Mittwoch, 4. August 2021

4. august 2021 - salz, geschichte und architektur

und schon wieder ein tag, der mit regen startete. allerdings heute mit der freundlichen sorte: es nieselte und war immerhin angenehm warm, als wir uns zu dem gebäude begaben, in dem auf dem gelände der königlichen saline das frühstück serviert wird. 

wetter und tagesplan passten wieder gut zusammen: für den vormittag hatten wir uns den besuch der grossen saline in salins-les-bains vorgenommen, einfach weil sie die ältere saline ist. dort wurde schon im mittelalter salz aus sole gewonnen und über jahrhunderte hinweg die salzgewinnung immer effektiver gemacht. wo man zu anfang einfach das austretende salzige wasser verwendete, um aus ihm salz zu sieden, bohrte man mit der zeit immer tiefer und fing die sole im achtzehnten jahrhundert dann direkt auf etwa 250 meter tiefe auf. lange zeit spielte die unterirdische galerie eine grosse rolle, wir hatten glück und konnten sie mit einer führung besichtigen. 

das salz wurde in grossen metallpfannen über dem feuer aus der sole gesiedet. 

die erhaltene originalpfanne  lässt kaum mehr ahnen, wie das funktioniert hat, gut gab es eine rekonstruktion der situation.

der unter den pfannen zirkulierende rauch erwärmte die sole und liess das wasser verdunsten, das noch nasse salz wurde von den arbeitern mit einer art schieber und schaufeln auf die abdeckung der pfanne geschippt und dort weiter getrocknet, bevor es in säcke abgefüllt und weiter verteilt werden konnte. 

die saline in arc et senans wurde im achtzehnten jahrhundert geplant und 1778 fertiggestellt, weil rund um salins-les-bains die holzvorräte aufgebraucht waren und der transport des holzes immer kostspieliger wurde. so verfiel man auf die idee, lieber die sole zum holz zu bringen als umgekehrt und leitete sie durch 21 kilometer holzröhren zur königlichen saline.

wir folgten mehr oder weniger dem verlauf der sole, von der leitung ist aber bis auf einige kleine kontrollpunkte nichts mehr zu sehen. 


nachdem wir in unserem zimmer im ehemaligen steuergebäude mittagspause gemacht hatten, rundeten wir den besuch in der königlichen saline ab.

in den verschiedenen gebäuden sind neben hotelzimmern und tagungsräumen verschiedene ausstellungen untergebracht. am interessantesten war die dokumentation des lebens und wirkens des architekten ledoux, der die königliche saline als idealstadt geplant hat. ausgeführt wurden nur die der salzgewinnung gewidmeten teile und auch die waren nur etwas länger als hundert jahre in betrieb und warfen nie den geplanten ertrag ab. 

aber ledoux selbst muss ein bessener gewesen sein. im museum ausgestellt sind nicht nur modelle realisierter gebäude sondern auch ideen, die keine verwirklichung fanden. oben der entwurf für eine gebäude in dem fässer hergestellt werden sollten ... der verwendungszweck stand quasi pate für die form.

aber nicht alles blieb spinnerei. so revolutionierte er den theaterbau und schuf den modernen stufenförmigen zuschauerraum, in dem man von allen plätzen gleichmässig auf die bühne sehen konnte (naja, mal abgesehen vom parkett, den billigen plätzen...) für einen theaterneubau in besancon. 

interessant war es auch, etwas über die geschichte der anlage nach ihrer stilllegung zu erfahren. bereits zu anfang des zwanzigsten jahrhunderts gab es bestrebungen, die anlage zu erhalten, erste anstrengungen galten dem erhalt der grossen gebäude der salzgewinnung und dem zwischenzeitlich gesprengten direktionsgebäude in der mitte.

diesen bemühungen machte der zweite weltkrieg ein ende, die anlage diente den französischen, später den deutschen truppen als quartier und dann auch als konzentrationslager für "zigeuner". auch aufgrund dieser traurigen geschichte verfiel das ensemble in den kommenden jahren und mehrere ideen für die weitere verwendung wurden verworfen.

erst in den sechziger und siebziger jahren kristallisierte sich eine künstlerisch-kulturelle  bestimmung heraus. bereits 1982 wurde die ehemalige königliche saline in die liste des unesco-weltkulturerbes aufgenommen.


 für uns ist es sehr spannend, hier auf dem gelände zu übernachten und so die verquickung von kultur, geschichte, architektur und den in den letzten jahren entstandenen gärten zu erleben. 

der umgang mit dem kulturerbe kommt mir sehr unverkrampft vor, so vieles ist hier über die jahrhunderte passiert, dass es nicht darum gehen kann, einen zustand nur zu bewahren, sondern auch die entwicklung im blick zu behalten, zu akzeptieren und voranzutreiben. 

(so präsentierte sich uns heute abend der eingangsbereich, als wir vom abendessen zurück kamen und uns mit gästecode ins gelände einliessen...).
 



 






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