geht immer ein paar tage ganz gut - aber je länger wir unterwegs waren, desto mehr vermissten wir frisches.
mährischer wein
klar hatten wir auch schon in den vergangenen jahren mährischen wein probiert. aber böhmen ist schon eher das land der biere, es gibt viele verschiedene, fast überall auch eine auswahl frisch gezapfter, lokale, mittlerweile auch alkoholfreie oder immerhin das immer eine gute alternative darstellende pilsner urquell. nun waren wir aber mit absicht in die weinregion mährens gereist und wollten dort auch wein trinken. mein erster versuch mit burčák (=suser/federweisser) ging schon mal grandios daneben, dann aber fanden wir einen schönen frischen weisswein, den lokalen palava (bei einem winzer) und einen ebenfalls lokalen rotwein, den cabernet moravia (im supermarkt und später in der weinstube offen) und blieben dabei. vom palava haben wir auch ein paar flaschen mit nach hause genommen. mal sehen, wie er anderen menschen schmeckt.
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tschechisch - schritt für schritt |
tschechisch sprechen/verstehen - mluvit a rozumět česky
ja, es gibt viele restaurants mit englischer oder deutscher speisekarte - aber es gibt halt auch so viele andere möglichkeiten, meine tschechisch-kenntnisse anzuwenden. und ich merke, dass ich im vergangenen jahr ganz schön über die "tento, prosím (das da, bitte)"-phase rausgewachsen bin. in der regel kann ich in einem sätzchen sagen, was ich möchte (toll, dass wir gerade akkusativ und instrumental geübt haben im unterricht) - manchmal passieren mir dabei echt lustige dinge, wie zum beispiel auf dem markt in brünn, als ich mir einen kleinen, nein, den kleinsten strohrömer kaufen wollte und mir erst beim weggehen auffiel, dass ich anstatt nejmenši (der kleinste) nejmladši (der jüngste) gesagt hatte, verstanden wurde ich trotzdem, gab halt diesmal kein kompliment fürs tschechischsprechen. dafür in der touristinformation, wie auch schon im museumsshop in mikulov, in der buchhandlung in olmütz und an ganz vielen anderen orten. manchmal gab es auch nachfragen, wo, wie und warum ich die schwierige sprache lerne - weil das gehört fast immer dazu, dass die tschechen ihre eigene sprache als schwer empfinden. kein kompliment gabs auch bei der reklamation des kalten essens, aber hei, ich habs reklamiert, auf tschechisch!
und lesen ... und sogar gesprochenes verstehen - so viel mehr als noch vor einem jahr oder im frühjahr in prag... was am einfachsten ist: wenn wir bei der übernahme einer ferienwohnung alles gezeigt und erklärt bekommen, denn da ist alles anschaulich. schon schwieriger: tipps fürs einkaufen und ausflüge, aber da ich teilweise schon vorrecherchiert hatte, erkannte ich das wieder, was ich schon gelesen hatte und konnte mich dann auf wegbeschreibungen und bewertungen (besser da einkaufen, weil dort gibt es keine parkplätze, der weg zum lokal, man muss nicht reservieren) konzentrieren. richtig schwierig ist immer noch die situation führung/erklärung im museum, schloss, höhle, was auch immer. da es ja hier darum geht, etwas neues zu erfahren, gibt es oft wenig zum anknüpfen, jahreszahlen kann ich mittlerweile ganz gut, aber was ist da genau passiert? ist das jetzt eine anekdote, oder sind das fakten?
was ich immer mal wieder vergesse: dass kai, wenn ich etwas für ihn frage, die antwort nicht versteht und ich erst noch mal rückübersetzen muss. und wie mich dieses reden können, aber dann halt auch müssen, verstehen, aber nur halb oder noch weniger, anstrengt - am abend war ich jeweils teilweise nicht mehr sprechfähig...
die nächste herausforderung ist das aufgeben eines pakets für die tochter in den niederlanden, die geburtstag hat und weil tschechien zur eu gehört und unser land halt nicht, machen wir das besser von hier. geschenk ist gefunden und besorgt, geburtstagskarte auch (inklusive übersetzt), auf der post habe ich einen versandkarton, eine rolle klebeband und einen zettel bekommen, den wir ausfüllen müssen (bloss wie?) - von einer sehr netten und mitdenkenden pöstlerin (ich hätte das klebeband garantiert vergessen) - edit: hat am ende auch geklappt, beim aufgeben hat uns wieder dieselbe dame aufgerufen wie schon beim kauf des pakets, die anderen haben - so weit ich das beurteilen kann - beamtenmikado gespielt. auch sie sprach ausschliesslich tschechisch mit mir, aber halt schön langsam und mit gesten und pausen.
radfahren in der stadt und auf dem land
der süden mährens gilt als radfahrerparadies und ist es wahrscheinlich auch - dort gab es nicht nur viele radrouten (wobei manche auch kleine strassen benutzten und man ein bisschen unempfindliche sein muss gegenüber holprigen und nicht befestigten wegen) und viele andere radfahrende, sondern auch immer wieder hinweise, was radfahrende nicht machen sollen. ich glaube, das kann man ohne weiteres als hinweis darauf verstehen, dass der radtourismus hier manchmal ein bisschen zu viel wird. wir haben die touren rund um die region palava sehr genossen und mit dem rad deutlich mehr gesehen als zu fuss oder mit dem auto möglich gewesen wäre.
in brünn haben wir das krasse gegenteil erlebt: es gibt zwar ein paar radrouten, aber auch hier ist man nicht immer vor allerhand anderem verkehr sicher und wenn man irgendwohin mit dem rad will, kann das sehr, sehr mühsam sein. ausserhalb der radrouten ist fahrradfahren hier die hölle und man sieht auch - ausser radfahrenden essenslieferanten - nur wenig radfahrende.
ganz anders wieder in olmütz - auch hier folgt man am besten den zahlreichen radrouten (die ziele könnten manchmal noch klarer angeschrieben sein) und wir hatten nach wenigen tagen kapiert, wie man an fast jede stelle der stadt auch mit dem rad kommt. dementsprechend viele menschen waren hier mit dem rad unterwegs und es gab auch quasi überall möglichkeiten, die räder abzustellen und zu sichern. zusätzlich ist es fast überall eben und das radfahren macht hier richtig spass! (und wäre hier auch gut ohne e-velo gegangen)
in den beskiden waren wir nicht mit den rädern unterwegs - dort waren wir einerseits nur kurz, einen tag haben wir mit einer wanderung verbracht und am anderen hat es geregnet.
insgesamt ist es immer eine bereicherung die räder dabeizuhaben, aber es ersetzt das zufussgehen nicht. im rückblick wäre ich gerne mehr zu fuss in der natur unterwegs gewesen.
und wenn wir schon dabei sind: unsere planung war gut, wir haben viel von mähren gesehen, das uns bisher völlig unbekannt war, und das war ja ein hauptziel unserer reise. vier verschiedene unterkünfte, wenn man das hotel auf der hinreise dazurechnet sogar fünf, müssen es aber kein zweites mal mehr sein. überhaupt: das war eine reise, kein urlaub. gerne deshalb im nächsten jahr wieder einmal längere zeit an einem ort, auch gerne einem unspektakulären, dessen sensationen man erst nach und nach entdecken muss anstatt ständig darüber nachzudenken, was man jetzt wieder verpasst und alles nicht angeschaut hat (hatten wir letztes jahr). in mähren gerne wieder südmähren, eventuell mit dem städtchen mikulov als ausgangspunkt, damit wir auch mal abends die netten weinstuben dort testen können. die sanften hügel, die weinberge und die seen dort laden dazu ein, ferien zu machen. ob wir nochmal nach brünn oder olmütz müssen, weiss ich nicht, jedenfalls beim nächsten mal brünn ohne auto und fahrräder, mit der tram erlebt man ja so eine stadt ganz anders. beim durchfahren gedacht: der mährische karst will auch noch entdeckt werden. die beskiden konnten uns nicht so recht überzeugen, hatten aber auch schlechte karten bei dem sauwetter - aber die mittelgebirge am nordrand tschechiens sind halt schon schön: lausitzer gebirge, isergebirge, riesengebirge. was uns noch anzieht: das altvatergebirge und schlesien mit ostrau - das wäre aber dann wieder ein ganz anderes kapitel. tschechien wird uns nicht loslassen, auch wegen der sprache. und wegen der geschichte, die da an jeder stelle um die ecke schaut.auch wenn es dort politisch gerade mit dem wahlsieg von ano und andrej babiš nach einer sehr, sehr bedenklichen entwicklung in richtung ungarn und slowakei aussieht - aber auch das ist ja so etwas wie ein teil der geschichte...
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