schon vor zwei jahren haben wir die erste artsafiental, eine landartausstellung im safiental besucht. und wie im post über diesen besuch schon angekündigt, sind wir in das abgelegene bergtal zurückgekehrt, um die zweite ausstellung zu sehen und diesmal ein bisschen länger zu bleiben. beim unserem letzten besuch fanden wir die weiten strecken zwischen den einzelnen standorten der objekte recht mühsam und mit dem fünf mal am tag verkehrenden postauto kaum zu verbinden. deshalb reisten wir in diesem jahr mit dem auto und planten eine übernachtung mit ein.
trotzdem begannen wir unsere tour wieder am bahnhof versam-safien und arbeiteten uns langsam das tal hinauf. an den beeindruckenden felsen der ruinalta hat sich analia saban mit einem alten höhlenmalereien nachempfundenen "circuit board for rock painting" verewigt. oder vielmehr eben nicht verewigt, denn die an eine computerplatine erinnernde felszeichung ist mit weisser kalkfarbe auf den brüchigen stein aufgebracht und der verwitterung überlassen.
mit dem auto ging es ein stück weiter nach versam, vom ortseingang läuft man etwa 15 minuten zur bergkanzel des künstlerduos com&com, die wir 2016 in der hintersten ecke des tales nicht gesehen hatten (unter anderem weil wir sonst das letzte postauto verpasst hätten). wir hatten die kanzel schon von unten entdeckt, von oben bietet sie einen grandiosen blick ins tal der rabiusa hinunter und ins safiental hinein, wir beobachteten ein wenig die aufziehenden wolken und schauten den vögeln zu, die sich vom talauswärts wehenden wind treiben liessen.
wir liessen versam hinter uns und folgten der schmaler werdenden strasse ins tal hinein bis zum nordportal des aclatunnels, dort liessen wir wieder das auto stehen und wanderten entlang der bergflanke auf der alten strasse bis zu dem wegen hangrutschungen stillgelegten aclatobeltunnel. überraschenderweise keineswegs ein sehr alter tunnel, sondern ein eher modernes bauwerk.
es ist aber schon offensichtlich, warum dieser wegabschnitt durch den wesentlich längeren aclatunnel ersetzt wurde, quert man doch schon auf dem weg eine umfangreiche hangrutschung und auch der tunnelboden wirkt alles anderes als stabil.
zunächst muss man sich ein wenig überwinden um durch den wirklich dunklen tunnel zu gehen, am ende sieht man licht und in einem querstollen heisst es dann looking for oneself within the gorge of acla. das künstlerduo gabriela gerber und lukas bardill projiziert ein infrarotbild der besucher auf die tunnelwand. warum im beschreibungstext von einer rückenansicht die rede ist, ist mir nicht klar geworden, die botschaft der installation liegt dafür all zu klar auf der hand: am ende des tunnels findet man sich selbst - oder steht sich selbst gegenüber.
trotzdem fand ich diese station sehr spannend, ich mag einfach verlassene stollen und tunnel!
der weitere weg legte uns einen abstecher nach tenna nahe, mittlerweile waren auch immer mehr wolken aufgezogen und als wir das auto an der tenner kirche parkierten, fing es an zu nieseln. eine gute gelegenheit zuerst im alpenblick eine kaffee zu trinken, unser mittagspicknick hatten wir schon vor dem tunnel noch bei strahlendem sonnenschein genossen. das gasthaus alpenblick dient der artsafiental und der alpsartacademy als tagungsort und "basislager", da verwundert es nicht, zwischen blumenkübeln eine steinmalerei im miniformat zu entdecken.
weiter ging es zum hole in the alps - einem 2 x 2 x 2 meter grossen loch neben der alten sennerei in tenna. ich stieg mit hilfe der bereitgestellten leiter ins loch und nutzte es frei. kai hat kein foto von mir gemacht.
ein paar meter weiter kann man den aushub des lochs in den räumen der sennerei finden und wird ausdrücklich aufgefordert, mit dem material zu interagieren. der nieselregen und die aussicht auf schmutzige hände waren der idee der transformation allerdings nicht so recht förderlich.
mit regenmantel bewehrt machten wir uns trotzdem unverdrossen auf den weg den berg hinauf zum lichtkreis im safiental von ingeborg lüscher. eine eher spezielle erfahrung, denn der kreis aus schwefel war nirgends zu sehen. die erde hat den schwefel vermutlich aufgenommen, der regen wird sein übriges getan haben. nun ja, ein unsichtbares kunstwerk.
und es blieb nicht das einzige. von tenna ging es wieder hinunter auf die talstrasse und weiter zum egschisee. wir waren schon vorgewarnt, dass die egschishell untergegangen war - und trotzdem neugierig, ob wir nicht vielleicht etwas von ihr entdecken würden. haben wir nicht.
also fuhren wir ganz ans ende des tals, nach turrahus, wo der talboden allmählich breiter wird und die rabiusa nicht mehr in einer schlucht, sondern in einem breiten delta fliesst. hier fanden wir die plastik himmel III des schweizerisch-österreichischen künstlerduos (für landart ist man wohl am besten mindestens zu zweit, oder?) bildstein/glatz. die funktioniert tatsächlich ganz wunderbar und lenkt den blick aus der horizontalen in die vertikale und in den himmel. vermutlich kann man auch drauf skateboarden, als wir da waren, krabbelte aber nur ein baby drauf rum.
weiter gings noch ein bisschen höher hinauf zu einem speicherbecken, das marianne halter und mario marchisella in ein apedromo verwandelt haben. das geräusch aus den am linken bildrand erkennbaren bienenstöcken wird mittels lautsprechern übertragen und erzeugt zusammen mit dem anblick der betonwanne den eindruck einer rennbahn. leider kann man das gelände nicht betreten, sondern bleibt zaungast - und das nicht etwa wegen der bienen, die im september schon kein futter mehr finden und durch eine tonbandaufnahme ersetzt wurden.
für uns wurde es nach diesem letzten haltepunkt höchste zeit uns auf den weg ins nühus, unsere unterkunft, zu machen. das zu einem kleinhotel umgebaute bauernhaus vom anfang des neunzehnten jahrhunderts liegt oberhalb von safienplatz und die anfahrt gestaltete sich für uns recht abenteuerlich, da zur zeit die direkte strassenverbindung erneuert wird. anstatt von unten kamen wir deshalb auf umwegen von oben und weil das ein bisschen nervenaufreibend war, habe ich das fotografieren natürlich vergessen. kaum angekommen, bekamen wir vom hausherrn das erstmals anfang der sechziger jahre durch den bündner architekten rudolf olgiati umgebaute bauernhaus und danach unser zimmer gezeigt und waren schon beinahe mit der anfahrt versöhnt. nach dem leckeren dreigängigen menu in der stube dann vollends. glauben sie einfach alles, was da auf der homepage steht, es ist wirklich sehr, sehr schön und sehr, sehr lecker dort. wir waren satt und müde und schliefen gut und sahen am nächsten morgen durch das panoramafenster das:
es hatte in der nacht geregnet, aber das wetter war nicht annähernd so schlecht wie angesagt, aber auch nicht wirklich gut. nach einem ausgedehnten und leckeren frühstück (das dunkle, das helle brot und der zopf! der leckere bergkäse! der speck und der rohschinken... konfi... frischkäse und ziger... joghurt, obstsalat mit himbeeren...) brachen wir auf.
witziges klingeldetail!
zurück wieder über den berg - hier haben wir schon das abenteuerlichste stück wanderweg hinter uns - und weiter das tal hinunter.
und dann sahen wir sie doch noch, die egschishell aus leichtbeton! ob sie den stausee eigens zu ihrer bergung abgelassen haben? matschverkrustet liegt sie da auf dem boden des fast leeren sees. so ist sie übrigens auch entstanden, im leeren see wurde sie gegossen und hat dann auf dem einlaufenden wasser zu schwimmen begonnen.
wir verliessen das tal in richtung bonaduz und chur und ich nutzte die gelegenheit, um kai das bündner kunstmuseum zu zeigen. die momentan laufende ausstellung vermochte uns zwar nicht so recht zu fesseln, aber die giacometti-ausstellung, die sich im aufbau befindet, dann doch ein bisschen. bei meinem ersten besuch fand ich das konzept, die bündner künstler, egal ob weltberühmt oder nur eine begleiterscheinung, in den kontext der allgemeinen kunstgeschichte einzuordnen so gelungen, konnte aber diese erlebnis nicht so recht weitergeben. oder wir waren einfach ein wenig kunstmüde.
decke im zentrum in der villa planta - die immerhin ist einfach beeindruckend. vielleicht brauchen wir einen zweiten anlauf, neben dem aargauer kunsthaus schätze ich das bündner kunstmuseum einfach für diese verbindung von lokalem kunstschaffen und grosser kunst.
Nein, nein der See ist ein Ausgleichbecken der Kraftwerke. So geht's mal rauf und runter. Damit hat/hatte die Schale zu kämpfen.
AntwortenLöschenGell isch schön do hena