an unserem letzten tag in italien werde ich endlich damit
beginnen, von der reise zu berichten. der urlaub ist nun ganz anders geworden,
als wir ihn uns erhofft hatten, nichts dramatisches, aber einfach anders.
geplant hatten wir ein paar ruhige tage in einer
ferienwohnung in der ländlichen toskana, einkaufen auf dem markt, kochen,
draussensitzen, lesen, spiele spielen, bloggen über das gesehene und erlebte.
das ganze garniert mit ein paar ausflügen in die nähere und weitere umgebung,
spaziergängen durch die frühlingshafte landschaft und berühmte städte. ich
hätte gerne endlich das flechtbuch von monika künti rezensiert und rechtzeitig
meinen post zum 12tel-blick veröffentlicht.
anstattdessen sind wir jeden tag von morgens bis abends
unterwegs gewesen, vor allem um einer ungemütlichen, nach norden ausgerichteten
und darum sich trotz sonne nicht erwärmenden ferienwohnung zu entgehen, deren
garten vor vielen jahren so ausgesehen haben mag, wie er sich auf den bildern
auf der vermietungsplattform angepriesen hatte. gottlob hat wenigstens die
heizung funktioniert, der herd und merkwürdigerweise auch die spülmaschine,
obwohl wegen ihr ein handwerker kam, der keine für uns erkennbare änderung an
ihrem zustand hervorgebracht hat. internet hatten wir - bis auf zwei halbtage -
keines, die vermieterin war zwar vordergründig bemüht, hier abhilfe zu
schaffen, aber drei verschiedene herumliegende modems sprachen für uns bände.
den auf wenig malerische weise verwilderten garten haben wir erst gar nicht
betreten, die baufälligen möbel hinter dem haus haben uns ausgereicht.
hinreise
schon die hinfahrt in die toskana war weniger gemütlich als
geplant, auf der alpensüdseite, nach dem durchqueren des gotthardtunnels,
erwartete uns ausgedehnter regen auf immerhin fast staufreien autobahnen.
abgesehen von zwei, drei kurzen pausen mit fahrerwechsel fuhren wir deshalb die
ganze strecke an einem stück durch und waren schon am späten nachmittag im
urlaubsort bucine angekommen. wir übernahmen die wohnung, liessen uns die
heizung der 13 grad kalten wohnung erklären, orientierten uns grob über die
möglichkeiten und ausstattung der küche und machten uns wie von der vermieterin
empfohlen auf den weg in einen grossen supermarkt zwei ortschaften weiter.
was für eine freude! in der gemüseabteilung wurden wir quasi
aus unserem randen-rüebli-sellerie- universum direkt in die fülle der
mediterranen gemüse katapultiert: artischocken! saubohnen! orangen und zitronen
aus sizilien! schon frische tomaten von ebendort, salat und so weiter. ganz zu
schweigen vom schinken-, käse- und fleischangebot. das zusammensuchen des
notwendigen schaffte uns dann aber doch noch ziemlich, so dass es mit kochen
und einräumen der wohnung richtig spät wurde.
1.tag: marktbesuch und wanderung zum torre di galatrona
gut dass wir uns für den ersten tag am ort ausschlafen und
den besuch des markts im ort vorgenommen hatten. der markt war dann zwar vor
allem ein warenmarkt, aber die tochter fand spontan zwei sommerhosen an einem
stand, wir kauften noch einmal gemüse und früchte ein und erkundeten den
kleinen ort so weit, dass wir für den abend im restaurant reservierten.
am nachmittag schnürten wir die wanderschuhe zu einer
kleinen wanderung zu einem aussichtsturm in der nähe, die sich als doch nicht so
klein erwies. zuerst ging es durch die flache landschaft mit wiesen und wein,
dann hinauf nach san leolino durch olivengärten und weitere weinberge, wo wir
immerhin eine bar entdeckten, wein und wasser und eis bekamen. nach dem ort
immer höher bis auf einen höhenzug, mit noch ein paar weingütern, dann durch
die typische niedrige bergvegetation aus eichen, edelkastanien und blühenden
riesigen heidekrautbüschen, immer weiter dem kamm entlang bis zum torre di
galatrona.
geöffnet war der turm an einem gewöhnlichen wochentag natürlich
nicht, dafür hätten wir am samstagnachmittag kommen müssen, aber auch so hatten
wir immer wieder schöne ausblicke ins chiantigebiet und ins arnotal. hinunter
in die ebene ging es wieder durch weingüter und felder und nach einem reichlich
erschöpfenden fussmarsch kamen wir wieder nach bucine.
milchsterne - überall in den wiesen und weinbergen |
2.tag: ausflug zum parco delle sculpture di chianti
um unsere müden füsse ausruhen zu können, planten wir einen
ausflug mit dem auto durchs chiantigebiet, mit dem ziel, den parco delle sculpture
di chianti zu besichtigen.
auf der kurvenreichen fahrt machten wir noch kurz an der
badia di coltibuono halt, die kirche war im reiseführer als streng romanisch
angekündigt, was für die architektur sicher zutrifft, die barocken
deckenmalereien und die ausstattung, zusammen mit einem in die kirche
integrierten souvenirladen machten aber den eindruck eher zunichte. von aussen
aber wirklich schön und mit bestem ausblick! und in der saison mit einem
malerisch gelegenen restaurant.
im chiantiskulpturenpark hat sich vor einigen jahren ein
rühriger kunstsammler daran gemacht, auf einem ehemals für eine
wildschweinzucht eingehegten gelände künstler einzuladen, eine skulptur für
einen bestimmten ort herzustellen. das ist nicht überall gleich gut gelungen,
auch sind wirklich sehr unterschiedliche kunstwerke zusammengekommen.
beeindruckt haben mich vor allem die skulpturen, die sich so gut in die
landschaft eingepasst haben, dass sie teil davon geworden sind.
beeindruckend altert die grosse steinskulptur von kemal
tufan, the keel, in der man wahlweise das gerippe eines gestrandeten bootes
oder eines vor langer zeit gestorbenen grossen tieres sehen kann.
ganz anders bei the corner of the white wood von nicolas
bertoux, das sich vom schlangenweg aus dreimal anders zeigt: zweimal streng
geometrisch, dann aber sich plötzlich in der landschaft auflösend.
in twist von neal barab erkannte ich die windungen der
äste der dahinterstehenden eiche wieder.
und auch costas varotsos energia gefiel mir gut.
leapfrog von dominic benhura und das labirinto von jeff
saward luden uns zum interagieren ein.
und die figuren von dolorosa sinaga, die vor dem house in
the wood stehen, machten uns einfach spass.
auf der rückfahrt machten wir noch station in san gusmé,
einem autofreien, mittelalterlich restaurierten städtchen, der weitere weg
führte uns über viele toskanische hügel, einen ziemlich hohen bergrücken, dann
in die nähe des erwanderten turms und schliesslich mitten hinein in ein
radrennen. die rennfahrer hetzten uns über die landstrasse, bis wir auf die
idee kamen, an einem seitensträsschen zu parkieren. in einem irrwitzigen tempo
passierten uns die radfahrer um insgesamt fünf runden zu drehen …
ironischerweise genau durch das seitensträsschen an dem wir unser auto geparkt hatten,
um aus dem weg zu sein.
3. tag: ausflug nach arezzo
unser urlaubsörtchen hatten wir auch wegen seines bahnhofs
an der strecke zischen arezzo und florenz gewählt, mit der idee, so die beiden
städte stressfrei mit der bahn besuchen zu können.
am freitag nutzten wir die gelegenheit, das wetter war
ohnehin nicht so besonders, zu einem ausflug nach arezzo. frühstück gab es auf
dem weg zum bahnhof in der pasticceria, dann brachte uns ein treno regionale
in die stadt. weit waren wir noch nicht gekommen, da setzte der angekündigte
regen in völlig unangekündigter stärke ein. wir opferten dem wettergott mit dem
kauf von drei regenponchos, dann war es wieder trocken. in der
franziskanerkirche kauften wir tickets für die besichtigung der fresken piero
della francescas, allerdings erst für den späten nachmittag.
es blieb weiterhin kühl und ungemütlich, der dom war über
mittag geschlossen, im park wollten wir nicht sitzen, die restaurants der
piazza grande waren uns dann doch zu touristisch, also landeten wir für die
mittagspause bei johnny bruschetta, einer leicht hipsterigen gastronomiekette.
am nachmittag besichtigten wir dann doch noch den dom,
entdeckten einen winzigen und wunderschönen lederwarenladen, wo sich kai einen
gürtel und die tochter eine handtasche kauften.
die tochter allerdings brauchte
den besuch der fresken piero della francescas als bedenkzeit. der besuch des
bedeutenden kunstwerks lief ein bisschen seltsam ab. der chor, in dem die
restaurierten fresken zu sehen sind, ist durch eine mauer vom kirchenschiff
abgetrennt, nur 25 personen dürfen sich jeweils für eine halbe stunde dort
aufhalten. deshalb muss man den zeitpunkt der besichtigung reservieren. nach
dem pünktlichen eintritt ins kirchenschiff wird man dann in den chorraum
gescheucht, steht direkt unter den fresken, und versucht mit verrenktem hals zu
erkennen, welcher teil der geschichte des kreuzes jesu auf welcher bildfläche
dargestellt ist. ikonographische vorkenntnisse sind hier von nutzen, sollten
allerdings nicht eine gute vorbereitung ersetzen. will heissen, die texte zu
den einzelnen bildern reichen nicht aus, man sollte schon auch den plan
fotografiert oder physisch dabei haben. immerhin füllten wir die halbe stunde
mit angeregten diskussionen und konnten schlussendlich alle teile der
geschichte zuordnen – schwieriger schon die von piero implizierte ebene der
interpretation der legenden, die sich ums heilige kreuz ranken.
ob ich wohl dazu komme, das noch einmal nachzulesen? nachdem
wir uns den kopf genug verrenkt und den chor verlassen hatten, entdeckten wir
von den kirchenbänken aus, dass die fresken vom kirchenschiff aus gesehen
deutlich besser und schöner wirken als direkt darunter. auch eine erkenntnis,
die uns nicht wirklich wunderte. das holzkreuz von cimabue verblasste ein wenig
vor dem hintergrund des ganzen boheis um die fresken, dabei ist es doch auch so
schön! vor vielen jahren war ich schon mal in der kirche, da wurden die fresken
gerade restauriert, die ganze kirche war voller baugerüste und das kreuz
strahlte als einziges eine religiöse ruhe aus.
streetart von blub in arezzo |
auf dem rückweg zum bahnhof erwischte uns dann doch noch ein
regenschauer – vielleicht hätten wir doch nicht die ganz billigen regenponchos
nehmen sollen? immerhin schützten sie uns und die rucksäcke vor dem ärgsten und
als wir in bucine aus dem zug stiegen, schien schon beinahe wieder die sonne.
fürs abendessen kauften wir im ort ein – der eigentlich alles zu bieten hat,
was man so für den täglichen bedarf und ein leckeres improvisiertes abendessen
braucht.
4.tag: wanderung im pratomagno
genug stadt – am samstag wollten wir lieber wieder wandern
gehen. ohne internet war die recherche eher mühsam, aber eine kombination aus
reiseführerlektüre und konsultation der auf mapy.cz eingetragenen wanderwege
brachten uns auf das oberhalb von loro ciuffena gelegene trappola, wo
allerdings die saison noch nicht annähernd begonnen hatte. in einer höhe von
850 metern war es wesentlich frühlingshafter als unten im arnotal, der blick
aufs croce di pratomagno inmitten kahler bäume erinnerte an den winter.
wir
entschieden uns für eine runde durch den wald, immer steil hinauf zu einer
kleinen, etwas über 1000 meter hoch gelegenen schutzhütte, dann entlang des
berg, steil wieder hinunter zu einem kleinen flüsschen und durch ehemalige
kastanienwälder auf einer alten, aber üppig angelegten strasse wieder zurück
ins örtchen. unterwegs trafen wir überall auf von wildschweinen durchwühlte
stellen, teilweise war der weg förmlich umgegraben.
in vielen kurven gings nach der wanderung wieder hinunter
nach loro ciuffena, zu kaffee und eis in der bar, und zu einem rundgang durch
das an einer engen, durch einen fluss ausgewaschenen schlucht gelegene örtchen
und seine steilen, engen gassen. wir schauten in kleine haushaltswarenläden,
kauften mottenkugeln und für ein abendessen in einem kleinen lädchen ein.
den
späten nachmittag nutzten wir noch zu einem besuch der romanischen kirche in
gropina, bevor wir nach bucine zurückkehrten und dort tatsächlich noch ein
wenig am haus sitzen konnten.
gropina - unscheinbar von aussen |
fenster aus dünn geschliffenem alabaster |
und ein detail der uralten verzierungen der kirche |
5. tag: ausflug nach siena
einen ruhetag hätten wir gut gebrauchen können, aber da die
wohnung und das wetter uns wenig lockten, planten wir einen ausflug nach siena.
die vielen, kleinen strässchen unserer ersten fahrt durchs chianti mieden wir
diesmal und nahmen den weniger direkten, aber angenehmeren weg durchs ambratal
zur autostrada und waren so in etwa einer dreiviertelstunde in der auf dem berg
gelegenen stadt der contraden.
viel touristischer als arezzo, das wussten wir schon, aber
einen parkplatz haben wir dann doch schlussendlich irgendwo gefunden. nur zwei
ziele hatten wir auf dem plan, eigentlich wollten wir ja nichts tun.
geschickte tauben am brunnen auf der piazza grande |
durch die
altstadt schlenderten wir zur piazza grande und einmal darum herum, weiter dann
in richtung dom durch feiertäglich geschmückte stadtteile. unterwegs lockte
eine pizza auf die hand, hier ging der plan, am sonntag ein möglichst
touristisches ziel zu wählen, voll auf!
am dom angekommen bestaunten wir zunächst die schlange der
anstehenden menschen und erst dann die fassade. das innere des komplett
gestreiften doms ist vor allem wegen seines gesamteindrucks sehenswert.
na ja, dieses detail ist aber auch nicht zu verachten: fische im weihwasserbecken. |
das
innere ist gross, aber nicht so riesig im wettstreit mit florenz geplant war.
von den weitaus grösseren plänen zeugen aber die wände des nicht vollendeten
hausptschiffs, das das heutige kirchenschiff zum querschiff gemacht hätte.
auf dem rückweg vom dom haben wir uns fast ein bisschen
verlaufen, dann aber doch das café nannini wiedergefunden, aus dem wir unbedingt
espressobohnen nach hause bringen wollten. die namensgleichheit mit der
bekannten italienischen sängerin ist übrigens kein zufall!
gerade als wir das geschäft verliessen, kamen in der nähe
die trommler eines stadtteils vorbei – ein beeindruckendes akustisches erlebnis
und ein schönes fotomotiv!
wir schlenderten dann weiter durch die gassen bis zur
fortezza, in deren nähe wir unser auto geparkt hatten.
zum abschluss des tages wollten wir eigentlich gerne im
restaurant zu abend essen, am besten in dem vor ort, mit dem wir ja schon gute
erfahrungen gemacht hatten. leider mussten wir feststellen, dass es
sonntagabend nicht offen hatte, glücklicherweise hatte aber kai den
autoschlüssel mitgenommen, so dass wir das ohnehin im ort geparkte auto nehmen
und damit nach montevarchi fahren konnten. nun ist der sonntagabend nicht der
geeignetste tag um in italien auswärts zu essen, aber schlussendlich fanden wir
eine bis fast auf den letzten platz gefüllte trattoria, in der wir nach
angekündigt langer wartezeit leckere pizzen serviert bekamen. spät wurde es an
diesem abend.
6. tag: familie h im konsumrausch
bei der planung unseres urlaubs, den wir vor allem der
tatsache verdankten, dass die tochter ihre sportferien gegen eine projektwoche
in der schule eingetauscht hatte, hatten wir wenig über feiertage nachgedacht,
oder zumindest nur über deren vorteile für das urlaubskonto, weniger aber
darüber, dass der tag vor unserer heimreise der 1.mai sein würde, also das
traditionelle abschlussshopping entweder ausfallen oder vorverlegt werden
musste. mit wochenende, montagschliesstag in vielen museen und dem
italienischen feiertag zum ende des 2.weltkriegs am 25.april waren wir also
maximal unflexibel in der planung unserer aktivitäten. und so wurde der montag
zum shoppingtag erklärt.
vormittags besuchten wir aber noch schnell die fattoria la
vialla, den nach demeterrichtlinien wirtschaftenden bauernhof, von dem wir nun
schon einige zeit wein und ab und zu auch käse beziehen. alles hübsch dort,
aber nachdem wir das gesehen hatten, waren wir doch ganz froh, dass wir nicht
dort quartier bezogen hatten, was ursprünglich einmal der plan gewesen war. die
fattoria vermarktet vorwiegend nach deutschland, in die schweiz und die
niederlande. das macht das bestellen von wein einfach, wird er doch aus einem
zentrallager in unserer nähe geliefert und nicht jedes päckchen aus italien und
ist sicher für die betreiber eine lukrative variante ihren anfangs nicht
zertifizierten aber leckeren wein zu verkaufen. aber es macht die ganze veranstaltung
auch ein wenig zu einem urlauberghetto mit wenig kontakt zur realen
italienischen aussenwelt. und irgendwie war es mir dann doch schon fast ein
wenig zu pittoresk und zu weit von der schratteligen atmosphäre der
durchschnittlichen italienischen kaffeebar entfernt.
weiter ging es dann nach arezzo, der lederwarenladen war
noch nicht vollständig leergekauft. ein souvenir für die katze haben wir dann
auch noch gefunden, aber sonst geht es uns gut. in arezzo regnete es wieder,
die ponchos kamen auch noch einmal zum einsatz und es gab kaffee und paste in
einem café zum aufwärmen, denn mittlerweile hatte es ziemlich abgekühlt auf
nicht mehr gemütliche temperaturen.
auf dem rückweg hielten wir dann an einer gärtnerei,
ich suchte uns tomaten- und paprikapflanzen aus und spontan einen weinstock,
allerdings mit tafeltrauben. durchs arnotal dann doch noch einmal in den
ipercoop, käse, toskanischen schinken und noch ein paar nette sachen zum
nachhausenehmen besorgen. fürs abendessen hatten wir vorgesorgt, das restaurant
hatte wieder nicht offen, dabei wollten wir doch unbedingt für den 1.mai, also
unseren letzten abend in bucine, reservieren!
7. tag: florenz
früh aufstehen hiess es für unseren ausflug nach der
toskanischen hauptstadt, jedenfalls ferienmässig früh. um halb acht verliessen
wir bei sonnenschein die ferienwohnung zum auswärtsfrühstücken, wasser kaufen
und den weg zum bahnhof.
das pratomagnogebirge zeigte sich mit einer kleinen
haube aus schnee, so kalt war es inzwischen wieder geworden. der anvisierte zug
fuhr zwar nicht, aber dafür einer eine viertelstunde später, der uns mit einem
mal umsteigen zur stazione santa maria novella brachte.
für florenz hatte ich schon im voraus eine ungefähre route
ausgearbeitet, einfach um nicht in der fülle der möglichkeiten zu ertrinken.
so machten wir uns als erstes zum mercato centrale auf und
schauten uns lebensmittel an, die wir nicht kaufen konnten, weil wir sie ja
nicht den ganzen tag herumschleppen wollten. aber kandierte früchte waren eine
gute idee: kirschen, ananas, pomelo (quietschgrün!) und orangenscheiben
futterten wir unterwegs auf unserem weg durch die stadt. rund um die markthalle
hatte es lederwarenstände, taschen, lederjacken, taschen, nochmal taschen, zur
abwechslung mal schuhe, wieder taschen, die stände begleiteten uns auf dem weg
zum dom, zur loggia mit dem wildschwein, zum palazzo vecchio, zur ponte
vecchio. die stände wiesen so mehr oder weniger den weg von einer
sehenswürdigkeit zur nächsten.
überhaupt: florenz war der touristische overkill, die
schlange der für den besuch des doms anstehenden menschen erstreckte sich um
die hälfte des gigantischen bauwerks herum und überall reckten sich fähnchen
und schirme und blumen der reisegruppen in die luft. man konnte den gruppen
nicht entkommen, also warum nicht einmal ein bisschen zuhören? interessant wie
unterschiedlich die reiseleiter und führenden ihr wissen darbieten: von
charismatisch über süffisant-gebildet bis langweilig-auswendiggelernt haben wir
vieles gehört. auch sehr spannendes, bei der englischsprachigen gruppe, die
sozialhistorische überlegungen zum prunkvollen dom zu hören bekam.
wir wichen dann ein bisschen aus, assen auf der anderen
arnoseite in einer osteria sehr gut zu mittag, ich die florentinische
spezialität, nämlich kutteln, die anderen beiden hervorragende pasta.
danach
sahen wir uns die galleria palatina im palazzo pitti an, wobei die «petersburger hängung» der vielen, auch
teilweise sehr berühmten bilder schon sehr ermüdend ist.
dementsprechend
erschlagen verliessen wir den ehemaligen palast. die boboligärten ersparten wir
uns (die italiener haben ein eigenartiges talent, kombikarten für unattraktive
zusammenstellungen, naheliegendes aber ausschliesslich mit einzeltickets
anzubieten.)
schilderkunst von clet |
anstattdessen machten wir uns auf den weg nach san miniato
al monte, mittlerweile schon ziemlich genervt von den … sie ahnen es …
lederwarenständen. eine rast machten wir auch noch, entdeckten kurz vor der
porta san miniato einen laden, in dem wir aufkleber vom florentinischen strassenkünstler
clet als urlaubserinnerung und mitbringsel kauften, erklommen mit beinahe
letzter kraft die treppe zur kirche und genossen die aussicht über die grosse
stadt. von oben wird erst so richtig deutlich, wie riesig der dom ist und wie
er die ganze stadt dominiert.
in der kirche sassen wir dann einfach so ein bisschen,
während in der krypta ein gottesdienst gefeiert wurde, und genossen eher den
gesamteindruck (und die möglichkeit zu sitzen).
für den rückweg zum bahnhof wurde es dann noch einmal recht
spannend: der plan sah vor, vom piazzale michelangelo den bus zum bahnhof zu
nehmen. der erste bus brachte uns die erkenntnis, dass anders als an der
haltestelle angegeben, im bus keine tickets verkauft wurden, auch nicht mit
aufpreis. die tickets besorgten wir dann an einem etwas abseits gelegenen
kiosk. der busfahrer des zweiten busses erklärte uns, dass er nicht zur santa
maria novella, sondern nur zum campo marte fahre. und kurz vor dem dritten bus
fanden wir heraus, dass in der gegenrichtung die lösung lag: hier fuhr zwar
eine andere linie, aber die brachte uns wenigstens in die nähe des bahnhofs.
superknapp kauften wir routiniert tickets für die rückfahrt, bestiegen den zug und liessen uns
gemütlich nach bucine bringen.
in bucine schafften wir auch noch den umweg über das
restaurant, reservierten für den abend vor der abreise und stiegen zur
ferienwohnung hinauf. die tochter war so müde, dass sie weder essen noch
schlafen gehen wollten, wir assen brot und reste und nahmen uns fest vor, am
letzten tag der ferien einfach nichts zu tun.
8.tag: nichtstun
bisher geht dieser plan ganz ausgezeichnet auf – wir sind
nach 7 vollgefüllten tagen so müde, dass uns weder wackelige gartenstühle noch
ameiseninvasionen mehr stören und haben es uns auf der terasse hinter dem haus
bei den uns beobachtenden eidechsen gemütlich gemacht. mittlerweile ist es
nachmittag, es gibt ein wenig orangen und prosecco zum urlaubsausklang (viel
mehr gibt die küche auch nicht mehr her) und nachher werden wir unsere sieben
sachen zusammenpacken.
postskriptum:
wir sind wieder gut zuhause angekommen, die strassen waren halbwegs frei, den stau am gotthardtunnel haben wir trotzdem noch mitgenommen. ciao bella italia, tschau ferien, jetzt geht es mit volldampf in die ausstellung!
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