eigentlich dachte ich, ich wüsste genau, wie ich über diesen tag berichten würde: am morgen eher ferienstimmung mit gartenarbeit und einer schwimmrunde, am nachmittag besuch der botschaft und ein bisschen bern-sightseeing mit der tochter.
eines darf aber nicht unerwähnt bleiben: es ist uns zum wiederholten male gelungen, alle, wirklich alle notwendigen dokumente nicht nur kopiert, sondern auch im original, unterschrieben und beglaubigt dabeizuhaben, so dass wir uns für die beantragung eines personalausweises für die tochter nur eine viertelstunde in der konsularischen abteilung der deutschen botschaft aufhielten. dazu waren sämtliche mitarbeiter so nett und freundlich, dass selbst das fiebermessen vor dem eintreten seinen schrecken verlor.
nun muss ich mir das nur für den nächsten besuch merken, damit ich ein wenig entspannter an die ganze geschichte hin gehen kann. vielleicht wird das demnächst, also so in ungefähr fünf jahren, wenn es für kai und mich wieder aktuell wird, sogar ein schöner ausflug in die bundeshauptstadt, bei dem man so nebenbei einen neuen pass beantragt. jedenfalls die tochter und ich waren nach dem botschaftstermin noch im rosengarten und haben die aussicht auf die altstadt genossen:
schöön, gäu? (ich mag den berner dialekt wirklich gerne, kann ihn aber nicht sprechen. die beiden worte habe ich deshalb im wörterbuch berndeutsch nachgeschaut.) |
ausserdem gab es noch ein eis an der von der tochter ausgesuchten eisdiele. die lag zwar zufällig auch noch am bärengraben, dort war aber nicht viel los. per zufall haben wir aber drei der vier bären gesehen!
was mich aber seit gestern mittag, als die neuesten fallzahlen neuer coronainfizierte in der schweiz online waren, beschäftigt, sind eben diese zahlen, oder vielmehr der anstieg derselben. 220 neu gemeldete infektionen an einem tag, das gab es nicht seit um den 20. april herum. und das ist kein ausreisser, sondern zeichnete sich schon die letzten tage über ab. klare worte wurden in der pressekonferenz gesprochen, der direktor des bundesamts für gesundheit im o-ton: "die zukunft sieht etwas düster aus". (na, so klare worte waren das dann doch nicht.) verstehen muss man die besorgnis, die um sich greift, aber doch so, dass dringend massnahmen her müssen, um die situation unter kontrolle zu bringen. man wünscht sich eine maskenpflicht auch in läden und öffentlich zugänglichen räumen, die die kantone verhängen sollen, diese wollen darüber beraten.
weniger sorglosigkeit, das müssten der bund oder die kantone, meinetwegen auch die gemeinden oder städte, vielleicht verordnen -wenn das nur ginge!
man hat sich allenthalben an den schrecken gewöhnt, wie an die pfeile auf den böden und die desinfektionsmittelspender vor den geschäften, ignoriert sie gelegentlich und hat das gefühl, die lage sei unter kontrolle. auch wir sind sorgloser geworden, sind in den ferienwochen unterwegs gewesen, an so vielen orten hintereinander, wie zuvor lange zeit nicht. nicht völlig sorglos, denn wir machen uns immer noch gedanken, wo wir hingehen und wie wir uns dort sinnvollerweise verhalten, wir tragen masken im öv und manchmal beim einkaufen, wir haben alle die swiss-covid-app heruntergeladen und überprüfen gelegentlich, ob sie funktioniert. vermutlich machen es viele so wie wir, aber reicht das? wird das auch reichen, wenn die schule wieder anfängt und auch die oberschüler wieder im präsenzunterricht in die schule gehen, wenn die tochter jeden tag mit dem öv unterwegs ist, weil sie ab dem 3. august eine ausbildung beginnt?
und wie viele dürfen sich unvernünftiger verhalten, um die neuinfektionen nicht plötzlich wieder wie im märz hochschnellen zu lassen? wie viele dürfen alkoholisiert oder auch nicht, sorglos feiern und dabei vergessen, wo sie mit wem wann waren und auch ihre daten nicht hinterlassen?
"etwas düster" war zumindest gestern für meine zukunftseinschätzung eher untertrieben, und so wurde der gelungene besuch der botschaft nicht zu der erleichterung, die ich mir erhofft hatte.
Die wachsende Sorglosigkeit parallel zur dauerhaften Ignoranz - der Virus ist anderswo und nicht hier - fühlt sich nicht nur ungut an. Die Infektionszahlen sprechen ihre eigene Sprache. Momentan bin ich froh, dass die Schulferien gerade erst begonnen haben. Mir graut es vor dem Schulbeginn und werde trotzdem versuchen die nächste/n Änderung/en des Wiedereinstieg-Konzepts, inklusive deren Anordnungen, für den Regelschulbetrieb in den nächsten sechs Wochen abzuwarten und die Ferien zuhause genießen.
AntwortenLöschenDeiner Tochter wünsche ich einen gelungenen Start in ihrer Ausbildung!
Viele Grüße,
Karin