Sonntag, 8. Januar 2023

züri z'fuess - unterwegs in wipkingen

im winter ist stadtspaziergangszeit! neben eigenen ideen greifen wir dafür immer wieder gerne auf die rundgänge von züri z'fuess zurück, heute folgten wir im wesentlichen der route durch wipkingen, deren letzte überarbeitung leider schon ein paar jährchen auf dem buckel hat, ebenso wie das luftbild, das als karte dient. aber das kann ja auch spannend sein - der augenschein vor ort bringt immer wieder veränderungen der letzten zehn jahre zutage. 


wir starteten die als rundweg angelegte route am bucheggplatz, einfach der errreichbarkeit halber, aber auch weil der verkehrsknotenpunkt immer wieder spannend anzuschauen ist. über die über den platz gespannte fussgängerbrücke erreichten wir den anstieg zur oberen waidstrasse und bewunderten zuerst einmal das panorama, das über die ganze stadt, den see bis zu den alpen reicht. (die letzteren waren heute nur knapp im dunst zu erkennen, aber immerhin) wir folgten dem weg durch kleingärten bis zum spital waid, dem ersten stadtspital der stadt zürich. 

entlang einer wohnstrasse mit mehrfamilienhäusern im stil des neuen bauens erreichen wir das schulhaus waidhalde und die evangelisch-reformierte kirche.


hinter der kirche ist es noch ländlich - vor der kirche führt eine der meistbefahrenen strassen der westtangente vorbei. die buche hatte auch schon ruhigere zeiten. 
 

unterhalb der kirche bogen wir in ein weiteres wohngebiet ab, mit sehr unterschiedlicher bebauung, und gelangen mit hilfe des stadtführers zur schindelhäusersiedlung und dem dazugehörigen hungerbrunnen, der zeugnis von lebensmittelknappheit und wohnungsnot nach dem ersten weltkrieg gibt. hier entstand innerhalb kürzester zeit eine siedlung für 126 familien, die dank dem widerstand derbewohner*innen in den 70er jahren heute noch existiert.


der weg führte uns weiter ins ehemalige zentrum der bis ende des 19. jahrhunderts unabhängigen gemeinde wipkingen. von diesem zentrum existieren nur noch wenige häuser, das meiste wurde in den dreissiger jahren abgebrochen, der rest ist unter brückeauffahrten und durchfahrtstrassen verschwunden. 
 
zu beginn der dreissiger jahre baute die evangelisch-reformierte gemeinde direkt an der rosengartenstrasse ein gemeindehaus, das erste hochhaus der stadt. wie gross (und reich) muss diese gemeinde einmal gewesen sein! 
 
 
wenn sie diesen stadtspaziergang machen, folgen sie unbedingt den wegweisern auf die öffentliche dachterrasse, egal wie ungepflegt die treppenaufgänge auf sie wirken. hier hat einfach die stadtreinigung aufgegeben, touristen kommen hier sowieso nie welche durch. sie können hier problemlos ihr bild einer überall blitzsauberen schweiz der reichen revidieren und begegnen oben sogar noch huldrych zwingli und dürfen darüber nachdenken, was der zu den unterschieden zwischen rosengarten- und bahnhofstrasse gesagt hätte. 

wir gingen weiter richtung limmat - dort gibt es einen kinderbauernhof, ein quartierzentrum und vor allem bei schönem wetter viele, viele menschen mit kindern. 

spannende architektur - und daneben im fluss wurde ein sport betrieben, den ich irgendwo zwischen wellenreiten und wasserskifahren ansiedeln würde. an einem an der brücke befestigten seil festhaltend gewann eine person auf einem board rasch so viel fahrt, dass sie ungefähr zwanzig meter den fluss hinaufglitt, langsamer wurde, absank, sich wieder hinunter treiben liess und dann alles von vorne. im januar. immerhin aber im neoprenanzug.

unter der hardbrücke durch erreichten wir den an einzelnen stellen schon gentrifizierten ortskern wipkingens, wo es tatsächlich noch ein paar ältere häuschen hat, teilweise sogar mit garten.


hier verliessen wir die geplante route und gelangten durch die burgsstrasse direkt zum bahndamm, wo direkt gegenüber auf der anderen limmatuferseite der turm der swiss mill seinen schatten auf die badi unterer letten wirft. die kannten wir schon, ausserdem sieht man sie von der anderen flusseite ohnehin deutlich besser, jedenfalls die flussbadi. was wir noch nicht wussten: es gibt dort auch ein normales schwimmbecken und ein kinderbädle, weiter oben an der wasserwerkstrasse, der wir weiterhin folgten. 

dieser teil des spaziergangs war uns nicht unbekannt, aber wir erfuhren über das gebäude der ehemaligen textilfachschule, dass sich hier ehemals eine kattundruckerein befunden hat. der geschichte des lettenwerks wurde neulich ein neues kapitel hinzugefügt und den bahnhof letten und seine traurige vergangenheit kennt wahrscheinlich auch so ziemlich jeder in der schweiz und viele darüber hinaus. erfreulich ist die entwicklung, die sich aus dem unterschied zum luftbild von 2013 ablesen lässt: an stelle der parkplätze ist hier eine freizeitlandschaft mit viel aussengastronomie am wasser entstanden. 


der blick auf die andere limmatseite zeigt: allmählich ging die sonne unter und es wurde deutlich kühler. 
 
und auch das lettenplateau mit seinen zahlreichen genossenschaftsbauten war uns nicht unbekannt. aber irgend etwas gibt es immer zu entdecken - wie ein städtischen künstlerhaus in der rousseaustrasse und ein turnhaus (ausdrücklich nicht -halle), das auch gut ein kino hätte sein können...


für den bahnhof letten und die gegend um die nordbrücke, wie auch das landenbergquartier, reichten weder tageslicht noch unsere geduld noch so richtig. 
 
bauzaun am röschibachplatz

immerhin entdeckten wir, dass wir auch hier schon mal gewesen waren, denn unter dem landenbergpark befindet sich eine grosse zivilschutzanlage, die wir im dezember 2015 besichtigt haben
 
von der nordbrücke setzten wir die wanderung auf eigenen faust fort, zuerst die rotbuchstrasse hoch, dann die kornhausstrasse hinunter. an der ecke rotbuch-kornhausstrasse entdeckten wir das "kafischnaps", wo wir einen aperitiv nahmen, bevor wir um 18 uhr für  moules et frites einen  tisch im café des amis reserviert hatten. 

kafischnaps

na, das passt doch gut zu kristinas monatsspaziergang im januar, wo ihr auch viele andere spaziergänge finden könnt...

3 Kommentare:

  1. Sehr spannend. Ich war ja im August 2022 erstmals in Zürich, und das auch nur für 2 Tage, das reichte gerade für ein bisschen Altstadt. Insofern ist dein Spaziergang jetzt also eine Erweiterung meiner Zürichkenntnisse. Und da der älteste Neffe nun an der ETH studiert, komme ich nun hoffentlich öfter nach Zürich, da werde ich mir dann deinen Spaziergang und vor allem deinen Tipp mit dem züri z'fuess zu Hilfe nehmen. LG heike

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  2. Hach Wipkingen war meine Heimat während dem Studium, da habe ich bei meiner Tante gewohnt. Ich bin geistig mit dir mit spaziert und habe die Namen und Orte alle noch präsent.
    L G Pia

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  3. Das war ein schön ausführlicher Spaziergang durch eine Stadt in der ich noch nie war! Danke für`s Teilen. Auf die Dachterrasse werde ich auf jeden Fall gehen, falls ich jemals nach Zürich komme- voll spannend, die Ecken, die nur die Einheimischen kennen...LG Kristina

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