momentan habe ich ein problem mit meiner grundsätzlichen motivation zu bloggen. einerseits weiss ich sehr wohl, dass ich gerne jeden tag schreibe und dass es um so einfacher ist, regelmässig zu schreiben, je eher ich es auch tue. andererseits macht sich immer wieder im kopf dieses "wen interessiert`s?" breit. beschreibe ich langatmig meinen alltag, verschrecke ich vielleicht die letzten, die sich hier auf dem blog nach filz umgeschaut haben, wer auf der suche nach alltag ist, will vielleicht nicht unbedingt die detaillierte schilderung eines filzworkshops lesen...
dabei bin ich einfach ein gemischtwarenladen und wie zu nahezu jedem leben gehört auch zu meinem ... einfach vieles.
also, wohlan:
donnerstag schneite es den ganzen vormittag, so dass ich mit dem bus zum einkaufen gefahren bin, weil immer noch ein wenig erschlagen vom langen, langen filztag. unterwegs im öffentlichen verkehrsmittel ergab sich netterweise ein gespräch über die kinder und ganz allgemein das erwachsenwerden derselbigen.
am nachmittag war ich mal wieder in der offenen werkstatt ganz allein, was sich aber auch so schlecht wieder nicht traf, da ich beim aufräumen anfang der woche ein paar massnahmen beschlossen hatte, die es mir erlauben werden, entwürfe auch mal aufzuhängen, aber auch fotos von bisher entstandenem zu präsentieren. ausserdem hat eine hakenleiste für schürzen endlich mal einen platz gefunden. also habe ich gebohrt und geschraubt, gehämmert und gehängt.
später dann auch noch gefilzt, aber nur ein wenig zur vorbereitung eines grösseren stücks.
zum abendessen gab es pellkartoffeln mit quark und käse. ich mag ja sehr den schweizerdeutschen begriff dafür: gschwellti. pellkartoffeln hört sich für mich schon immer irgendwie norddeutsch an, ich weiss eigentlich garnicht, wie wir zuhause früher dazu gesagt haben. vielleicht gab es das auch nicht so oft, eher gab es salzkartoffeln, die ich so wenig mochte, dass ich sie quasi noch nie selbst gekocht habe.
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freitag war ich vormittags in der werkstatt um weiter an einem sitzfilz zu arbeiten. er ist für einen dreieckigen hocker bestimmt, den ich irgendwo gebraucht gekauft habe. der neulich in der werkstatt enstandene sitzfilz mit der verflochtenen oberfläche hat mich daran erinnert, dass ich die flechtung aus drei richtungen, jeweils um 60 grad verdreht, endlich mal ausprobieren wollte, was gut zur dreieckigen form passt.
noch hat der filz nicht ganz die richtige grösse, es gibt also noch etwas zu tun.
dazu hörte ich die moskauer tagebücher von christa wolf. ja, ich bin immer noch nicht durch mit der "wolf", für mich ist die beschäftigung mit ihr auch immer eine reise in eine ganz andere zeit.
am abend war ich schon sehr, sehr lange mit kai zu einem konzert verabredet, ein anlass, der mir je länger, desto mehr unwohlsein bereitete. "a bowie celebration" gastierte im volkshaus in zürich und ich hatte vor gefühlt einem halben jahr zugesagt, ihn dorthin zu begleiten. kai ist grosser bowie-fan, was mich an konzerte mit ihm (bowie und auch kai natürlich) in köln, frankfurt und prag geführt hat. was ich mir eher nicht vorstellen konnte, war die idee, ehemalige musiker von bowie seine songs aufführen zu sehen und zu hören, mit erklärbar epigonaler attitüde.
beim eintreffen im volkshaus war die erste überraschung, dass die verkauften stehplätze in sitzplätze in den reihen 1- 6 mit freier platzwahl umgewandelt worden waren. vermutlich waren einfach nicht genug karten verkauft worden, es blieben auch bis zum beginn der show viele plätze, vor allem auf den emporen, frei. mein rücken freute sich jedenfalls über diese entscheidung. das publikum war eher älter, wir fielen nicht gross auf. und weil wir schon mehr als eine halbe stunde vor beginn da waren, sassen wir in der zweiten reihe.
während er ersten songs wurde mir wieder einmal klar, warum ich lieber konzerte von bands oder musikern mag, die ich noch nicht so gut, oder noch besser: gar nicht kenne. man hat dann zeit, sich anzuhören, was da geboten ist und sich entsprechend mehr oder weniger zu begeistern. für eine solche aufwärmphase ist keine zeit, wenn bekannte popgrössen selbst auftreten oder ihre songs posthum performed werden. wer bescheid weiss und den song am ersten gitarrenriff erkennt, singt selbstverständlich von anfang an den text mit. manchmal reicht auch eine geste des sängers dafür.
ist nur nicht so meins.
musikalisch war der abend wenig überraschend, aber - so weit ich das beurteilen kann - solide gemacht, von den drei sängern gefiel mir einer ganz gut, die anderen beiden waren zu sehr selbstdarsteller. erkannt habe ich immerhin earl slick an der gitarre, der mir noch nie so klein und hutzelig vorgekommen war, aber andererseits stand/sass ich auch noch nie so nah an der bühne.
ein paar fragen blieben nach dem nett arrangierten schluss mit verneigen ins publikum dennoch offen:
- hat der ältere herr vor uns, angetan mit hard-rock-café-lederjacke, rollingstones-base-cap, - fan-shirt und plattentasche mit stonescover nur das outfit verwechselt oder die ganze veranstaltung?
- wer muss all die verwackelten handyfilmchen der beiden sechzigjährigen parallel tanzenden und filmenden damen vor der bühne anschauen? und haben sie earl slick auf den mit selfiekamera gefilmten teilen wirklich auf dem bild?
-wann hat der gemütlich aussehende endsechziger mit jelmoliplasticsack sein erstes bowiekonzert besucht?
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