Sonntag, 26. März 2023

woche 12 - frühlingsgarten, textilkunst, arbeit

 ich überlege, ob die einzelnen wocheneinträge eventuell interessante überschriften brauchen könnten, vielleicht fällt mir ja am ende des blogposts eine ein. 

im augenblick habe ich keinen rechten überblick über die woche, das wetter war angenehm warm zu wochenbeginn, irgendwann fing es an zu regnen und es wurde kühler. nächste woche soll es noch mal richtig kalt werden. ich habe das wetter zum fensterputzen genutzt. und mich dabei wie immer darüber geärgert, dass es ausgerechnet im wohnzimmer ein fenster gibt, das zwischen den isolergrläsern einen kratzer und reichlich staub hat. es ist jetzt also sauber, sieht aber immer noch dreckig aus und ich kann nichts dagegen machen. 

die angesäten pflanzen haben sich auch über die sonne gefreut (und ein bisschen auch über den platz auf der fensterbank über der heizung) und die tomaten haben schon alle gekeimt, dazu die kardinalswinden, die ich im letzten jahr geschenkt bekommen habe. sogar im gewächshaus, wo es ja viel kühler ist, zeigen schon einzelne samen ein bisschen gelbgrünes gewusel. 

wir haben einen wunderschönen frühlingsgarten - was mir erst aufgefallen ist, als das licht am donnerstag nicht mehr ganz so schön war, wie an den ersten tagen der woche. das erste sonnenlicht am morgen, das durch die noch unbelaubten sträucher und bäume auf die wiese mit den primeln fällt, habe ich dementsprechend nicht festgehalten. aber der fotoapparat ist ja auch da nicht der beste zeuge, würde eine aufnahme ja auch die von den schnecken begeistert verspeisten blüten der mini-narzissen zeigen (respektive nicht zeigen), während sie vor meinem inneren auge natürlich immer noch blühen, was sie tatsächlich nur sehr kurz getan haben. 

den frühling auf die terrasse geholt.

die veilchen kommen aus jeder ritze gewachsen.

im abendlicht leuchten blüten von glockenhasel und sternmagnolie um die wetter mit dem ersten grün an den sommerblühenden gehölzen.

die osterglocken stört es nicht, dass es noch nicht besonders aufgeräumt ist (und dass es noch zwei wochen bis ostern sind).


der fotostar ist und bleibt die sternmagnolie.

aber ich freue mich vielleicht viel mehr über die mahonien, die in diesem jahr zum ersten mal so richtig zum blühen kommen. ich empfinde die mahonie als "altmodische" zierpflanze, sie scheint mir sehr gut zum haus aus den fünfziger jahren zu passen, wir haben die pflanze beim entfernen des riesigen kirschlorbeers gefunden und einfach mal gewartet, was mit ihr passiert, wenn sie wieder mehr luft und helligkeit bekommt. 

ins ewige einerlei zwischen haus, garten und werkstatt habe ich diese woche eine grössere einkaufsrunde ins nachbarstädtchen und eine fahrt zur eröffnung der textilkunstausstellung teximus eingestreut. in zug war es schön, verschiedene vereinsmitglieder zu treffen und auch ein bisschen miteinander zu reden, von den kunstwerken sind mir nicht wirklich viele im kopf geblieben. es war aber auch sehr voll in der räumlich recht engen altstadthalle, die ich ohnehin grösser in erinnerung hatte. 

mit mustersammlungen in schachteln kriegt man mich immer. (yuki kawahara)

und hier beeindruckten mich die schatten, die das kunstwerk gleich drei mal so gross wirken lassen. (ich hatte das schild fotografiert, allerdings so unscharf, dass ich den namen der künstlerin nicht mehr lesen kann.) 

zum wochenende hin viel zeit in der werkstatt verbracht, zuerst mit der offenen werkstatt und dann mit einem finkenfilzkurs am samstag. 

gerne hätte ich mehr musse gehabt zum experimentieren mit naturmaterialien. das zu rezensierende buch beeindruckt mich sehr und ich muss die lektüre immer wieder unterbrechen um zwischendurch dinge auszuprobieren. 

 


 



Montag, 20. März 2023

woche 11 - finken, stress, seidelbast

 

 heute ein bisschen unzusammenhängend als liste:

- weil es in der werkstatt sonst nicht viel zu tun gibt, habe ich tatsächlich damit begonnen, einen kurs auszuarbeiten, der vielleicht irgend wann einmal stattfinden wird: das aufbaumodul finken/filzhausschuhe für die filzszene.  

- einen abend verbrachten kai und ich bei einer lesung im kulturlokal royal und hörten dem rapper stress und seinem biografen daniel ryser zu. eine bedrückende und beeindruckende schilderung eines lebens das in estland noch zur zeit der sowjetunion begann und auch in einem beeindruckenden haus am zolliker berg nicht nur ein zuckerschlecken ist.

- das wetter gab in dieser woche noch mal alles: von sturm und gewitter bis zu schon mehr als frühlingshafter wärme war vieles dabei. meine gartenpläne durchkreuzte eher eine aufziehende erkältung, die mich ab donnerstag plagte. 

- am samstag wars dann aber so weit: das wetter passte und kai und ich räumten den platz ums gewächshaus und das häuschen selbst auf. ich siebte einen sack anzuchterde aus den alten töpfen, kai fegte laub und äste zusammen und befreite die fläche von fugenunkraut. später füllte ich töpfchen und töpfe mit der erde und säte alles an, was mir unter die hände gelangte. ein teil des saatguts hat längst alle haltbarkeitsdaten überschritten und ich bin nun gespannt, was da noch keimt und was nicht. 

- ganz anders natürlich mit den tomaten: acht sorten wählte ich sorgfältig aus den letztjährigen selbst gewonnen samen aus, dazu eine neu dazu gekaufte sorte. von jeder fünf samen in ein töpfchen, das ist über jahre bewährte praxis, und am ende habe ich sicher immer noch genügend pflanzen zum verschenken.

- zum ersten mal bin ich von einem zusammenbruch im finanzsektor direkt betroffen: allerdings sollte die einlagensicherung meine drei monatsmieten im mietzinsdepot der werkstatt schon ausreichend abdecken. die wechseln jetzt halt von der cs zur ubs, wie sie vor ein paar jahren schon von der nab zur cs gewechselt sind. ansonsten mute ich mir kein urteil zu, ausser kopfschütteln.

- am sonntag sollte es eigentlich regnen. tat es aber nicht. gut haben wir nicht auf den wetterbericht gehört und sind trotzdem losgezogen um eine unserer frühlingsrunden zu gehen. unterwegs fanden wir neben vielen veilchen und schlüsselblumen auch den blühenden seidelbast.


- ein buch abgebrochen und dafür eine zusätzliche rubrik bei goodreads eingerichtet. dafür habe ich nun kim stanley robinsons ministerium für die zukunft begonnen, nachdem es zum wiederholten mal in einem schlauen artikel zum umgang mit der klimakatastrophe erwähnt wurde. diesmal in diesem, bei geschichte der gegenwart: lob des verbots von christoph keller. ohne verbote werden wir die klimakatastrophe nicht in den griff bekommen, so die these. das funkioniert da, wo es für verbote gute, bezahlbare und auch verfügbare alternativen gibt. es gibt da aber noch eine ganz grosse lücke: 

Allerdings wird das Klima nicht zu retten sein, ohne dass sich die Menschen in den reichen Gesellschaften Praktiken und Errungenschaften der letzten Jahrzehnte „verbieten“, sprich: darauf verzichten.

Dazu gehören nicht nur bereits alltäglich gewordene Praktiken wie Kurzstreckenflüge, Kreuzfahrten, das Herumfahren mit Offroadern, das Belegen überdimensionierten Wohnraums, sondern auch der Konsum und der Verbrauch unzähliger, nicht lebensnotwendiger Produkte; unser Kleiderkonsum, unser Fleischkonsum, unser Medienkonsum sind klimarelevant, ebenso wie die Spekulationsgewinne von Nationalbanken, Pensionskassen und Großbanken mit fossilen Energien. Für dieses allgemeine „Zuviel“ gibt es keine Alternativen, weil die „Planetary Boundaries“ nun mal feststehen und es unter dem Aspekt der Klimagerechtigkeit nicht länger vertretbar ist, dass die Lebensführung der Menschen in westlichen Gesellschaften weiterhin auf Kosten der Menschen im Globalen Süden geht. Der „System Change“, den die Klimabewegung einfordert, beinhaltet im Kern die Aufgabe eines auf Gewinn- und Genussmaximierung ausgerichteten Lebens, hin zu einer Haltung, in der globale Verantwortung im Vordergrund steht.

 

 


Sonntag, 12. März 2023

12 von 12 im märz 2023

zum frühstück hatten wir besuch und zum fotografieren bin ich nicht gekommen. aber zu mittag hat es mal aufgehört zu regnen und da bin ich im garten nach dem frühling schauen gegangen. veilchen und feuerwanzen sind schon da. 
 

die magnolie blüht noch nicht wirklich. vielleicht ist das auch besser so, soll es doch diese woche noch mal frost geben.


die glockenhasel ist auch schon am start.

und die lupine hat sich endgültig entschieden zu bleiben. bloss fing es auch gleich wieder zu regnen an und ich verzog mich an den schreibtisch.

um ein kniffeliges strickproblem zu lösen. hat geklappt.

die nächste regenpause nutzte ich, um einige brombeerranken zu ernten.

ich darf nämlich wieder mal ein buch rezensieren - und möchte zumindest ein paar der angesprochenen versuche zur fasergewinnung ausprobiert haben. allerdings ist jetzt nicht die ideale zeit zur brombeerrankengewinnung. ich werde es trotzdem versuchen, es sieht allerdings nach viel arbeit aus, nach sehr viel arbeit.

schon schneller geht ein anderer versuch mit den überresten der gladiolen vom letzten jahr - oder vielmehr mit dem, was ich davon auf dem weg zum kompost verloren habe.

die erwiesen sich nämlich als gerade genug angerottet und durch den regen der letzten tag eingeweicht...

... dass ich daraus eine schnur drehen konnte.

flott musste ich mich danach an die zubereitung des abendessens machen, denn auch dazu hatten wir besuch.

auf dem teller: ofengemüse aus kartoffeln, pastinaken, gelben und orangen rüebli und sellerie, dazu salat und ein dip aus diversen restlichen milchprodukten mit schnittlauch. 

nur mit müh und not (aber ganz ohne schummeln) habe ich heute 12 bilder zusammenbekommen - trotzdem schicke ich sie gerne zu caro, die auch heute wieder viele 12er sammelt!
 

und so sah es in den letzten jahren im märz hier so aus: 

12von12 im märz 2022

12von12 im märz 2021

12von12 im märz 2020

12von12 im märz 2018 

12von12 im märz 2017 

12von12 im märz 2016 

12von12 im märz 2015 

12von12 im märz 2013 

12von12 im märz 2012 

12von12 im märz 2009

samstag statt woche 10.

 langweilige woche, die gegen ende noch fahrt aufgenommen hat, weil ich mich 1. doch daran erinnert habe, dass es ein paar dinge zu erledigen gibt (elektronikschrott wegbringen, staubsauger reklamieren) und wir 2. am samstag wegen ausstellung, stadtspaziergang und muschelessen nach zürich gefahren sind. 

deshalb keine woche, sondern eine samstagszusammenfassung. 

das wetter war eklig angesagt und nach der zweiten stürmischen nacht (die tote nachbarstanne steht immer noch) schneite es am samstagmorgen auch noch. im grunde war uns das aber egal, weil wir ja schon zum muschelessen reserviert und ausserdem den plan hatten, in der stadt im notfall von zufussgehen auf tram- oder busfahren ausweichen zu können. es kam dann ein bisschen anders, aber immerhin hatte jeglicher niederschlag auch gerade mal aufgehört, als wir um die mittagszeit aufbrachen. 

aus gründen nehmen wir gemeinsam immer einen zug, der nicht direkt zum hb zürich durchfährt und nutzten die gelegenheit, in altstetten auf ein tram umzusteigen. ich hatte mich ein bisschen verwirren lassen und angenommen, das tram würde uns direkt in die nähe des haus konstruktiv bringen, was aber nicht der fall war (eigentlich eine der wenige tramlinien, von denen ich zumindest ungefähr weiss, wo sie durchfährt) und was dann aber andererseits ganz vorzüglich passte. wir gingen also erst mal bummeln und dann schauen, dazu liessen wir ins niederdorf fahren, das samstäglich gut mit touristen gefüllt war - unklar ist, ob wir auch welche sind, da wir ja auch nicht gerade stadtzürcher sind. ohne wirkliche pläne (be)suchten wir ein paar lieblingsläden, unter anderem füllten wir die pfeffer- und kaffeevorräte im kolonialwarenladen auf. dann querten wir limmat und stadt und gelangten einigermassen punktgenau zur sihl und zum haus konstruktiv. unser ziel war die erste einzelausstellung einer künstlerin, von der mir kai zu weihnachten einen druck geschenkt hat und der nun, nachdem wir ihn rahmen haben lassen, seit ein paar wochen im esszimmer hängt. 

leider spiegelt sich das draussen auch bei schlechten wetterverhältnisse im glas. anstelle eines fotos erkläre ich ihnen, was sie nicht sehen: die gesamte fläche des bildes ist mit einem millimeterraster bedeckt, so wie man es vom millimeterpapier kennt. einzelne von oben nach unten verlaufende linien sind aus dem raster herausgelöst, entweder fehlen sie ganz, oder sie ringeln sich wie fäden, die aus einem gewebe gezogen wurden. ich mag gerne diesen überraschungseffekt, diese changieren zwischen raster und textil, der auch ein bisschen witzig-humorvoll ist. 

athene galiciades, die künstlerin, von der das bild stammt, hat nun im haus konstruktiv einen grossen ausstellungsraum mit zwei zusätzlichen kammern bekommen. darin überwiegend grossformatige zweidimensionale arbeiten, bemalte skulpturen und insgesamt vier grosse als halbzelte gespannte grüne blachen. einen schönen überblick bietet die einführung von der kuratorin, die man auf der seite des musems anschauen kann. 

ich zeige ihnen hier mal, was mir besonders aufgefallen ist. dazu gehört, dass ich diese bild nicht anschauen konnte, ohne direkt ein flächiges und davor vier dreidimensionale webmuster zu sehen.

das übrigens auch nicht. hier wäre dann übrigens dreirichtungs- oder triaxiales weben drin. als durchbrechung der strengen muster tauchen bei frau galiciades immer wieder schlangen und andere tiere auf.

die schlangen gibt es auch in abstrakt. und wieder ein körper, der aus der fläche herauszutreten scheint. und das ganze dann wieder ineinander "verflochten".


die fehler in der shelter-plane waren wohl eher zufall, aber erinnerten mich schon sehr ans "fehlerhafte" millimeterpapier. 

eine grosse ausstellung war das nicht, trotzdem gewannen wir einen eindruck vom arbeiten von frau galiciades - auch durch das künstlergespräch der kuratorin mit der künstlerin. und glücklicherweise war sie mir sympathisch - ich hatte mir im vorhinein schon überlegt, wie das wohl wäre, wenn ich das bild einer unsympathischen person im esszimmer hängen haben müsste, einfach weil mir das bild gefällt, ich aber immer wieder an das unsympathische erinnert werden würde. 

am museum diskutierten wir über den weiteren stadtspaziergang und einigten uns auf eine hybride vorgehensweise, indem wir grob der tramlinie folgen wollten, die uns auch an unser nächsten ziel hätte bringen können. nach ein paar schritten stiessen wir dann auf wasserwerfer und kantonspolizei in vollmontur, anlass nicht etwa fussball, wie wir beim vorbeifahren am bahnhof zuerst vermutet hatten, sondern eine nicht genehmigte demo der organisierten autonomen zum frauentag. (falls sie sich für die forderungen interessieren und wissen wollen, warum es sich eine nicht genehmigte demonstration sein muss, lesen sie beim link unter dem 8.3.2023 nach.) das fanden wir aber erst auf höhe des helvetiaplatzes heraus, wo dann schon eine seltsam gedämpfte stimmung herrschte, quasi ohne autoverkehr, aber auch ohne jegliche bus und tramverbindungen, dafür viele zu fuss gehende in allen richtungen. sie ahnen schon, was kommt: dem demonstrationszug ausweichend gingen wir weiter zu fuss in richtung hardbrücke, ab und zu kam zwar ein tram oder ein bus, aber halt weniger nach fahrplan und fast ausschliesslich stadteinwärts. wir besuchten ein möbellager, sahen uns vor dem justizgebäude die ausrüstung der polizisten noch mal genauer an und trafen schliesslich mit müden beinen in der zentralwäscherei ein, deren café ich gerne mal ausprobieren wollte. wir ruhten uns ein bisschen aus, dann gings weiter über das viadukt zuerst zu einem urbanen pflanzenladen (vulgo gärtnerei) und dann zum muschelessen. die nächsten muscheln essen wir dann, wenn sie sich über den sommer wieder ein bisschen fleisch auf die fehlenden rippen gegessen haben, aber schon das sitzen im café des amis tat gut - mal ganz abgesehen vom alkoholfreien aperitiv.

ich hab ihnen von unterwegs noch ein paar aufkleber mitgebracht, die ich ganz lustig fand: 

ich mag es wenn botschaft und bildsprache ein bisschen reibung im gehirn verursachen - ausserdem: die urheberschaft!

funktioniert nur, wenn man die dazugehörige wurstmarke kennt, botschaft fragwürdig?

das hätte das känguruh gesagt, wenn es schweizerdeutsch könnte.

Montag, 6. März 2023

5. märz 2023 #wmdedgt

 #wmdedgt steht für "was machst du eigentlich den ganzen tag?" und wird regelmässig von frau brüllen am 5. des monats ins bloggende internet* hineingefragt. ich antworte für den gestrigen tag gerne und habe zusätzlich zum text sogar ein paar bilder vom sonntag. 

zunächst einmal haben wir ausgeschlafen - wobei zum sonntagsprogramm auch die acht-uhr-sendung auf byte fm gehört, heute mal wieder urban landmusik mit  kurt benzner. das ende der sendung läutet dann das aufstehen ein, was je nach qualität der ausgewählten musiktitel früher oder später so um die neun uhr sein kann. am sonntag macht kai das frühstück und ich war heute zu faul, um aufzustehen, damit ich noch vor dem frühstück hätte sporteln können. 

wir beratschlagten bei kaffee und aufgebackenen gipfeli und brötchen über das weitere tagesprogramm, wobei schon gesetzt war, dass es nichts aufwändiges und anstrengendes werden sollte, aus verschiedenen gründen. wir entschieden uns für eine wirklich gemütliche runde um das wasserschloss, wo limmat und aare zusammenfliessen. hier sahen wir neben schneeglöckchen bestürzend tiefe wasserstände, so wenig wasser war hier noch nie.




die biberspuren sind lange schon keine sensation mehr, eher schon ein bisschen nostalgie. hier haben wir zum ersten mal davon erfahren, dass der biber ins aargau zurückkehrt, anlässlich einer führung des naturama aarau. ich befürchte, diese abendwanderung mit den kindern (die jüngste noch ziemlich sicher in der rückentrage) fand höchstwahrscheinlich noch vor dem start des blogs statt. den vortragenden lernten wir später besser kennen, als vater eines mitschülers der tochter, die welt ist halt klein. 

wir brachten uns weissdornzweige mit, abgezweigt von grossen, bereits abgeschnittenen reissighäufen. 

über das areal der ehemaligen lampenfabrik bag kehrten wir zum auto zurück - das sunntigskafe war heute nicht geöffnet, was aber auch nicht weiter schlimm war. 

denn zuhause war die tochter mit einer freundin damit beschäftigt, zimtschnecken zu backen. wir mussten noch ein bisschen drauf warten, so konnte ich noch wäsche ab- und aufhängen, ein wenig lesen, den schreibtisch aufräumen und herumtrödeln. 

nach den zimtschnecken schaffte ich noch den wochenrückblick und sonst nicht mehr viel. für die dokumente zur gv und die einladung der neuen vorstandsmitglieder zur nächsten sitzung ist noch genügend zeit in der kommenden woche. 

vor dem abendessen spülte ich eine runde ab, dann gab es einfachraclette mit restlichen kartoffeln und dem, was halt gerade so im kühlschrank vorhanden war. ich mag sowieso am liebsten nur kartoffeln mit geschmolzenem käse. die kochdienste für die kommende woche verteilten wir nebenbei, viel flexibilität ist dabei eh nicht, die tochter arbeitet schon wieder an allen tagen, an denen sie keinen sport abends hat, in der spätschicht, fällt also fürs abendessen, unsere hauptmahlzeit, komplett aus. 

den abend beschlossen wir mit dem tatort, der nicht einmal so schlecht war. warum immer alles (diesmal speziell: gendern/missgendern, internet/influencing) so dick aufgetragen werden muss, wissen die fernsehgötter.


*das bloggende internet: vielleicht erlebt es ja noch mal einen aufschwung. dieses schöne plädoyer fürs bloggen möchte ich ihnen nicht vorenthalten (falls sie es nicht schon ohnehin gelesen haben, ich las davon bei herrn buddenbohm)

Sonntag, 5. März 2023

wochenrückblick woche 9

eine woche ohne grosse pläne aber mit vielen listen, um ja niemanden und nichts zu vergessen bei der generalversammlung der filzszene. dazu startete die woche ohne kai, der auf einem kongress in hamburg war und die tochter hatte mit ausnahme der berufsschule am montag jeden tag spätdienst. 

am mittwochabend war ich mit kai an einem konzert/einer musikalisch-szenischen inszenierung des freischütz-themas, inspiriert von carl-maria von weber ebenso wie von black rider - selber stoff, andere musik - von robert wilson, tom waits und william s. burroughs. die veranstaltung haben wir uns im rahmen unseres theater-wahlabonnements im kurtheater ausgesucht und zum ersten mal sassen wir nicht im grossen theatersaal, sondern im neuen foyer. zuerst fand ich die offensichtliche anwesenheit der bühnentechnik ein bisschen störend, aber die witzige inszenierung mit szenischer lesung, den musikern und den beiden hauptprotagonisten auf der bühne, die ihren part wesentlich singend absolvierten bestach durch präsenz und tolle stimmen (evelinn trouble und gisbert zu knyphausen). und als in der alles entscheidenden szene, in der die kugel gegossen wird, sich die vorhänge an zwei seiten des foyers öffneten und den blick auf die rot angestrahlten bäume im kurpark freigaben, rundete sich das alles noch einmal mehr. schöner abend, tolle premiere, ich kann dem stück nur wünschen, dass es noch viele bühnen finden wird. 

samstag dann der grosse tag: reibungslose reise nach chur, ab zürich mit den zwei scheidenden vorstandskolleginnen und erstaunlich wenig skifahrer*innen, aufbau in dem für die vielen angemeldeten teilnehmerinnen etwas knapp dimensionierten raum (letztes jahr waren wir weniger und hatten mehr platz, aber da war ja auch noch corona), dann generalversammlung mit tatsächlich gut einem drittel anwesenden vereinsmitgliedern. die nachfolgen für die kommenden zwei jahre sind geregelt und alle anwesenden waren wohl doch ziemlich zufrieden. ein leckeres mittagessen gab es noch und eine altstadtführung durch chur, die mir zwar ein paar neue einblicke in die stadt gab, aber mich nicht so richtig mitzureissen vermochte.


in den bergen hat es wenig, sehr wenig schnee, woher im sommer das wasser für die flüsse kommen soll, weiss ich auch nicht. mit solchen gedanken ging es dann zusammen mit vier vereinsmitgliedern auf die rückreise - ich schätze die gespräche, die sich auf den reisen und um die anlässe herum ergeben, immer sehr. 

zuhause war ich nicht einmal so sehr schlagkaputt und konnte mit kai noch einen spannenden film anschauen: triangle of sadness, einen schwedischen spielfilm, in dessen mittelpunkt ein influencerpaar auf einer luxuskreuzfahrt steht, die sich zum horrortrip entwickelt. ich habe kai zu weihnachten ein abonnement der schweizer streamingplattform filmingo geschenkt und was wir hier in den letzten beiden monaten gesehen haben, hat uns alles überzeugt. in diesem monat war das noch everything everywhere all at once, in dem es um die chinesische besitzerin eines waschsalons geht, die unversehens in die weiten eines multiversums gerät, wo verschiedene existenzen gleichzeitig stattfinden.

Donnerstag, 2. März 2023

aktuell im kunsthaus in aarau: augustin rebetez vitamin

schon am vergangenen samstag waren wir auf vorschlag von kai in einer ausstellung im kunsthaus in aarau. ich hatte zuerst nicht so richtig lust auf ausstellung, aber schon der eingang zum kunsthaus änderte meine laune. 

augustin rebetez ist 1986 im jura geboren und lebt und arbeitet heute noch/wieder dort - häufig auch mit anderen kunst- und kreativschaffenden zusammen. die einzelausstellung, die das gesamte erdgeschoss des kunsthaus einnimmt, ist mit dem begriff "ausstellung" nur sehr unzutreffend beschrieben, eher kam es mir so vor, als wolle uns der künstler mit filmen, videoarbeiten, bewegten maschinen, fotos, installationen, skulpturen, bildern und klängen in sein ganz eigenes universum entführen. darin wechseln sich grelles, lautes, provokatives mit seltsam poetischen fantasiewesen, spielerischen und nicht selten auch besinnlichen installationen und beinahe schon dekorativem dramaturgisch gekonnt ab.

durch diese türe betritt man das immersive spektakel - das universum - die andere welt (suchen sie sichs aus.)

eine videoarbeit bettelt um die aufmerksamkeit der betrachtenden - und entpuppt sich als zehnminütiger videoclip/popsong ohne musik und mit viel gesprochenem und animiertem text - eine gute gelegenheit sich darin zu üben, sich einfach überfluten zu lassen, von dem was da so ist. 

der zweite raum ist angefüllt mit sinnfreien maschinen aus altem kruscht - die ganze installation trägt den titel studio mistake. und wir waren so überwältigt, dass wir schauten und staunten, aber keine fotos machten. 

durch einen raum mit verfremdeten fotos - verzerrte katzenbilder und seltsam durch photoshop veränderte despoten (wer war noch mal der diktator mit der leopardenfellmütze?) gelangten wir in eine kleines kino, das cinema panico. hier laufen verschiedene kurzfilme - ich mochte am meisten den, in dem junge menschen an einem grauen wintertag mit flüssigkeiten und behältern in einer (hoffentlich verlassenen) liegenschaft ein kreatives chaos anrichten. da hätte ich auch gerne mitgemacht. passte so gerade zu meiner stimmung.

im foto ein bild aus einem film, dessen einziger text aus f... besteht. grell, subversiv, aber keinesfalls dumm oder plump.

und dann standen wir plötzlich im anderen raum vor dieser installation. ein kapelle? darum herum ein kirchhof mit gräbern?

jedenfalls konnte man hineingehen. drinnen eine sehr anrührende stimmung, liebevoll detailliert ausgestaltet, fast möchte man sagen: dekoriert. 

was es noch gab in diesem raum: teppiche, von marokkanischen frauenkollektiven hergestellt. den orange eingefärbten ausblick auf den innenhof des museums mit vogelfiguren aus bronze, gegossen in der nahe gelegenen glockengiesserei, hergebracht auf einem hölzernen wagen, der auch hier ausgestellt/stehengeblieben ist. die ausstellung lebt. man ist ganz drin. es ist wunderschön, dort zu sein.

und dann noch an der wand ein brett mit diesen figuren.

im nächsten raum das gegenprogramm. von der schwarzen decke bis zum boden mit an exkremtente erinnernden skulpturen an allen wänden grossformatige plakate in schwarz-weiss mit aufforderungen, botschaften. sind sie politisch gemeint? oder einfach eine karikatur von ratgeberliteratur für ein gutes leben und inspirational quotes?

vielleicht auch einfach banaler nonsense? (die plakate sind rund 200 vergrösserte kohlezeichnungen aus rebetez´ neuestem künstlerbuch "the good life")

eine raum weiter sind wir ein bisschen ratlos: es tauchen die nun schon bekannten figuren und formen wieder auf, allerdings in weichen erdtönen und pastelligen abtönungen, mit perfekt geglätteten aussenlinien. gehobenes möbelhaus?

und wieder gegenprogramm: ein raum, über und über, buchstäblich auf allen flächen, mit rebetez´ fotos in allen möglichen formaten beklebt, sich gegenseitig überlagernd wie auf einem computerbildschirm, leitet über zu einer weiteren videoinstallation: auf drei leinwänden laufen teils parallel, teils einzeln albtraumhafte stopmotionfilme - auch diese eine zusammenarbeit eines grösseren künstlerkollektivs, intensiv und perfekt in schnitt und ton sind sie nicht nur wegen der bilder, sondern auch wegen der überflutung mit handlung, lichteffekten und ton eine grenzerfahrung für die wahrnehmung. (auch weil man unmöglich alle leinwände gleichzeitig im blick behalten kann.)

die drei anschliessenden kabinetträume sind kleinteiligen und filigranen gegenständen, teilweise zu kollektione zusammengefügt, gewidmet.

schachteln, wunderkammern, sammlungen. ich liebe es.


 und ich erkannte die monotypietechnik aus der adventspost 2020 wieder: glasplattendruck. (ohne die spiegelverkehrte eins oben im bild wäre ich vielleicht nicht drauf gekommen.) 

es folgten noch ein ganz zauberhafter raum mit filigranen mobiles - spätestens jetzt hätte ich am liebsten alles, alles gesehene auch gerne selbst mal ausprobiert. 

letzter raum dann noch mal dunkel - abwechselnd leuchteten lampen mit dem nun schon vertrauten figurenprogramm des künstlers auf. puuh. und boah. schön wars. und anstrengend. aber: gerne wieder. und dringende empfehlung. auf dem ersten bild sehen sie, wie lange die ausstellung noch läuft. es lohnt sich!