schon zwei mal waren wir dort, jedes mal um (wie die website verspricht) neueste positionen der land- und environmental art bei der biennale art safiental zu sehen, und so war es auch in diesem jahr wieder. 2016 reisten wir mit dem postauto, 2018 mit dem auto und einer übernachtung, nun mit auto und velo und zwei übernachtungen.
2022 steht die outdoor-ausstellung unter dem titel "learning from the earth" ganz im zeichen der planetaren krise, der kritischen auseinandersetzung mit der gegenwart und der suche nach alternativen zu aktuellen entwicklungen und umwälzungen (auch das wieder laut eigener beschreibung). wir reisten bei heissem sommerwetter, inmitten einer hitzewelle, ein bisschen eine flucht vor der hitze im mittelland hoch in die berge.
mit dem auto ging es bis versam. dort luden wir die velos ab und machten uns auf die erste erkundungstour. bergab in richtung rhein, diesmal nicht bei der station versam, sondern auf einem fahrweg, der uns im carreratobel ein bisschen an die grenzen unserer fahrkünste brachte. ganz am ende des fahrwegs gab es noch ein kleines stück weg zu fuss zu bewältigen, dann konnten wir von der bereits bekannten kanzel aus auf den rhein hinunter schauen. im rheintal, stellten wir fest, waren viele wanderer unterwegs.
das spannendste im rhein war ein grosser grüner bagger, der schaufelweise steine und sand in die strömung warf, dass es nur so spritzte. wir unterstellten dem baggerfahrer grosse freude an seinem tun.
auf dem rückweg fanden wir dann auch noch den abzweig direkt zum rhein...
und sahen dort wie der grüne bagger die vollbesetzten schlaufboote passieren liess ...
... und später weiter oben mehr material holte.
hier schon die zweie kunstintervention - die texttafel, die auf die unsicherheit des geländes hinweist, ist ein remake einer ebensolchen, die allerdings in den frühen siebzigerjahren auf die unsicherheit der pariser vorstädte hinweisen durfte.
solideres auf dem weg zurück auf die strasse: erstarrte bewegung im stein. ein hübscher kontrast zu den vielen kaisermantel-schmetterlingen, die uns hier unten im wald auf schritt und tritt umflatterten.
nach einer kurzen rast im gasthaus rössli fuhren wir weiter den berg hinauf richtung aclatobel. vor dem tunnelportal bogen wir links auf den waldweg ab und fuhren mit den velos so weit es eben ging die alte strasse entlang, die allerdings nur noch ein schmaler waldweg ist. ein teil der strasse ist abgesackt, das alte aclatunnel wurde aufgegeben und zerfällt. dabei beherbergt es regelmässig kunst.
in diesem jahr wurde eine klanginstallation versucht, steinplatten an weidegattern aufgehängt.
die weidegatter sperren gleichzeitig die gefährlichen löcher im tunnelboden ab.
mit diesen holzklöppeln kann man versuchen, die steinplatten zum klingen zu bringen. es tönt, aber nicht gerade sehr besonders, denn der hiesige stein ist brüchig und klingt in etwa wie ein kaputter teller. im besten fall. aber schön zum interagieren.
vom tunnel aus ging es über eine hörstation in einem beeindruckend schönen, aber nicht fotografierten baumhaus zurück über die strasse zum auto. bei der bergabfahrt wunderten wir uns zum erstenmal, wie leicht uns unsere elektrovelos den recht steilen berg hinaufzutragen in der lage sind.
mit dem auto durchquerten wir das neue aclatunnel und fuhren bis ganz ans ende des tals, zum turahus, wo wir ein zimmer für zwei nächte reserviert hatten. nach dem abendessen blieb noch ein wenig zeit für einen abendspaziergang.
am anderen morgen brachen wir nach dem frühstück zur beradelung des tals und seiner kunstinterventionen oberhalb des aclatunnels auf. geschwind ging es über thalkirch, safien-platz und neukirch zum abzweig nach tenna und dann in serpentinen hinauf.
zur unterhaltung (der strasse) (aber auch zu unserer) gab es alle paar kilometer eine strassenbaustelle. nicht alle hatten so klare regelungen, was das durchfahren anging.
in tenna hatten wir ein wenig mühe damit, die dargebotenen auseinandersetzungsmöglichkeiten (gut) zu finden. es gibt zwar jeweils wegweiser, man weiss aber nicht, zu welcher installation sie führen und deshalb auch nicht, wie weit es noch ist.
und manchmal hilft es auch nichts, dort angekommen zu sein, wo man hinwollte. ein grasmuseum in der scheune? rundherum und auch drinnen müll vom aufbau, die exponate konnten uns nicht überzeugen.
in der alten säge ein film über indigene am amazonas, die sich gegen grosse ölfirmen und den ausverkauf ihrer natürliche lebensräume wehren. der sehenswerte, aber schlecht geschnittene film ist schon ein bisschen älter, in der säge war es kühl, sonst gab es keinen grund, den film ausgerechnet hier zu schauen.
auch das kunstkartoffelfeld konnte uns nicht so recht kriegen - die bauern, die am steilhang heu machten dann schon eher. hier werden aktiv ressourcen bewirtschaftet und dabei wandelt sich das bild der wiese immer wieder, es entstehen muster, reihen, linien, flächen und verschwinden wieder. kein teil der ausstellung, dafür um so beeindruckender.
nach der abfahrt von tenna machten wir uns an den aufstieg das tal hinauf - diesmal stoppten wir vor der baustelle im tunnel. keine kirche also und auch keine kunst, sondern einfach ein schutz vor wasser und geröll.
kunstmässig ging es aber auch unterirdisch weiter.
in einen servicestollen der wasserkraftwerke konnte man 100 meter weit hineinlaufen...
.... um die filmisch begleitete suche nach dem weg der fische durch die flüsse anzuschauen. wieder schön kühl und feucht, der film war eigentlich das beste, was wir im rahmen der ausstellung sahen.
ansonsten ist auch die landschaft schon wert, dass man hier her kommt.
und klar braucht es nach dem abendessen einen abendspaziergang, diesmal führte er uns durchs bachbett, in dem wir das wasser vergeblich suchten.
aber es gab geissen. und eine schöne abendstimmung.
am nächsten tag wollten wir vor der abreise noch die zuhinderst im tal liegenden und für uns zugänglichen kunstinterventionen abfahren (es gibt noch zwei oben auf zwei verschiedenen passhöhen, jeweils zweieinhalb beziehungsweise drei stunden zu fuss entfernt, natürlich in zwei verschiedene richtungen.) und ich wollte eigentlich noch meine füsse ins bächlein stecken.
wasser war allerdings weitgehend fehlanzeige.
und wo wir es fanden, da verschwindet es ganz rasch wieder zur stromgewinnung in den staubecken.
aber immerhin: anschauen und am brunnen trinken, das ging.