es ergab sich so, dass ich nun mehrmals eine strecke mit rad zurücklegen musste, die ich sonst selten fahre. ich fahre meist in die werkstatt, oft auch noch ins städtchen, aber eher weniger oft durchs städtchen hindurch in das nächste, anschliessende städtchen. (gestern dreimal augenarzt, heute einmal frauenärztin, immer dieselbe richtung)
und dabei ist mir mal wieder aufgefallen, wie schlecht der radverkehr in unserer region organisiert ist.
es gibt überall in der schweiz die grossen velorouten, davon führt die route 5, die mittellandroute sowie die regionalroute 66 durch baden. oder vielmehr an baden vorbei. aus der richtung, aus der ich in die stadt fahre, gibt es zwar radwege, aber keine radroute. die treffe ich erst nach dem städtchen, sie sind also als wegleitung für sicheres und gutes radfahren nicht geeignet. dafür stehen mir gleich mehrere möglichkeiten für die durchquerung des städtchens zur verfügung.
google maps rät mir, den grossen verkehrsachsen zu folgen. (google maps ist definitiv kein guter ratgeber für velofahrende). das mache ich am morgen zwischen halb acht und acht. der verkehr ist nicht wirklich dicht, der erste berufsverkehr offensichtlich schon durch. es gibt einen veloweg entlang der hauptverkehrsachse, den teilt man sich mit dem bus. glücklicherweise kommt heute kein bus, das ist nämlich ein bisschen mühsam. da der bus mehrfach hält, müsste ich entweder immer wieder anhalten oder irgendwann den bus überholen, der mich dann wieder überholt... bis zur wirklich grossen schulhausplatzkreuzung bleibe ich auf dem radweg. dann will ich links abbiegen. ausgeschildert ist der weg auch für velos - nur muss ich jetzt, bereits im staubereich der ampel, zwei fahrspuren queren und bin auf das entgegenkommen der autofahrer angewiesen. heute klappt das: hand raus und dann hoffen, dass ein auto mich rüberlässt. klappt nicht immer, manchmal bin ich auch schon rechts abgebogen, um dann einen u-turn zu machen. über die fussgängerampel.
über die brücke gibt es einen veloweg, an der nächsten ampel bin ich am sichersten, wenn ich in der rotphase vorne halten kann. in der grünphase werde ich gerne mal von rechtsabbiegern übersehen, aber vorsicht ist eh die haupttugend der velofahrenden, oder? die hauptstrasse entlang gibt es mehrere kreisverkehre, in der mitte der fahrbahn durchquere ich sie relativ sicher, das hat sich bei den autofahrenden mittlerweile herumgesprochen.
den rückweg nehme ich auf der anderen seite des flusses (da liegt die werkstatt, da will ich hin), ich vermeide die hauptverkehrsachse, es fährt sich eine strasse weiter hinten entspannter. am kreisel gibt es für autos einen vorabbieger und für velos einen schönen roten radstreifen zwischen den fahrbahnen. erst auf den letzten drei metern kann ich in die fahrbahnmitte fahren, wie eigentlich empfohlen, hier aber von der signalisation deutlich erschwert.
eigentlich ist das hier auch eine hauptverkehrsachse, so viel verkehr gibt es, dass man die strasse vor einigen jahren in ein tunnel verlegt hat. da darf und will ich mit dem velo nicht durch. deshalb muss ich mitten im verkehrsfluss links abbiegen. auch hier wieder muss mich ein gutwilliger autofahrer rüberlassen. tut er oder sie, danke.
ich folge dem veloweg, hier führt er entlang der promenade. so früh am morgen hat es noch keine spaziergänger, dafür lieferverkehr und eine baustelle. und glücklicherweise einen verkehrsdienst. der lkw-fahrer hat mitleid und lässt mich passieren, der verkehrsdienst hätte mich angehalten um den lkw vorzulassen. die letzten meter bis zur werkstatt: geteilter velo- und fussweg, mit gegenverkehr stehen zwei, höchstens drei meter zur verfügung, aber richtig für mich zum abbiegen in die werkstatt.
später derselbe weg in gegenrichtung: wieder ist es das linksabbiegen, das die sache mühsam macht. und dabei sind radwege manchmal gar nicht so hilfreich. fahre ich ohnehin auf der fahrbahn, werde ich gleich als verkehrsteilnehmerin wahrgenommen - muss ich hingegen vom veloweg zuerst auf die strasse wechseln und dann noch eine fahrspur überqueren kommt das für die autofahrenden oft zu plötzlich. trotzdem verstehe ich immer noch nicht, warum man velofahrende, die deutlich ein zeichen zum linkseinspuren geben, dann doch noch mit besonders viel geschwindigkeit überholen muss.
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superbeschilderung. in meine richtung gabs keine.
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am anderen tag bin ich früh dran und wähle eine andere taktik für die durchquerung des städtchens: anstatt wie der autoverkehr daran vorbei versuche ich es mit mittendurch. glücklicherweise kenne ich mich aus, so dass ich nicht auf die beschilderung für velos angewiesen bin. eine baustelle, eine kreuzung mit viel postautoverkehr, kenne ich alles, inklusive der tricks, wie man sie relativ sicher passiert. im städtchen halte ich ausschau nach beschilderung - irgendwo muss doch der name des nachbarstädtchens auf den veloschildern auftauchen? tut er nicht. aber aus dem städtchen heraus soll ich mit dem velo nicht links auf die grosse strasse einscheren. will ich eigentlich auch nicht, ich weiss, dass beim umbau der schulhausplatzkreuzung auch eine radspur in den untergrund gelegt worden ist. die suche ich jetzt. sollte es schilder geben habe ich die übersehen. ich dachte eigentlich auch, dass ich schon viel früher hätte in den untergrund verschwinden hätte sollen. jetzt fahre ich einen grossen bogen durch die unterführung, nehme wie gewünscht rücksicht auf fussgänger und finde, weil ich weiss, wo ich ungefähr hin muss auch den schmalen gang, der mich wieder auf strassenniveau bringt, auch ohne schild (halt, da steht immerhin, dass der weg für fussgänger gesperrt ist, ein bus würde nicht durchpassen, muss also für die velos sein). so richtig hindernisfrei und durchggängig ist der weg allerdings auch nicht. (die alternative ist das gefährliche linksabbiegen über zwei fahrspuren).
heute muss ich ein paar strassen weiter, das nehme ich die gut für velos ausgebaute zentralstrasse, was für ein glück, dass da jemand beim kanton an velofahrende denkt. (ach ja, auf der ruhigen quartierstrasse hätte ich mich auch ohne velostreifen eventuell recht entspannt mit dem rad bewegen können und an den kreisverkehren endet der veloweg sowieso ...)
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sehen sie die pünktchen? dann wissen sie wo das problem liegt...
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aber immerhin ist etwas geplant!
nachbemerkung:
-die radrouten sind touristische routen, die taugen nichts für den alltagsveloverkehr. sind vermutlich auch nicht so gedacht.
- alle massnahmen taugen nichts, wenn sie nur punktuell sind und dazwischen grosse lücken liegen, das scheint der kanton immerhin erkannt zu haben: "Beim Veloverkehr ist nicht Schnelligkeit wichtig, sondern Direktheit und ungestörter Fahrfluss."