beim aufräumen und saubermachen der werkstatt nach dem vorweihnachtstrubel kehre ich einfach mal das jahr zusammen.
ein bisschen hat es mich ja vor einem jahr hineinkatapultiert in die eigene werkstatt - eine immer schwieriger werdende situation für die tageweise anmietung von kursräumen im quartierzentrum und die aussicht auf eine relativ kurzfristige zusage für den filzlehrgang liessen wenig spielraum für andere ideen. dazu noch ein passender raum, der zwar finanziell an meiner schmerzgrenze kratzte, aber so gut geeignet war, wie ich es mir nur wünschen konnte, dazu in geh- oder velodistanz von zuhause im hippen industrieareal mit entwicklungsmöglichkeit.
aber inzwischen ist ein jahr vergangen und damit zeit, bilanz zu ziehen:
in der werkstatt kann ich jetzt einerseits kurse veranstalten wann und wie lange ich will, andererseits ganz für mich dinge ausprobieren und liegen lassen.
die kurse sind, wie auch schon zuvor an den verschiedenen orten, immer eine bereicherung - das so zu sehen, bestätigt mich darin, mich eher dem unterrichten als dem produzieren zu widmen.
für mich habe ich unter anderem habe neue herausforderungen in einem onlinefilzkurs zu spannenden oberflächenstrukturen gefunden. insgesamt würde ich sagen, habe ich das filzen wieder mit mehr ernst und elan betrieben.
finanziell ist die werkstatt kein desaster geworden, ich konnte alle kosten decken, der betriebswirtschaftler findet das in ordnung. für mich passt das auch, auch wenn ein bisschen mehr überschuss als lohn für meine arbeit schön gewesen wäre.
besonders viel spass gemacht hat mir das einrichten der werkstatt. ich bin immer noch am tüfteln, wie man den zugegeben nicht gerade üppigen platz besser ausnutzen kann.
abgesehen davon, dass ich mehr kurstermine für kleinere gruppen ausschreiben kann (und muss), habe ich begonnen eine offene werkstatt anzubieten, einmal pro woche einen nachmittag lang kann man einfach kommen und mit oder ohne anleitung filzen. am anfang wurde das nicht so gut angenommen und ich war manches mal froh, wenn überhaupt jemand kam und mit mir eine tasse tee getrunken hat. mittlerweile hat sich dieses angebot aber herumgesprochen, auch wenn es noch mehr werden dürfte. und es gibt auch kaffee.
geblieben sind die kinderfilzkurse in der primarschule, dafür ist die werkstatt nicht so gut geeignet, da zu weit weg von den tagestrukturen und eigentlich ausserhalb des ort gelegen. und so schön der fluss vor der werkstatttüre ist, hier möchte ich den sack flöhe (acht kinder an filznachmittagen) nicht hüten müssen.
zu den meist beglückenden begegnungen in den kursen sind zusätzlich noch die menschen gekommen, die rund um mich herum arbeiten. ich finde nach wie vor, dass es wenig kontakt untereinander im areal gibt, mag es aber einfach, wenn ich beim kommen und gehen oder einfach über den tag ein paar menschen hallo sagen darf. manchmal, in eher seltenen fällen, ergibt sich sogar ein gespräch.
mühsam ist nach wie vor die antwort auf die frage, wie man mich in meiner werkstatt findet. es gibt zwar jetzt briefkästen, einen offiziellen plan und verschiedene offizielle schilder, ich habe zusätzlich auch noch für beschilderung gesorgt und eine skizze auf meiner internetseite - aber die labyrinthische anlage des über fast ein jahrhundert gewachsenen industriegebäudes ist nicht ganz ohne. verloren gegangen ist aber noch niemand wirklich.
die werkstatt, so schön sie für mich ist, ist aber auch ein zeitfresser. ich bin viel weniger zuhause, muss mich besser organisieren um den haushaltskram zu erledigen. oder es kostet mich unendlich viel zeit und nerven den kram zu delegieren.
der sport, vor allem das schwimmen ist auf der strecke geblieben. momentan fehlt mir weniger die zeit als die musse, zwei stunden mit hinweg und rückweg und schwimmen zu verbringen. dafür müsste ich einen festen termin finden. dafür gehe ich viel mehr zu fuss oder fahre mit dem rad, mindestens die wege in die werkstatt, manchmal aber auch gerne umwege über baden.
das fazit:
es war ein gutes jahr und ich bin froh, die entscheidung für eine eigene werkstatt getroffen zu haben! aber ich fühle mich nach einem jahr auch eigentlich erst so richtig angekommen in der werkstatt und der ganzen neuen situation. es braucht für einige wichtige dinge zeit: für den aufbau eines kundenstamms und eine gewissen regelmässigkeit in den kursen, aber auch für die umorganisation des familienlebens, für die gelassenheit, auch einmal etwas nicht zu tun, weil anderes wichtiger ist.
wie soll es in 2019 weitergehen? manches steht fest, so zum beispiel die kurstermine bis zum schuljahresende im juni, mit einigen anmeldungen schon, aber auch noch mit freien plätzen. leider findet in 2019 kein filzlehrgang der filzszene statt. einerseits fällt dabei ein grosser batzen sicherer einkünfte weg - andererseits habe ich so auch den kopf frei für neues. dem neuen kursprogramm aufmerksamkeit schenken, neue ideen in kurse giessen - das wird mich in den nächsten monaten beschäftigen. und kontinuierlich an eigenen projekten arbeiten, vorderhand zunächst einmal den beitrag oder die beiträge für mitgliederausstellung der filzszene schweiz. sorgfältiger die gelegenheiten aussuchen, an denen ich mich und mein angebot präsentiere, das habe ich mir fest vorgenommen.
und nach dem enthusiasmus des anfangs auch mal ein wenig abstand von der werkstatt zu bekommen, das auch.
ich freue mich auf das zweite werkstattjahr.
hier nochmal das ganze jahr - mit schnee, sonne, nebel, pelletsheizung und dunkel vor dem fenster und den verschiedensten projekten auf dem tisch.
abschied vom werkstattblick, im nächsten jahr gibt es was neues.
und schaut doch unbedingt bei eva vorbei, dort versammeln sich nicht nur die 12tel-blicke, sondern sie weiss auch den zauber der serie durch ein jahr so schön zu beschreiben:
Ein wunderbarer Blick auf dein Jahr. Die Werkstatt hat, so finde ich, Charme und wenn auch der Weg wohl nicht der direkteste ist, in so einem Industriegelände, so hat es dann eben wieder diese Individualität, die gerade für Kurse wie deine, dann .. naja das kleine bißchen Extra haben. Ich mag sowas.
AntwortenLöschenIch wünsche dir ein gutes zweites Jahr!
LG
Susanne
Das Zammräumen am Schluss... bildlich mit feiner Klinge umgesetzt, es herrlich war es dir dabei über die Shculter zu sehen und zuzuhören. Prosit!
AntwortenLöschenEin ganz anderer Blick, aber sehr interessant.
AntwortenLöschenGut gefällt mir, wie man von innen sehen kann, wie sich die Landschaft draußen verändert.
Viele Grüße,
Angelika