Montag, 30. Juli 2018

radtour von soltau nach schneeverdingen

eine grössere radrunde wollten wir noch von soltau aus machen, ausserdem das moor in schneeverdingen anschauen. also kombinierten wir beides und planten ausserdem den rückweg mit dem heideshuttle, das auch fahrräder auf einem mitgeführten anhänger transportiert. 


 wir starteten von unserer unterkunft im westen soltaus zunächst in richtung stadt und zur böhme. der weg führte immer im schatten an der soltauer therme (an thermalbad wollte bei der hitze echt keiner denken) und dem naherholungsgebiet halifax vorbei nördlich aus der stadt hinaus. dabei liessen wir uns mehr durch gute radwege und schattenstrecken locken als von einer direkten route. vorbei am ahlfter flatt, einem moorsee erreichten wir wolterdingen.


 die kirche fiel uns von aussen eher durch ihre eher unbeholfen gedrungene form auf, abseits steht dann noch ein hölzerner kirchturm, aber von innen erwies sie sich als sehr schön. der kirchenraum ist vor allem durch den 1925 erfolgten umbau im späten jugendstil geprägt, aber die bis zu 600 jahre alten bestandteile älterer kirchenbauten sind gut integriert. aufgefallen ist uns der altarschrein, seine geschnitzten heiligenfiguren aus der zeit um 1450 werden von einem modernen holzornament von 1974 gefasst, das einerseits formal modern, aber andererseits auch gotische schnitzereien aufnehmend gestaltet ist.


 die fenster und eine lampe im aussenbereich sind ganz unterschiedlich einmal sehr zahm und dann wieder sehr modern jugendstilmässig geformt.


 weiter führte uns der weg nach surbostel und heber, dort gibt es noch eine windmühle, die man auch als ferienwohnung mieten kann.


 endlich erreichten wir das pietzmoor, machten zuerst einmal rast und wurden dann durch einen rettungseinsatz für eine verunfallte person ausgebremst. da man das moor nur auf einem schmalen holzsteg durchqueren kann, warteten wir erstmal ab, um den helfern nicht im weg zu stehen.


 ja, moor halt. sieht schön aus.


 nochmal moor, mit mehr ausblick.

fertig mit dem moor und mit blick auf uhr und fahrplan der heideshuttlebusse entschieden wir uns dann, noch ein stück über die osterheide zu fahren und erst in niederhaverbeck den bus an der endstation zu nehmen. der erste teil über die heidefläche war dann zwar sonnig und heiss, aber wenigstens noch ein bisschen interessant. so interessant, dass ich in der bruthitze nochmal vom fahrrad gestiegen wäre zum fotografieren dann aber auch nicht.

die moorsoldaten (hier von hannes wader gesungen, das kann man sich ruhig mal wieder anhören), mit moor und heide nur ringsum, stellten sich als ohrwurm ein. (das lied ist ganz woanders entstanden, in der nähe von solingen, im konzentrationslager börgermoor, im jahr 1933, wo dort schon zahlreiche gegner der nationalsozialisten inhaftiert waren) aber die landschaft war sicher ähnlich. wie karg schon das leben der bauern in der heide gewesen sein dürfte, hatte uns bereits die wanderung nach wilsede vor augen geführt -  die vorstellung allein wegen seiner politischen überzeugung unter diesen bedingungen inhaftiert und zu harter körperlicher arbeit bei sengender hitze oder bitterem frost gezwungen zu sein ist bedrückend.

wir hatten es gut, radelten zwar mühsam immer weiter bergauf, wo wir gedacht hatten, dass es bergab gehen sollte aber setzten uns am ende in den bereit stehenden bus, fuhren nach hause, duschten und fuhren noch einmal mit dem auto in dieselbe richtung, um auf dem ökologischen hof tütsberg lecker zu abend zu essen. mein vorschlag, die gedenkstätte des ehemaligen konzentrationslagers bergen-belsen zu besuchen, wurde indes von der familie nicht so gut aufgenommen.


 anstattdessen planten wir für den folgenden tag einen ausflug nach walsrode, in eines der sieben heideklöster.


dort hatten wir eine ganz grossartige führung durch eine der dort wohnenden stiftsdamen. ehemals als katholisches kloster, aber stets mit dem ziel unverheiratete frauen aus dem adel zu versorgen gegründet, wandelte sich das kloster durch die reformation zum damenstift, überlebte sogar die auflösung durch napoleon und besteht bis heute mit einigen anpassungen an die moderne zeit weiter.
heute leben dort überwiegend ältere konventualinnen, die die aufgabe übernehmen, das kloster am leben zu erhalten. dazu gehört ausser den regelmässigen gottesdiensten auch die führungen im kloster. im klosterbezirk, der abgeschlossen und doch mitten in der stadt liegt scheint ein bisschen die zeit stehengeblieben zu sein. wer genauer wissen will, wie das leben in solch einem evangelischen kloster funktioniert, sieht sich am besten das video auf der oben verlinkten seite an!

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