Dienstag, 25. September 2018

aufzeichnungen - wie weiter?

nach zwei wochen täglichem blogschreiben habe ich es wieder sein lassen. nicht ganz freiwillig. denn am montag und dienstag habe ich mit dem grossprojekt in der werkstatt begonnen, und war am abend vor allem müde und hatte keine lust mehr vor dem bildschirm zu sitzen und zu schreiben. aber auch, weil ich eben montag und dienstag wenig mehr als werkstatt (mehrstündiges wolleauslegen, gefolgt von auflegen der "steine", die vorher aufgerauht werden mussten, anschliessend das ganze mit viel wasser und seife anreiben, zum grössten teil mit dem schwingschleifer) und schon wieder vor allem langweilige haushaltsdinge erledigt habe. mit der tochter war ich noch winterstiefel kaufen, woraufhin das wetter wieder deutlich wärmer wurde, so dass sie die neuen schuhe noch gar nicht anziehen konnte.
die heizung hat uns prompt am dienstagabend, als wir sie einschalten wollten, im stich gelassen, aber heute war schon der monteur da und hat alles wieder in ordnung gebracht. er weiss schon, dass er die heizung so lange flicken muss, bis sie uns und unserem vermieter "um die ohren fliegt" (so seine ausdrucksweise), mittlerweile sehen wir in ihm schon eine art verbündeten, immerhin konnte er uns beruhigen, dass im falle eines totalausfalls rasch ersatz beschafft werden kann.

keine zeit oder keine lust zu bloggen/tagebuchzubloggen ist also das eine, das andere immer wieder das gefühl: wen interessiert denn das? schreibe ich banalitäten? (ja klar, und manchmal ganz bewusst, denn dessen bin ich mir schon ziemlich darüber im klaren, dass mein leben zum grossen teil aus einer aneinanderreihung von banalitäten besteht) oder schreibe ich zu viel, vielleicht ja auch zu persönliches*. aber hej, warum nicht, ermutigt hat mich dieser artikel von jawl.

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nun sind seit dem anfang dieses texts schon wieder zwei, drei tage vergangen, unter anderem ging der 27. september ins land, den christa wolf in ihrem schon mehrfach erwähnten band "ein tag im jahr" jahr für jahr beschrieben hat. ich lese immer noch weiter darin, bin mittlerweile in den mittleren neunziger jahren angekommen und gleiche immer mal wieder mit den eigenen erinnerungen ab. ausserdem habe ich "was bleibt" gehört und anders als ich gedacht hatte, geht es darum eben nicht um das ende der ddr und die überführung der beiden deutschen staaten in einen, anstattdessen wird in dem bereits ende der siebziger jahre entstandenen text ein tag im leben einer ostberliner schriftstellerin beschrieben, die ganz offen von der stasi observiert wird.
insofern ist es eigentlich den tagebuchtexten sehr ähnlich, auch wenn es fiktiv ist.
also wieder über das tagebuch nachgedacht. 
es erscheint mir schon ein sehr grosser unterschied zu sein, einen tag im jahr ganz besonders ausführlich zu beschreiben (oft ja auch erst im laufe der folgenden tage und wochen) oder tagesaktuell zu notieren.

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mittlerweile höre ich "kindheitsmuster" bei der arbeit, ein weiteres buch von christa wolf, in dem sie ihre kindheitserinnerungen auf der folie einer reise mit tochter, mann und bruder nach landsberg an der warthe (früher l. heute g.), dem heutigen gorzów wielkopolski, schildert. grundthema auch hier natürlich das erinnern. das erinnern teilweise durch zwei schichten hindurch, denn diese reise wird selbstverständlich auch wieder erst in der rückschau geschildert, in der erinnerung an die erinnerung sozusagen. dabei habe ich heute folgende sätze gehört, die ich zum thema hier notieren will: 

immer muss ein teil des heutigen tages dazu herhalten den gestrigen im gedächtnis zu befestigen. du weisst, aber ist dir klar, was du da weisst, dein unterfangen ist aussichtslos. niemals, jedenfalls lebend nicht, kann einer erreichen, was er vielleicht insgeheim anstrebt. die zeit im gleichen augenblick durch beschreibung verewigen in dem sie schon vergeht, vergangen ist. wie aber, da man doch seinen tod nicht wünschen kann, sollst du wünschen, die zeit stünde still. zwischen zwei unmöglichkeiten wie immer der banale weg des kompromisses. einen teil des lebens, aber eben nicht das ganze, opfern. sich abfinden mit dem unvermeidlichen lücken der berichterstattung, mit den notbehelfen, stufen, die man in den unbezwungenen berg schlägt und an den die erinnerung sich zurücktasten kann. 




*zur abgrenzung von persönlichem und privatem lesen sie gerne mal bei frau nessy nach, das kann ich voll und ganz unterschreiben - unbedingt in den kommentaren lesen!

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