ja, noch eine corona-edition mit der frage von frau brüllen: was macht du eigentlich den ganzen tag?
aufstehen nach wie vor um kurz nach halb sieben, momentan gehe ich dann immer gleich unter die dusche, die etwas länger als gewollt gewachsenen locken lassen sich so wenigstens für 24 stunden einigermassen in schach halten.
dann räume ich die spülmaschine aus, die nach wie vor mit nachtstrom läuft, und bereite das frühstück vor. um sieben uhr herum bekomme ich eine whatsapp-nachricht von meiner mutter, die mir guten morgen wünscht. so weiss ich, dass es ihr gut geht. das haben wir so im februar begonnen, nachdem sie eine ambulante op hatte, erneuert nach der op im märz und dann seither beibehalten. ich schreibe kurz zurück - meist geht es ums wetter - und grüsse.
dann frühstücke ich gemeinsam mit kai - dazu gehören auch ein oder mehrere züge scrabble per app und eine knappe lagebesprechung des tages. nach dem frühstück schreibe ich den blogpost für den vorangegangenen tag.
bis ich damit und mit der aufgabenliste für den tag fertig bin, steht die tochter auf und frühstückt. viertel nach acht bin ich fertig für den aufbruch in die werkstatt. kai arbeitet irgendwo im haus im homeoffice und auch die tochter verzieht sich an ihren schreibtisch und meist hinter das laptop um ihre home-schooling-aufgaben zu erledigen, oft mit parallel laufendem videochat mit der freundin.
in der werkstatt war ich heute damit beschäftigt, den tisch von der türsteinherstellung auf andere aufträge umzurüsten. drei aufträge habe ich bereits komplett abgeschlossen, zwei davon wurden postfertig verpackt. kai braucht flipchartpapier, das trage ich gleich mit den päckchen zum velo, so dass ich nichts vergessen kann auf dem heimweg.
dann mache ich mich an die planung der grösseren aufträge. es gilt materialmengen und schrumpfungsfaktoren zu berechnen. teilweise haben mir die auftraggeberinnen freie hand gelassen und ich kann das material einfach auswählen, teilweise muss ich überlegen, was ich mit dem vorhandenen machen kann oder bestellungen aufgeben.
um halb zehn kommt eine freudin um einen auftrag zu besprechen - sie möchte gerne eine laptoptasche haben, ich schlage vor, sie genau so wie ihre alte tasche mit reissverschluss anzufertigen. wir überlegen hin und her mit farben und dekor. am ende haben wir eine schöne lösung gefunden. ich hänge per telefon der gestrigen bestellung beim wollhändler noch etwas an, bekomme dann aber einen anruf, dass diese farbe so nicht mehr im sortiment ist. dann ist hier eben improvisationstalent gefragt. für alle fälle bestelle ich eine neue farbmusterkarte.
bevor ich feierabend mache, stelle ich noch einen vorfilz her, mit dem ich erste proben für einen grösseren auftrag machen will.
auf dem heimweg bringe ich die päckchen zur post. hier dürfen sich jetzt wieder vier personen in der filiale aufhalten, wobei man von draussen nicht in die schalterhalle sieht und ich deshalb wieder kehrt mache, weil sich bereits vier leute versammelt haben. eine davon, eine dame mit hund, telefoniert mit dem mobiltelefon im weg zum ausgang, das macht sie auch immer noch, als zwei leute den raum verlassen haben und ich nachgerückt bin.
ich bin noch vor zwölf uhr zuhause und bereite den mittagsimbiss vor. kai räumt den esstisch frei, er hat dort unterricht vorbereitet. wir essen brot und auflage und besprechen den weiteren ablauf des tages. kai will gleich nach dem essen noch eine kleinigkeit für den nächsten tag und fürs abendessen einkaufen, die tochter hat präsenzzeit vor dem rechner.
ich fahre zuerst mit einem auto voll karton, altglas, papier und alteisen zum recyclingcenter. neuerdings muss man hier fürs entsorgen von karton bezahlen, aber die preise halten sich sehr im rahmen.
dann geht es weiter auf den geisshof, dort lade ich 26 ganze und 8 halbe gemüsekörbe ein, um sie an verschiedene stellen im umland für die gemüsegenossen bereitzustellen. insgesamt fahre ich in der nächsten stunde fünf depots in baden und brugg an und liefere gemüse aus. in den depots sammle ich leere körbe ein und bringe sie anschliessend wieder zurück in den packraum auf dem geisshof.
zurück zuhause gibt es kaffee und patisserie vom bäcker, luxus unter der woche zu corona-zeiten. nur beim bäcker kann kai derzeit seine bereits bezahlten lunchchecks ausgeben und so gibt es halt auch mal etwas, was es sonst nicht gibt.
eine kleine weile bin ich mit schreibtischarbeit beschäftigt, eine antwort auf meine anfrage bei einem kursanbieter in deutschland, bei dem ich in zwei wochen einen kurs hätte halten sollen, wird mir zu einem späteren zeitpunkt versprochen, mit dem hinweis, dass eine rede von frau merkel erwartet würde. aha, filzkurse wurden also zur chefinnensache erklärt - und die lage ist hüben wie drüben unübersichtlich.
dann hole ich das bügelbrett und bügle die wäsche der vergangenen woche. nebenbei telefoniere ich mit meiner mutter. obwohl wir uns immer wieder vornehmen, nicht über die "aktuelle lage" zu sprechen, dominiert das corona-tagesgeschehen unsere gespräche. sie ist trotz der lockerungen der massnahmen sehr vorsichtig mit dem ausweiten ihrer aktivitäten und kontakten zu anderen menschen, berichtet aber von altersgenossen manches andere. ich bin froh, dass sie sich ihrer gefährdung durch eine infektion sehr bewusst ist, so dass es ihr vielleicht manchmal auch leichter als anderen fällt, auf bestimmte kontakte zu verzichten. aber ich sehe auch, dass jede lockerung der massnahmen und jeder offene laden, jeder wiedereröffnete coiffeursalon und womöglich auch bald auch gaststätten sozialen druck erzeugen.
die tochter installiert sich mit bildschirm und turnmatte im wohnbereich - sie startet das training mit ihrer geräteturngruppe um 19 uhr. kai bereitet das abendessen zu, es gibt bratwurst und pommes, dazu salat und im augenblick werde ich gerufen, weil die pommes die friteuse verlassen!
nach dem abendessen noch ein besprechung des kommenden, nicht einfachen tages und nachrichten schauen.
gelesen: lutz seiler, stern 111
gehört: rutger bregman, im grunde gut
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