schon bei der vorbereitung auf unsere ferien waren wir natürlich immer wieder auf bilder von abgestorbenen wäldern gestossen, ein- zweimal auch von bekannten gewarnt worden, dass vor allem der oberharz und die landschaft am brocken nicht mehr wirklich schön seien oder sich zumindest in den letzten jahren stark verändert hätten. nun haben wir ja ganz allgemein den vorteil, noch nie im harz gewesen zu sein, wir können uns also höchstens vorstellen, wie es hier ausgesehen haben mag, als die fichtenwälder noch sehr dicht und intakt waren. zusätzlich hatte ich uns schon von zuhause aus zu einer ranger-führung durch den nationalpark angemeldet. der am besten erreichbare startort war für uns torfhaus und dort ging es gestern um 10 uhr mit einer kleinen gruppe los.
die rangerin führt uns mit ein paar zwischenstopps zum torfmoor - sie erklärte uns, dass es sich beim nationalpark harz um einen entwicklungsnationalpark handelt, dass es also darum geht, in einer jahrhundertelang intensiv durch menschliche eingriffe geprägten kulturlandschaft einen naturnahen lebensraum zu schaffen. wir erfuhren, dass der borkenkäfer, der die gepflanzten monokulturen, die durch sturm und trockenheit anfällig sind, momentan am stück in einen toten wald verwandelt, ganz natürlich zum leben des waldes und zur verjüngung der bestände gehört. und wir bekamen noch einmal gezeigt, was wir an anderen orten schon selbst gesehen hatten: der wald verjüngt sich, neben fichten wachsen auch andere baumarten - hier oben weniger als weiter unten in den tälern, denn ab einer gewissen höhe ist die fichte der am besten angepasste baum. diese grenze verschiebt sich durch das insgesamt wärmere klima.
im nationalpark werden ausser an den wegen die toten bäume einfach stehen gelassen, irgendwann brechen die wipfel, dann stürzen sie ganz um und dürfen liegen bleiben. dies hat zwei vorteile: das gewirr aus umgestürzten bäumen ist ein natürlicher schutz vor wildverbiss und wind für die jungen bäume und das verwitternde holz gibt dem boden nährstoffe zurück - anders als bei forstwirtschaftlicher nutzung, in der ja das holz aus dem wald herausgeholt wird.
spannend wäre es sicher, in ein paar jahren wieder in den harz zu kommen und zu sehen, wie sich der wald und die landschaft dann wieder verändert haben. wir haben ähnliches schon einmal erlebt: in den frühen neunziger jahren waren wir im riesengebirge durch weitgehend toten wald gewandert, damals noch vor allem die folge von saurem regen durch das verbrennen von braunkohle. dieser hatte sich etwa fünfzehn jahre später wieder komplett erholt - allerdings war ja auch die massive luftbelastung durch den industriellen niedergang im osten weggefallen.
all das heisst natürlich nicht, dass es keine klimakatastrophe gibt - es zeigt nur, dass die natur selbst in der lage ist, sich zu helfen, auszuweichen, ohne menschliche eingriffe sich zu erholen. sie verändert sich und passt sich an. vermutlich hat sie dabei deutlich weniger probleme - und zugleich den längeren schnauf - wie der mensch.
der veränderte wald, der hier ja einer wirtschaftlichen nutzung entzogen ist (ausser natürlich der touristischen) bietet mehr lebewesen schutz und einen lebensraum als der wald als holzanbaugebiet - insekten, vögel, amphibien kehren in den wald zurück weil durch die offen liegenden flächen die vegetation vielfältiger wird und das nahrungsangebot breiter. der luchs wurde erfolgreich wieder angesiedelt und von einem gefürchteten konkurrenten zum wappentier des nationalparktourismus.
auf dem hochmoor gibt es spannende pflanzen zu sehen.
zwischen dem erika gibt es ein paar moosbeeren.
und wir sehen einen sonnentau! so richtig in echt und ausserhalb eines botanischen gartens!
preisselbeeren gibt es auch.
nach dreieinhalb stunden spannender führung sind wir wieder am ausgangsort zurück und es gibt ein bisschen brockenblick.
da wollen wir auch noch hoch.
heute nicht. wir verzehren unsere mitgebrachten brote mit blick auf den höchsten berg des harz und überlegen dann, dass wir das schöne wetter noch ein bisschen nutzen wollen. vom bus lassen wir uns bis königskrug bringen, wiederstehen nach kurzem zögern einem königlichen riesenwindbeutel und laufen durch den wald nach braunlage zurück.
nicht ganz auf direktem weg, denn da lockt noch der silbersee.
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