ha, ausgerechnet heute fragt frau brüllen, was ich so den ganzen tag mache! natürlich, da wir ja nach acht monaten das erste mal in die alte heimat gereist sind, soziologische studien zum verhalten in coronazeiten in einem mir bis dato unbekannten setting!
aber langsam, denn zuerst einmal bekommen wir für das frühstück von der freundlichen nachbarin brötchen gebracht - seit der ersten coronawelle, in der die nachbarin eine weile für meine mutter eingekauft hat, hat sich das etabliert, dass meine mutter am samstagmorgen brötchen und bei bedarf auch den einkauf vom metzger mitgebracht bekommt. wir frühstücken also gemütlich und arbeiten den bereits festgelegten tagesplan weiter aus.
meine mutter hat eine liste der dinge angelegt, die ihr schwer fallen und die die tochter und ich für sie erledigen können: einen schweren kaktus auf den balkon tragen, überhaupt blumentöpfe umstellen, erledigen wir gleich am morgen.
dann fahren wir in die stadt, denn es gibt da einen kleinen investitionsstau. zuerst erledigen wir die ergänzung eines weihnachtsgeschenks - zu unserer schönen bettwäsche mit den blumen gibt es jetzt auch ein passendes leintuch. in der apotheke gibt es rabatt auf eine meiner lieblingskosmetikmarken, die ich sonst in der schweiz kaufe. im elektrogeschäft erleben wir die freuden des lokalen einzelhandels und ich meine damit nicht die tatsache, dass wir wegen personenanzahlsbeschränkungen auf die beratung vor und nicht im laden warten müssen. sondern etwas anderes, mir ein wenig unerklärliches. wir fragen nach einer elektrischen warmhalteplatte, so etwas hat man nicht vorrätig, sondern müsste es bestellen. ausserdem muss das festnetztelefon ersetzt werden - aus einem prospekt, das der tageszeitung beilag, hat meine mutter ein telefon ausgesucht, diese angepriesenen artikel gibt es aber nicht im laden, man müsste sie für uns bestellen. anstattdessen gibt es genau ein telefon einer anderen marke, 10 euro teurer, die beratung beschränkt sich auf "spitzengerät" und 40 minuten anrufbeantworterlaufzeit und in ermangelung von alternativen nehmen wir das. farbauswahl erübrigt sich, andersfarbige geräte müsste man, sie ahnen es schon, bestellen. und dann mutmasslich im laden abholen. warum, frage ich mich ernsthaft, soll das irgendjemand, der das entweder selbst oder von verwandten im bösen internet selbst bestellen (lassen) kann, auf sich nehmen? und warum darf der lokale einzelhandel eigentlich überhaupt noch jammern, wenn er doch eigentlich nicht bereit ist, einen mehrwert zu bieten? ist das elektrofachgeschäft vielleicht wirklich nur noch für leute da, die keinen zugang zum onlinehandel haben, so ähnlich wie man früher im quelle-laden die sachen aus dem katalog bestellen konnte, nur dass man sie auch vor ort anschauen konnte und nach hause geliefert bekam? fragen über fragen.
auf dem marktplatz essen wir eis - nicht im eiscafè, sondern auf den herumstehenden sitzgelegenheiten, denn im eiscafè bräuchte es wenigstens für meine mutter einen negativen schnelltest, da ihre zweite impfung noch nicht ganz 14 tage zurück liegt. dafür steht mitten auf dem marktplatz ein zelt mit der aufschrift "kostenloser bürgertest". unter anderem deshalb, weil tatsächlich auch bürgerinnen getestet werden, bildet sich eine kleine schlange vor dem zelt, aus dem immer wieder ein junger mann in kurzen hosen und mit einem blauen plastikkittel herauskommt um die zettel mit den hoffentlich negativen testergebnissen herauszureichen. es gibt auch noch an anderen stellen in der stadt zahlreiche solcher testgelegenheiten, ich weiss aber nicht, ob die dann auch kostenlos sind.
die tochter hat mittlerweile herausgefunden in welchem der schmuckgeschäfte sie mit der oma etwas für ihre firmung aussuchen möchte und lässt sich beraten, während ich einen teil der einkäufe ins auto bringe. im schmuckgeschäft gilt mässige maskentragepflicht, eine rutscht, eine sitzt sehr locker und eine ist gar nicht vorhanden. joa, was soll man sagen, wenn es dann das ist... helfen hoffentlich die schnelltests, die man aber für das betreten der läden ja schon nicht mehr braucht. immerhin ist die beratung und auswahl gut, man muss nix bestellen und die tochter findet etwas sehr schönes.
zum schluss entern wir noch den drogeriemarkt und die tochter und ich müssen ein klein bisschen eskalieren. meine mutter kauft vernünftig ein, vor allem die dinge, die schwer sind und bervorratet werden können.
zuhause bei meiner mutter gibt es kaffee und marmorkuchen und auspacken und einstecken zum laden und noch ein bisschen dinge erledigen: vorhänge abhängen, irgendwas mit betten, lebensmittel einkaufen, vorhänge wieder aufhängen. andere kleinigkeiten, die aber vielleicht auch nur für uns kleinigkeiten sind.
dann fahren die tochter und ich den grossvater besuchen, bei dem kai logiert. auf dem balkon gibt es oliven und käse, brot und grissini. und ein aufziehendes gewitter. mühsame konversation, aber doch freude darüber, dass wir vorbeigeschaut haben. im regen fahren wir nach hause, ich finde den scheibenwischer im auto meiner mutter nicht, eher den schalter, wir müssen in der anleitung nachlesen. auf dem rückweg tanken wir noch das auto voll, meine mutter macht das nicht so gerne selbst und kai hat uns daran erinnert.
zum abendessen hat uns meine mutter den in der stadt gekauften fisch gebraten, es regnet weiterhin und wir können nicht draussen sitzen. als abendunterhaltung programmiere ich die angesagten telefonnummern in das neue festnetztelefon ein. eine art demutsübung in digitalen zeiten, aber immerhin von erfolg gekrönt. wir probieren mit kais hilfe von ferne den anrufbeantworter und die anruferansage aus, und ganz am schluss finden wir auch noch heraus, wie man den klingelton ändern kann: meine mutter benutzt das schlagwortverzeichnis im 77seitigen anleitungsheft um mich auf die seite mit dem klingelton hinzuweisen, ich erledige den teil mit dem telefon.
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