schon seit ein paar tagen wird ja nun das ende des sommers prophezeit. freitagabend war es dann auch recht stürmisch, aber am samstag wieder eher ruhiges und ab dem späten vormittag auch sonniges spätsommerwetter.
für den markt in freienwil war das insofern gut, als ich eine ganze weile in der sonne sitzen konnte. viel los war nämlich nicht, und wenn überhaupt leute kamen, dann wollten sie entweder brot kaufen oder gleich ins bierzelt sitzen. die wenigen stände waren zu einer art marktstrasse gestellt, die auf den brotstand zugeführt hätte, aber selbst da fanden nicht wenige besucher durchaus einen weg sich hinter den ständen durchzuschlagen.
dort muss ich jedenfalls nicht mehr hin, haben doch den ganzen tag über wirklich nur drei personen interesse an meinem angebot gezeigt.
um drei uhr am nachmittag habe ich den stand abgebaut, das war allerdings schon so geplant, denn wir waren noch an ein geburtstagsfest geladen.
das fest fand in einem lokal statt, an dem wir schon öfter vorbeigekommen sind, das wir aber immer eher so unter "vereinslokal", geschlossene gesellschaft, abgespeichert hatten, nämlich im club alpini baden.
da passte es ganz gut, dass nach einem apero im freien und einem spaziergang an der limmat der chef der alpinisektion baden persönlich vorbeikam und ein wenig von der geschichte dieses vereins erzählte.
leider habe ich nicht alles mitbekommen, was der bärtige herr in einem charmanten schweizerdeutsch mit italienischen akzent erzählt hat, soweit das, was ich mitgenommen habe: die alpini sind die italienischen gebirgsjäger, aktive und ehemalige mitglieder können der associazione nazionale alpini beitreten, die es nicht nur in italien, sondern auch in vielen anderen ländern, unter anderem in der schweiz gibt. die meisten sektionen der ana in der schweiz wurden in den sechziger jahren gegründet, mittlerweile kämpft der club alpini baden, wie viele andere in der schweiz mit einem nachwuchsproblem. so ist der vereinspräsident der letzte, der überhaupt aktiv bei den italienischen gebirgsjägern war.
ein gast - die schwiegermutter des jubilars - ergänzte die ausführungen aus ihren erinnerungen an ihre kindheit in st.gallen und erzählte von einem alpini, der dort während des zweiten weltkriegs, getrennt von seiner italienischen familie lebte. obwohl die freunde ihm dringend davon abrieten gab er seinem heimweh nach, ging nach hause nach italien und wurde interniert. die freunde besuchten ihn später und versuchten ihm zu helfen.
die beiden erzählungen lieferten mir den anlass ein wenig zu recherchieren, denn aus der rolle des italienischen soldaten mitten im krieg in einem neutralen land wurde ich nicht recht schlau.
aus den erzählungen meiner grossmutter, die ebenfalls in st. gallen aufgewachsen ist, wusste ich bereits, dass es dort in den dreissiger jahren eine grössere italienische gemeinde gab, denn auch sie lebte mit ihrer familie (die aus mutterstadt bei hanau kam) im italienischen viertel. grund genug für den soldaten vielleicht, dort unterschlupf zu suchen.
die alpini, die die älteste gebirgsjägertruppe der welt sind, wurden im zweiten weltkrieg von mussolini vorwiegend ausserhalb italiens eingesetzt, unter anderem im griechenlandfeldzug und sogar ab september 1942 in russland - und waren dort mässig erfolgreich.
nach dem waffenstillstand des königreichs italien mit den usa und grossbritannien im september 1943 und der herauslösung aus dem bündnis mit dem deutschen reich spalteten sich die verbliebenen alpini in drei teile - ein teil kämpfte als partisanen in italien und auf dem balkan gegen die deutschen truppen, ein teil schloss sich in süditalien den aliierten truppen an und ein weiterer teil schlug sich auf die seite mussolinis und kämpfte in den apuanischen alpen gegen die aliierten.
welcher gruppe der soldat in st. gallen wohl angehört haben mag?
vielleicht hat er ja ähnliches erlebt wie der gründer der schweizer sektion der alpini, oskar gmür, dessen geschichte ich der homepage der ana svizzera entnommen habe.
dieser, als kind eines schweizer ingenieur und einer italienerin 1899 in italien geboren, wurde 1918 soldat bei den alpini. nachdem er in den zwanziger jahren sein ziviles leben wieder aufgenommen hatte, nahm er 35/36 an einem feldzug in afrika teil und wurde 1942 abermals eingezogen, um in russland zu kämpfen. mittlerweile mitte vierzig und kriegsverletzt, beschloss er nach einem aufenthalt im lazarett in mailand, sich auf ein bürgerliches leben zurückzuziehen und emigrierte dazu in sein zweites heimatland, die schweiz.
dort erlebte er, dass es viele ehemalige alpini in die schweiz verschlagen hatte und dass sogar immer noch mehr dort ankamen. daraus entstanden dann ab den frühen 60er jahren die ersten club alpini in der schweiz, die wohl vor allem den vielen "fremdarbeitern" eine heimat in der ferne boten.
die homepage der ana svizzera berichtet so auch von den anfeindungen, denen die alpini in der schweiz ausgesetzt waren, wovon am samstagabend so nichts zu spüren war. man schätzte und lobte allerseits die "italianità" des lokals und der bewirtung. die italiener gehören mittlerweile zur schweiz, das war gut zu spüren. hoffentlich reicht die integrative kraft dieses einwanderungslandes auch aus, weitere personengruppen genau so gut aufzunehmen.
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