Mittwoch, 12. Februar 2020

9. bis 11. februar 2020 - filzen bei sturm im schwäbischen wald

die letzten beiden tage habe ich in der filzschule in oberrot verbracht, wo ich einen kurs "geflochten und gefilzt" angeboten habe, und weil ich dort keinen zugang zum internet habe, habe ich jeweils nur meine tagesberichte nortiert und hole hier die drei tage nach:

ich sitze am montagmorgen in einem beinahe fensterlosen (immerhin zwei oberlichter) zimmer, draussen stürmt es hörbar und werde das geschriebene nicht bloggen können, da ich hier kein internet habe. ich will aber trotzdem versuchen, den gestrigen tag ein wenig revue passieren zu lassen.

sonntag, 9. februar.

im grund genommen war ja der abend in den neuen tag übergegangen, weil wir so spät erst ins bett gefunden hatten, nach einem langen, schönen abend mit unserem besuch. trotzdem kann ich ja nicht so gut ausschlafen, schlief aber mit unterbrechungen dann doch mehr oder weniger bis acht. so  blieb mir noch genügend zeit zum bloggen und um einen weiteren kuchen zu backen bis wir um halb elf am frühstückstisch sassen.

heute mit dem schon länger ausgezogenen sohn und seiner freundin, die auch gleich die brötchen mitgebracht hatten. ein wenig waren wir alle übernächtigt. und machten uns sorgen wegen der immer konkreter werdenden sturmwarnungen für den abend und die nacht.
ein spaziergang zur limmat tat uns allen aber gut und in der sonne war es wieder richtig warm. aber es gab auch schon erste böen, die staub und papier von den strassen aufwirbelten.

zurück im haus tranken wir noch kaffee und die gäste machten sich schliesslich früher auf den heimweg als ursprünglich geplant, wegen sturm , aber eben auch, weil ich ja auch abreisen musste.
mir blieb dann noch eine knappe halbe stunde um brötchen für den abend zu belegen und alles gepäck ins auto zu packen. dann machte ich mich auf den weg in den schwäbischen wald.
auf der autobahn war vom angekündigten sturm noch wenig zu spüren, in stuttgart wechselte ich dann auf bundestrassen, auch hier schon wind, aber nicht in einem störenden ausmass. bis winnenden fand ich ohne hilfe der navigation, für die letzte halbe stunde über land, in vollkommener dunkelheit, war ich dann doch froh über die ansagen der strecke. der weg führte über abenteuerlich kleine strässchen, bergauf und bergab und mehr als einmal wollte ich kaum glauben, dass ich genau hier in diesen wald abbiegen sollte. die angegebenen 35 minuten zogen sich dann auch unglaublich in die länge, aber gegen halb acht hatte ich das gästehaus der firma wollknoll erreicht und mit hilfe einer kursteilnehmerin auch gefunden.

das zimmer war bereit für mich, auch der kursraum schon vorbereitet und noch offen, so dass ich bereits die materialien vorsichtshalber dort deponieren konnte. die mitgenommenen brote erwiesen sich als sehr gute idee, denn zu essen oder zu trinken gab es nirgends mehr etwas.
gegen neun war ich dann in meinem zimmer, immerhin ein funktionierendes mobilfunknetz gab es, so dass ich zuhause bescheid geben konnte, dass ich gut angekommen war.

ich war gespannt, wie viele der teilnehmerinnen des kurses trotz sturm hier wohl ankommen würden eine hatte ich schon kennengelernt.  aber am frühen nachmittag hatte die deutsche bahn schon die fernverbindungen in grösseren bahnhöfen gestoppt.

montag 10. februar

über nacht war es stürmisch, aber nicht so, dass es beänstigend gewesen wäre. ich konnte sogar die ganze nacht ein oberlicht offen lassen, dadurch war dann aber auch das blasen des sturms viel besser zu hören. früh morgens habe ich dann einmal einen blick aus dem zimmer geworfen, draussen sah es auch noch einigermassen ordentlich aus.

bloggen, dann um acht der versuch nachrichten zu hören um ein bisschen über die auswirkungen des sturms zu erfahren. anschliessend ging ich kurz ins hauptgebäude, um das für mich vorbereitete material abzuholen und nicht zuletzt um kurz hallo zu sagen. bei der gelegenheit erfuhr ich dann auch, dass  eine der teilnehmerinnen nicht angereist war, eventuell aber später oder am zweiten tag zu uns stossen wollte.
ein kleiner rundgang durch das wolllager mit verkauf weckte begehrlichkeiten, aber das muss bis morgen warten.


wolllieferung.
anschliessend frühstück, unter anderem zusammen mit einem teil der restlichen teilnehmerinnen, auch der eines zweiten kurses, der im anderen raum stattfindet. dabei lernte ich auch noch eine kurzfristig angemeldete teilnehmerin kennen, die ich noch nicht auf der liste hatte. eine liste gibt es tatsächlich nicht, es gab nur eine rolle namenskleber, aber da stand eben ihr name auch nicht drauf. also dann doch fünf teilnehmerinnen, plus eben später/morgen eine weitere?

egal, um zehn uhr waren die beiden restlichen teilnehmerinnen dann auch noch aufgetaucht und es konnte losgehen. den kurs habe ich ja in dieser form schon mehrfach gehalten  und kann immer ganz gut die reaktionen der teilnehmerinnen vergleichen, schön war, dass alle sich auf das ein wenig sperrige thema einlassen konnten, auch wenn die ersten stunden ohne filz und anstattdessen mit viel papier und denken ablaufen.
das mittagessen gab es aus organisastorischen gründen heute schon um halb eins, so dass wir bis dahin noch nicht so weit waren, wie ich gewohnt bin, aber es fehlten ja auch fast eineinhalb stunden!

am nachmittag ging es mit mehr filz weiter. gegen halb fünf, als ich schon ziemlich müde war, tauchte relativ unvermittelt dann die sechste teilnehmerin auf. während die anderen schon an der fertigstellung des ersten musters waren, kam also nun die herausforderung dazu, mit einer einzelnen person noch einmal ganz von vorne anzufangen.

dass nach einer knappen halben stunde der strom ausfiel und erst wieder kam, als es schon ziemlich dämmerig wurde, machte die sache auch nicht wesentlich besser. der stromausfall war in der ganzen region, immerhin das wurde uns mitgeteilt.

gegen sechs waren die musterteile fertig, das gibt dann immer so einen kleinen kick für die motivation der teilnehmerinnen, den ich nutzte, um eine stunde lang das thema eines zweiten eigenen entwurfs zu besprechen. wer mag, kann sich noch am abend gedanken machen, oder es geht morgen mit neuer kraft weiter.

viertel vor acht sassen dann alle am abendessenstisch, wo wir uns aus den vorräten im kühlschank bedienten und zusätzlich die reste des mittagessens aufassen.

ein bisschen aufregung gab es noch, als eine teilnehmerin über die schlecht oder besser: nicht beleuchteten stufen am kursgebäude stolperte und sich an knie und zähnen verletzte. sie wollte aber nicht dass hilfe geholt wurde, sondern liess sich nur in ihre unterkunft bringen.
nach neun unterhielt ich mich noch eine weile mit kai und meiner mutter via messenger, wieder im fensterlosen zimmer. auch eine abendbeschäftigung, aber sonst gibt es hier wenig orte, wo  man in ruhe sitzen kann.
nicht ganz so früh geschlafen, in der nacht kräht der hahn unablässig, wie am tage.


dienstag 11. februar

die zweite sturmnacht dann noch harmloser als die erste, ich hätte gedacht, dass es auf den höhen des schwäbischen walds stärker blasen würde.
hartnäckig durchgehalten, was das schreiben der tagesberichte angeht, auch wenn ich sie nicht veröffentlichen kann, das dann am mittwoch, wenn ich wieder zuhause bin. nach dem schreiben alles zusammengeräumt, damit ich nach dem frühstück das zimmer räumen konnte. noch vor dem frühstück ein abstecher in den wolladen gemacht, dort vor allem nach lust und laune und gar nicht planvoll mich unmittelbar ansprechendes ausgesucht. alles andere kann ich auch im katalog oder onlineshop finden, in ruhe. ausserdem zwei bücher von bruno bujack erbeutet, das taschenbuch und das hutbuch. ich bin immer noch ein grosser fan seiner darstellungen und überlegungen, ganz ohne fotos kommt das daher und ist so hilfreich!

dann frühstück, leider war ich zu spät um noch ein joghurt abzubekommen. bis kurz vor neun noch geplaudert, mit einer teilnehmerin des anderen, zeitgleich stattfindenden kurses, die sich als botschafterin des saarlandes verstand  und damit bei mir offene türen einrannte. irgendwann fahre ich da mal hin.

kursbeginn ganz offiziell um neun. wir beginnen mit einer runde im sitzen und ich lasse mir die bereits entwickelten projekte vorstellen. erfreulicherweise sind alle teilnehmerinnen bereit, sich auch die projekte der anderen anzuhören. die meisten pläne kann ich nachvollziehen, bei einigen muss ich nachfragen und andere berechnungen anregen, aber insgesamt konnte wohl viel aus kurstag eins direkt angewandt werden. ich freue mich.
dann geht es los mit den vorfilzen, ich habe so lange zeit, mich mit der spät zu uns gestossenen teilnehmerin zu beschäftigen und mir ihr in kleinen schritten den ersten würfel zu flechten.
dann sind auch schon die ersten vorfilze fertig und werden geschnitten, mehr oder weniger selbstständig. das tempo der tn hängt dabei nicht nur von der grösse der vorfilze, sondern auch von ihren fertigkeiten und ihrer arbeitsgeschwindigkeit ab.

schauen sie mal meinen kursteilnehmerinnen über die schulter - licht und hintergrund sind teilweise nicht so schön, aber draussen hätte es die objekte weggeweht!
es gibt einen unentdeckten berechnungsfehler, der aber nicht schlimm ist, weil eher mehr als weniger material und einen zu sehr und zu schnell geschrumpften vorfilz, der zu klein für die geplante anzahl ein streifen ist. die streifenbreite zu verkleinern macht hier mehr sinn als zusätzlichen vorfilz zu produzieren, zumal kein material mehr vorhanden ist. es ist eben nicht nur notwendig, einen plan zu machen, man muss auch immer wieder kontrollieren, ob die eigene arbeit dem plan noch entspricht.
mittagessen, weiterarbeiten, die ersten eigenen filzobjekte werden fertig und fallen ganz  unterschiedlich aus. dabei spielen material und arbeitsweise die hauptrollen. eine überblicksrunde über alle werke und eine anschliessende feedbackrunde fallen sehr erfreulich aus, grosse zufriedenheit nicht nur mit dem gefilzten, sondern auch mit dem verlauf der beiden kurstage. ich teile noch ein wenig werbung aus, dann allgemeines fertigstellen und aufräumen, um sechs ist alles fertig und ich kann mich auf den weg machen.

vorher muss ich allerdings noch eine dicke schicht eis von den autoscheiben abkratzen, der  regen ist über den tag immer wieder festgefroren. gut habe ich mich schon vorher entschieden, für den  rückweg lieber einen umweg in kauf zu nehmen und grössere strassen zu wählen als wieder auf kleinen strässchen durch den wald zu irren wie am sonntag. ab welzheim ist die strasse dann aber auch trocken und ich traue mich, schneller zu fahren. bis stuttgart brauche ich eineinhalb stunden, und bin dann nicht nur froh über das abendessen bei freunden, sondern auch über das angebotene bett.

gelesen: endlich wieder internet - ganz viele blogeinträge!





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