Samstag, 21. Dezember 2019

20. dezember 2019 - konsumkritik auf dem neuen sofa

ein letztes mal früh aufstehen mit der tochter in diesem jahr. sie selbst freut sich auf die ferien, wichtiger aber noch ist das fleissige vorweihnachtliche beisammensein mit den freundinnen, die sich auch gegenseitig alle kleine geschenke machen, teils selbstgebastelt, teils süssigkeiten. handschriftliches in form von handlettering steht allgemein hoch im kurs.

ich nutze die frühe stunde zum adventskalenderlesen und bloggen. anschliessend frühstücke ich mit kai, der die zeit, die er durch einen homeofficetag an fahrtzeit einspart, meist schlafend zubringt.
ich mache ein paar überweisungen und drucke mir ein neues exemplar von "unravel your year" von susan conway aus. wie im letzten jahr bin ich ein wenig fasziniert von der idee, einen plan für das kommende jahr zu machen, zu haben, zu finden und zugleich ein wenig von dieser ganzen selbstbespiegelungs- und selbstoptimierungswelle abgestossen. sehe ich es wieder als spiel, wie schon im vergangenen jahr, kann ich es nutzen und zugleich kritisch hinterfragen.

anschliessend der freitägliche putzparcour. kai arbeitet im wohnzimmer, das beschert mir musik zum arbeiten, hält mich aber vom deutschlandradiohören ab. wir stellen es immer wieder fest, es braucht in dem offenen haus mehr rücksichtnahme untereinander, aber bisher geht es ganz gut. meine sorge ist vor allem, dass wir abends manchmal noch laut reden und filme schauen, wenn die kinder schon in ihren zimmern sind, aber bisher hat sich noch niemand beschwert.
wir warten ausserdem auf unser sofa, nach neun steht fest, dass es wirklich heute angeliefert wird. wir schaffen es gerade noch, das alte schlafsofa zu fotografieren (zur weiterverwertung auf tutti) und in die garage zu schaffen, dann steht auch schon der möbelimporteur vor der türe. er hat angemeldet, dass es eine zweite person zum tragen braucht, für ihn sind schon die drei treppenstufen in unseren wohnraum eine herausforderung. kai baut mit ihm das sofa auf, mit unserem werkzeug, denn das hat er auch nicht dabei, nicht einmal eine schere um die transportverpackung zu öffnen. das sofa ist schön, aber ein bisschen seltsam ist das dann doch gelaufen mit der lieferung. und die acht unterlagsscheiben, von denen nur fünf dem sofa beigelegt waren, werden wir in nicht allzuferner zeit dann doch auch noch anbringen, ganz ohne sinn werden sie wohl nicht sein, auch wenn unser möbellieferer sie für unnötig erklärt hat. aber schön ist das sofa, sagte ich das schon?

habemus sofam!
nach sofagedöns und endlich fertigputzen und noch eine kleinigkeit zu mittag essen fährt mich kai mit unserem grossen staubsauger in die werkstatt, hier ist auch noch jahresendputz angesagt. bis vier putze und staubsauge ich, dann vergnüge ich mich noch ein bisschen mit statistik, in welchem monat war ich wie lange in der werkstatt, wie viele kurse habe ich gegeben, wie gut war die offene werkstatt besucht? und zuletzt, ist es finanziell wieder einigermassen aufgegangen mit meiner werkstatt? die letzte frage kann ich hier schon mal beantworten: ja. und das sogar, obwohl ich keinen lehrgang mit seinen garantierten einnahmen in diesem jahr hatte.

kurz vor sechs holt mich kai in der werkstatt ab, nach einmaligem umplanen gehen wir nun zu fuss auf den ersten ennetbadener weihnachtsmarkt entlang der limmat. von weitem leuchten die buden schön über den limmatbogen, leider regnet es, von der lichtprojektion sehen wir nur noch den schluss, treffen aber den grossen sohn beim gucken und bratwurst gibt es auch keine. im strömenden regen gehen wir durch den ort zu freunden, die heute ihr adventsfenster öffnen und werden dort mit leckerer suppe und glühwein bewirtet. leider sind wir mittlerweile schon so durchgeweicht, dass wir nach einer halben stunde doch lieber den bus nach hause nehmen.

zu hause nach aufwärmen unter der dusche erstes sofaerlebnis für mich, die tochter kommt aus dem sport, wir schauen noch ein bisschen serie und nachrichten.

in einem beitrag über ama*zon geht es um die vernichtung neuer, aber nicht mehr verkäuflicher artikel, die nun verboten (?) werden soll. zu sehen sind ziemlich alte ventilatoren, die in die müllverbrennung gebracht werden. einerseits verstehe ich den ärger über eine solche verschwendung von ressourcen, andererseits zweifle ich am sinn diese praktik anzuprangern, denn wirtschaftlich ist der lagerraum für dinge, die wirklich verkauft werden für den betrieb weit mehr wert als die ventilatoren, die ohnehin keine abnehmer mehr finden.

was wäre die alternative? mehr lagerraum bauen? nur so viel produzieren, wie auch benötigt? aber ist das denn realistisch in einer welt, in der alle bedürfnisse nach waren so schnell wie möglich befriedigt werden wollen? wenn es wieder heiss wird im sommer den menschen sagen: deinen ventilator hättest du aber schon im märz bestellen sollen, dann wäre der jetzt im august fertig?

oder lieber die ventilatoren zu schleuderpreisen in die privathaushalte drücken, die umwelt mit der lieferung noch weiter belasten und dann werden sie dort nach und nach entsorgt? so wie es auch mit den zahllosen sinnentleerten weihnachtspräsenten der firmen an geschäftspartner passiert?

sie sehen, ich hätte da vor allem fragen, aber leider keine antworten. aber noch viel mehr als die oben genannten praktiken grosser handelshäuser regt mich die aufregung darüber auf, die schnell einen schuldigen benennt in einem konsumspiel, das wir alle schon allzulange mitspielen und jetzt nur mit mühe stoppen können, wenn wir es denn überhaupt ernsthaft wollen.

weihnachten kann kommen, ich bin eh schon bei der konsumkritik.

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